Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
aushandeln müssen.
Ich beobachtete, wie Sarah nackt an mir vorbeiging und im Bad verschwand. Wie viele Models hatte sie schon immer ein sehr entspanntes, fast nonchalantes Verhältnis zur Nacktheit gehabt. Ihr Körper war klassisch schön und sportlich straff. Ich bewunderte das Spiel ihrer Beinmuskulatur; ihre sonnengebräunte Haut war makellos glatt, aber mit diesen Schnittwunden und Prellungen würde sie ihre Beine nicht so bald wieder in einem Minirock zur Schau stellen können.
Als die Dusche zu plätschern begann, lehnte ich mich ans Kopfende des Betts zurück und zappte weiter ohne Ton durch die Programme. Ich konnte noch immer keine Nachrichten finden, aber wenn ich ein Diamantcollier oder Gartenmöbel hätte kaufen wollen, wäre heute mein Glückstag gewesen. Mein Kinn ruhte auf meiner Brust, und ich hatte mir ein Kissen unter den Rücken gestopft. Ich merkte, dass ich nass, schlammig und verschwitzt roch und wie Sarah unter die Dusche musste. Ein Blick in den Spiegel links neben dem Fernseher zeigte mir eine Vogelscheuche, die sich dringend rasieren musste.
Endlich fand ich eine Nachrichtensendung, in der nach Bildern aus dem Wald auch der See gezeigt wurde. Ich machte mir nicht die Mühe, den Ton anzuschalten. Auf dem Fernsehschirm kamen alle möglichen Rettungsfahrzeug herangerast und fuhren wieder davon, während Polizisten und Rettungssanitäter in Regenkleidung herumliefen. Dann gab ein Polizeibeamter vor dem Hintergrund dieser Aktivitäten ein Interview. Was er sagte, interessierte mich nicht wirklich; falls ein Polizeibeamter erschossen worden war, würde das
Fernsehen anschließend sein Bild zeigen. Das würde nichts an meinem Auftrag ändern, ihn allerdings wahrscheinlich schwieriger machen.
Nach den Nachrichten kam wieder Werbung. Ich befand mich halb in Trance und versuchte, nicht einzunicken. Meine Augen brannten fast so stark wie mein linker Arm, der jetzt wenigstens etwas verschorft war. Um die Wunde würde ich mich später kümmern müssen. Falls ich Tetanus hatte, würde ich das sehr bald merken. Ich grinste mein Spiegelbild an, während ich mir sagte, dass ich dann die Polizei verklagen könnte. Schließlich waren wir hier in Amerika.
Ich sah den Werbespot eines Spielzeugherstellers, in dem zwei Mädchen mit Puppen spielten. Scheiße! Ich lehnte mich zum Nachttisch hinüber, auf dem neben dem Telefon ein Days- Inn-Notizblock mit Kugelschreiber lag, und schrieb ein großes K auf mein linkes Handgelenk. Neben dem Kugelschreiber lag ein Streichholzbriefchen. Ich steckte es in die Tasche meiner Jeans zu den Reservemagazinen.
Obwohl ich mich wie erschlagen fühlte, stemmte ich mich hoch und nahm das Telefonbuch von Sarahs Jeans. Sie rutschten zu Boden, aber ich hatte keine Lust, sie wieder aufzuheben.
Ich blätterte im Branchenverzeichnis unter Autovermietungen, rief eine kostenlose Nummer an und erfuhr, dass ich für dreiundvierzig Dollar pro Tag plus Steuer und Versicherung einen Wagen mieten konnte, der in spätestens einer Stunde vor dem Motel stehen würde.
Als ich gerade auflegte, kam Sarah aus dem Bad. Sie hatte sich in ein großes Badetuch gewickelt und trug ein kleineres in der Hand. Sie duftete nach Seife und Shampoo, als sie an mir
vorbeiging, um nach ihren Sachen zu sehen.
»Mit wem hast du telefoniert?«, fragte sie, während sie sich bückte und ihre Jeans wieder auf das Klimagerät legte.
»Ich habe einen Mietwagen bestellt.«
»Ausgezeichnet. Wann fahren wir weiter?«
Ich wusste nicht, weshalb sie so zufrieden war. Schließlich fuhren wir nirgends hin, wo sie hinwollte. »Wir?«, fragte ich. »Was soll dieser ständige Fir-Scheiß? Die Sache mit dem angeblich geplanten Attentat ist dein Problem, Sarah, nicht meines. Gemeinsam ist uns nur, dass North Carolina Police, FBI und wer sonst noch Überstunden leisten will, nach uns fahnden, und falls du einen Polizeibeamten erschossen hast, sitzen wir echt in der Scheiße, wenn sie uns schnappen. Glaub mir, das überleben wir nicht - die Polizei knallt uns eiskalt ab, statt uns zu verhaften.
Wir tun nichts. Ich sorge erstens dafür, dass wir irgendwie aus dieser Scheiße rauskommen, und bringe dich dann nach England zurück. Damit ist die Sache für mich erledigt. Was anderswo passiert oder was du dagegen unternehmen willst, ist mir scheißegal. Ich habe schon genügend Probleme. Netanjahu soll meinetwegen der Teufel holen!«
Sie setzte sich ans Bettende und sah mich an. Ich wusste, dass sie versuchen würde, mich zu
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