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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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bedrohte sie mit der Pistole und brüllte sie an: »Aussteigen! Los, los, raus aus dem Wagen!« Mein Akzent hatte sich weiter verschlechtert.
    Die Fahrerin war ungefähr dreißig. Ihre Haarpracht musste jeden Tag ein paar Stunden Pflege erfordern. Ihr Make-up war etwa zwei Millimeter dick und sah wie regennasser Beton aus,
    als sie jetzt zu weinen begann.
    »Raus, raus!«, brüllte ich.
    Ihre Tür war verriegelt. Ich trat mit dem Fuß dagegen und führte mich wie ein Verrückter auf, was fast der Wahrheit entsprach. Die Blondine gab schließlich nach; Sarah hörte das Klicken der Zentralverriegelung und ging hinter mir vorbei, als die Frau ausstieg. Ich machte ihr ein Zeichen, sie solle sich ans Steuer setzen; Sarah drängte sich an der Blondine vorbei, die schluchzend auf der Straße stand. »Ich habe Babys. Bitte erschießt mich nicht, bitte, nicht! Nehmt den Wagen, nehmt den Wagen. Nehmt mein Geld. Bitte erschießt mich nicht.«
    Ich hätte am liebsten geantwortet: Halt die Klappe! Niemand will dich erschießen. Ich spiele bloß den Verrückten, um dich einzuschüchtern; so greifst du zu keiner Waffe, und wir bleiben alle am Leben.
    Sarah saß am Steuer, hatte ihre Tür zugeknallt. Ich lief um den Wagen herum und stieg ebenfalls ein. Noch bevor ich die Beifahrertür geschlossen hatte, wendete sie bereits auf der Straße. Ich sah nach unten, um festzustellen, worauf ich saß. Es war die Handtasche der Blondine. Die sollte sie wenigstens behalten dürfen. Ich schob den Pistolenlauf unter die Henkel und warf ihr die Handtasche hinaus, als Sarah mit aufheulendem Motor, ruckartigem Bremsen und quietschenden Reifen mehr schlecht als recht gewendet hatte.
    »Tempo, gib Gas!«
    Das brauchte ich ihr nicht zwei Mal zu sagen.
    Das Wageninnere roch nach Parfüm und frischem Kaffee. In der Halterung zwischen den Sitzen stand ein großer Styroporbecher mit Deckel; ich griff danach und schüttelte ihn prüfend. Der Becher war halb voll, der Kaffee sogar noch warm. Ich nahm ein paar Schlucke und gab ihn dann Sarah. Die Klimaanlage lief; ich schaltete sie aus und drehte an den Knöpfen herum, bis die Heizung einen glühend heißen Luftstrom auf unsere Füße lenkte.
    »Wohin, Nick? Wohin soll ich fahren?«
    Das wusste ich auch nicht. »Einfach weiter, bis ein Straßenschild kommt.«
    Zehn Minuten später erreichten wir eine größere Straße, die sich als Route 98 erwies. Links ging es nach Raleigh, rechts nach Durham.
    »Links, nach links!« Auch diese Straße war nur zweispurig, aber breiter als die vorige und von einzelnen Häusern gesäumt.
    Der Verkehr wurde bald dichter, als wir in einen Strom von Fahrzeugen auf ihrer täglichen Migration in die City gerieten. Wenig später steckten wir mitten im Großstadtverkehr und fanden dadurch etwas Deckung.
    »Hast du überhaupt noch Munition?«, fragte ich Sarah.
    Sie gab mir ihre Pistole. Ich kontrollierte das Magazin, füllte es wieder auf und gab ihr die Waffe zurück. »Danke«, murmelte sie, als sie die Pistole unter ihren rechten Oberschenkel steckte.
    Ich fing an, unsere Umgebung zu erkennen. Der Verkehr geriet mehr und mehr ins Stocken, weil an jeder Ampelkreuzung weitere Autoströme aus den Vororten auf die Hauptverkehrsstraße geschleust wurden. Häuser sahen wir allerdings keine, weil die Verkehrsader, auf der wir uns befanden, auf beiden Seiten von Bäumen und ebenerdigen Gewerbebauten gesäumt war.
    Schließlich erreichten wir den Autobahnring, sahen Wegweiser zum Flughafen und bogen nach rechts auf die
    Autobahn ab. Ungefähr auf halber Strecke zum Flughafen sahen wir von der in diesem Bereich auf Betonstützen geführten Autobahn auf ebenerdige quadratische Gebäude hinunter, von denen viele Motels oder Schnellrestaurants waren: Inseln in einem Meer aus bunten Leuchtreklamen. Der Regen war zu einem leichten Nieseln geworden.
    Sarah nahm die nächste Ausfahrt, und wir fuhren einige Zeit kreuz und quer durch das Gelände unter der Autobahn und suchten ein für uns geeignetes Motel. Wir kamen an einem Days Inn vorbei: einem frei stehenden T-förmigen Gebäude mit der Rezeption im Querbalken und drei Geschossen mit braunen Türen, die den senkrechten Strich bildeten. Es hatte schon bessere Zeiten gesehen, war aber genau das, was wir brauchten. Sarah fuhr daran vorbei, damit ich mir die nähere Umgebung des Motels ansehen konnte. Jetzt wusste ich, in welche Richtung wir flüchten konnten, falls auf einmal die Polizei an unsere Zimmertür klopfte.
    »Gleich hier

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