Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
mit laufendem Motor direkt vor dem Zielobjekt parken.
Niemand ging drüben hinein und kam gleich wieder heraus; niemand ging auf der Straße vorbei und schien etwas in seinen Kragen zu murmeln. All das bedeutete, dass unser Treff nicht überwacht wurde - oder dass die Beschatter ihre Sache ausgezeichnet machten.
In der Einbahnstraße fuhren Autos, Lieferwagen und Taxis von rechts nach links an mir vorbei. Als der Verkehr wegen der Ampel an der M Street wieder einmal zum Stehen kam, sah ich Metal Mickey tief zusammengesunken auf dem Rücksitz eines Taxis sitzen. Da er eine Sonnenbrille trug, konnte ich nicht erkennen, wohin er blickte, aber ich hoffte, dass er sich ebenfalls die Mühe machte, seine Anfahrtsroute zu kontrollieren. Vielleicht war er doch nicht so dämlich, wie ich bisher angenommen hatte. Der Verkehr kam wieder in Gang, und sein Taxi rollte an mir vorbei.
Wenn es etwas gab, das ich noch mehr hasste, als die Umgebung eines Treffpunkts kontrollieren zu müssen, war es der Treff selbst. Bei scheinbar harmlosen Ereignissen dieser Art kommen Leute zu Tode - wie ein Verkehrspolizist, der einen Wagen anhält, der bei Rot über eine Kreuzung gefahren ist, Pech haben und von dem Fahrer erschossen werden kann.
Ich blieb sitzen, um zu warten und zu beobachten. Weder das Personal noch andere Gäste würden sich darüber wundern, wie lange ich an diesem Tisch saß; die Zeitung und die Doppeltasse Kaffee signalisierten, dass ich es nicht eilig hatte. Ich kontrollierte nochmals meine Umgebung, damit sichergestellt war, dass ich nicht etwa neben einem Agenten saß. Das war mir einmal außerhalb von Derry passiert: Ich hatte nachts bei einem Unternehmen zur Entführung eines mutmaßlichen Terroristen in meinem Auto gewartet und erst entdeckt, dass ich ausgerechnet vor dem Haus seines Bruders parkte, als jemand versuchte, mein Auto und mich mit der Schaufel eines Radladers zu zerquetschen. Wahrscheinlich hatten sie das mit jedem Idioten gemacht, der nur vor dem Haus stehen geblieben war, um in der Nase zu bohren.
Metal Mickey erschien auf die Minute pünktlich - jedoch nicht aus der Richtung, aus der ich ihn erwartete, sondern wie zuvor mit dem Taxi von rechts. Er trug denselben auffälligen Anzug mit einem grellbunten Hemd wie beim ersten Treff, als fürchte er, ich könnte ihn nicht wieder erkennen. Über seiner rechten Schulter hing der Tragegurt einer Laptoptasche. War das Material, das er mir zeigen wollte, auf einer Festplatte gespeichert, und der Trottel hatte sie tatsächlich mitgebracht? Vielleicht war er doch nicht so clever, wie ich ihm zugebilligt hatte.
Nachdem er seine Route kontrolliert hatte, betrat er ohne zu zögern die Bread and Chocolate Bakery. Gut gemacht. Er wusste, was ich damit gemeint hatte, als ich betont hatte, bei diesem Treffen zahle er: Ich würde ihn beobachten, während er hineinging, und mich vergewissern, dass uns keine unliebsamen Überraschungen drohten.
Ich wusste seit unserem ersten Treff, dass er Rechtshänder war, und sah jetzt, dass er sein Jackett zugeknöpft trug - also vermutlich unbewaffnet war. Das bedeutete in diesem Stadium nicht allzu viel, aber auch solche Dinge mussten für den Fall bedacht werden, dass mit unserem Treff etwas schief ging.
Ich wartete bis 12.35 Uhr; tauchte ich nicht dort drüben auf, würde er weitere fünfundzwanzig Minuten warten und morgen um 12.30 Uhr zurückkommen. Während ich langsam aufstand, achtete ich darauf, dass meine Pistole mir nicht aus dem Hosenbund fiel. Es war scheußlich, wieder mal kein Schulterhalfter zu haben; deswegen hatte ich schon zweimal eine Waffe verloren. Ich verließ den 7-Eleven und sah mich nochmals um, bevor ich die 23 rd Street überquerte. Nichts. Scheiße, irgendwann musste Schluss sein mit der Kontrolliererei.
Als ich die Eingangstür aufzog, sah ich Metal Mickey in der Schlange vor der Theke warten. Der Coffee Shop war noch immer überfüllt. Ich ging an Metal Mickey vorbei und spielte den Überraschten. »Hi! Was machen Sie denn hier?« Er drehte sich um, grinste erfreut, als habe er mich lange nicht mehr gesehen, und schüttelte mir die Hand. »Oh, das freut mich aber ... hab Sie ewig lange nicht mehr gesehen.« Er strahlte mich an. »Wie wär’s mit Kaffee und ‘ner süßen Versuchung?«
Ich sah mich um. Nirgends war ein Platz frei. »Der Laden gegenüber ist nicht so voll«, stellte ich fest. »Kommen Sie, wir gehen dort rüber.« Er stimmte grinsend zu. Als wir auf die Straße traten, schlug er
Weitere Kostenlose Bücher