Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
links.«
Sie fuhr auf den großen Parkplatz des benachbarten Sportgeschäfts. Auf dieser Fläche, die ungefähr vierhundert Wagen Platz bot, standen schätzungsweise zweihundert Autos geparkt. Sarah fand einen Platz ziemlich in der Mitte und stellte den Mazda dort ab. Wir wischten unsere Fingerabdrücke im Wageninneren ab, stiegen aus und wischten sie auch von den Türen ab. Das würde nicht viel nützen - die Polizei hatte unsere Fingerabdrücke aus dem Van -, aber unsere Verfolger wenigstens etwas aufhalten.
Auf dem Rückweg zum Motel versuchten wir, uns etwas ansehnlicher zu machen, indem wir Schmutz und Tannennadeln von unserer Kleidung klopften. Der Effekt war nicht sonderlich überzeugend. Auf dem Parkplatz zogen wir ein paar neugierige Blicke auf uns, aber niemand interessierte sich wirklich für uns, denn Amerikaner wissen, dass es unangenehme Folgen haben kann, abgerissen aussehende Unbekannte anzustarren. Über uns rauschte der Verkehr auf der Autobahn vorbei, und die Druckluftbremsen eines Lastwagens zischten laut, als er hielt, um Ware auszuliefern.
Während ich unsere Papiere aus den Gartenhandschuhen und der Frischhaltefolie wickelte, erklärte ich Sarah unsere Legende. »Okay, wir sind Engländer - Freund und Freundin, auf der Fahrt von der Küste bei Cape Fear, haben einen kleinen Unfall gehabt. Wir haben bei strömendem Regen versucht, unseren Wagen wieder auf die Straße zu bekommen, und wollen jetzt nur ein trockenes Plätzchen, um uns von unseren Strapazen zu erholen.«
Sie überlegte kurz: »Einverstanden.«
Ich säuberte den Jackenärmel, den der Hund zerbissen hatte, so gut wie möglich und wischte das an meiner Hand angetrocknete Blut an meinen Jeans ab. Indem ich auf die hartnäckigsten Flecken spuckte und rieb, gelang es mir, auch sie zu entfernen.
Bevor wir das Motel betraten, fuhren wir uns noch rasch mit allen zehn Fingern durchs Haar, um etwas ansehnlicher zu wirken. Trotzdem sahen wir reichlich schäbig aus - aber das Motel war ebenso schäbig. Der Teppichboden in der Rezeption hätte dringend erneuert werden müssen, und die Wände hätten einen neuen Anstrich brauchen können. Links von uns plärrte ein viel zu laut eingestellter Fernseher zwischen Kaffee- und Getränkeautomaten, als die Automatiktür sich hinter uns schloss.
Die junge schwarze Rezeptionistin empfing uns mit der von ihrer Motelkette vorgeschriebenen Begrüßungsformel: »Hi, wie geht’s Ihnen heute?«, während sie noch etwas Wichtiges studierte, das vor ihr lag. Sie war siebzehn, höchstens achtzehn Jahre alt und trug zu einem kastanienbraunen Polyesterrock mit ärmelloser Weste eine weiße Bluse. Auf ihrem Namensschild stand, dass sie Donna hieß. Sie trug ihr schulterlanges Haar links gescheitelt, hatte eine Brille mit großen runden Gläsern auf der Nase und bedachte uns mit einem strahlenden Lächeln, als sie jetzt aufsah. Es war vermutlich nicht echt, aber immerhin war sie seit einiger Zeit der erste Mensch, den wir aus der Nähe sahen, ohne dass er auf uns zu schießen versuchte.
Ihr Lächeln verblasste, als sie uns genauer betrachtete. »Was ist mit euch passiert, Leute?«
Ich spielte den dämlichen englischen Touristen. »Uns ist heute Morgen ein Reifen geplatzt, und wir sind bei diesem Regen von der Straße abgekommen. Sie sehen ja, wie schlimm wir zugerichtet sind. Das Ganze war ein Albtraum, und wir möchten nur noch duschen und schlafen.« Ich hörte zu jammern auf und ließ erkennen, wie sehr ich mich selbst bemitleidete, während ich ihr den Zustand meiner Jeans vorführte.
Wir sahen reichlich mitgenommen aus, das musste sie zugeben. »Wow!« Sie wandte sich ihrem Bildschirm zu und ließ ihre Finger über die Tasten klappern. »Mal sehen ...« Das klang nicht sehr hoffnungsvoll. »Es ist noch früh, und ich weiß nicht, ob schon Zimmer fertig sind.« Dann lächelte sie, während sie Informationen vom Bildschirm ablas, und ich wusste, dass wir Glück gehabt hatten. »Hey, wissen Sie was?
Ich habe ein Doppelzimmer - aber nur ein Raucherzimmer.« Sie sah auf, als erwarte sie, dass wir ihre Abneigung teilten.
»Oh, das ist in Ordnung, danke«, sagte ich. Sie musterte uns, als hätten wir uns in untermenschliche Wesen verwandelt. »Wir sind Nichtraucher, aber im Augenblick ist uns alles recht«, fügte ich hastig hinzu. Das machte uns wieder zu Menschen, und das strahlende Lächeln kehrte zurück.
Ihre Finger klapperten wieder über die Tasten. »Klar. Ich habe ein Sonderangebot für Sie:
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