Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Doppelkabine, verchromten Stoßstangen und einer Fahrradhalterung mit den Mountain-Bikes der Kinder. Im Vorgarten verkündete ein großes Schild, dieses Haus sei zu verkaufen.
Eine ältliche Mexikanerin in einem beigen Regenmantel kam aus der Haustür, von der fünf oder sechs ziemlich ausgetretene Steinstufen zum Gehsteig hinunterführten. Sie nickte uns zu, lächelte und ging wortlos weiter. Ich sah zu Sarah hinüber. »Das war meine neue Freundin, glaube ich.«
Josh, dessen Glatze, Brille und Zähne um die Wette blitzten, erschien breit grinsend an der Haustür. Er trug ein graues Sweatshirt, eine steingraue Trekkinghose mit Gürtel und Wanderstiefel. Als er auf uns zukam, grinste er weiter, konzentrierte sich aber mehr auf den Versuch, Sarah durch die in der Sonne glitzernden Scheiben des Taxis zu erkennen.
Er riss meine Tür auf, und ich stieg aus, nachdem ich den Fahrer bezahlt hatte, der mein Geld mit einem weiteren Grunzen entgegennahm. Wir schüttelten uns die Hand, wobei ich wieder einmal merkte, dass Josh den kräftigsten Händedruck aller Männer hatte, die ich kannte. »Freut mich, dich zu sehen, Mann!«, sagte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir so bald wieder zusammenkommen würden.« Seine Stimme wurde leiser. »Na, wie hat dein Job geklappt?«
»Ziemlich gut, Kumpel. Ein Tag Arbeit, das war’s schon.« Es war schön, ihn wieder zu sehen. Josh ließ meine Hand los, und ich rieb sie mir, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen.
Sarah, die ebenfalls ausgestiegen war, kam zwischen den beiden Wagen auf uns zu. Ich deutete auf meinen Freund. »Sarah, das hier ist Josh.«
»Hi, Sarah«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. Obwohl er sich bestimmt zurückhielt, zuckte Sarah bei seinem Händedruck leicht zusammen.
»Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Josh. Nick hat mir schon viel von Ihnen erzählt.« Sie hatte anscheinend zu viele Romane gelesen, denn wer sagte so etwas schon im richtigen Leben?
Josh strahlte sie an. »Ich weiß nicht, was er über mich verbreitet, aber sobald wir drinnen sind, erzähle ich Ihnen die ganze Wahrheit.« Er führte uns die Treppe hinauf ins Haus.
Sarah fragte als Erstes nach der Toilette. Josh zeigte die Treppe hinauf. »Erste Tür links.« Dann rief er hinter ihr her: »Wir gehen ins Wohnzimmer, also können Sie so laut sein, wie Sie wollen.« Mir fiel ein, dass ich sie vor Joshs speziellem Sinn für Humor hätte warnen müssen. Jetzt fragte ich mich, ob er mit dazu beigetragen hatte, dass seine Frau mit einem Bäume umarmenden Jogalehrer durchgebrannt war.
Die Koffer standen noch in der Diele. »Wo sind die Kinder?«, fragte ich, als ich daran vorbeiging.
»Kids spüren keine Zeitverschiebung. In Washington wird eifrig geprobt, Mann. Der große Tag ist morgen.«
Ich hatte keine Lust, dieses Thema zu vertiefen. Es bewirkte nur, dass ich mir schäbig vorkam, und außerdem war es noch zu früh, ihn mit dem wahren Grund für meinen Besuch zu überfallen. »Natürlich müssen sie proben. Aber das macht ihnen bestimmt Spaß.«
Das Haus hatte sich nicht im Geringsten verändert. Auf dem hochflorigen grünen Teppich stand noch immer die Sitzgruppe
- ein dreisitziges Sofa mit zwei Sesseln - mit dem geblümten Chintzbezug. Überall standen und hingen gerahmte Fotos: Josh als Soldat, Josh als Angehöriger der Special Forces, Josh mit den Kindern, Josh mit Geri und den Kindern, lauter Familienbilder und dazwischen grässliche Schulfotos: in Reihen angeordnete Kinder in Schuluniform, die mit Zahnlücken so dämlich in die Kamera grinsten, wie es nur Kinder tun, die ein Fotograf zum Lächeln zu animieren versucht.
Josh machte die Tür hinter uns zu. »Okay, mein Freund, wie steht’s mit Sarah?«, fragte er. »Was weiß sie?«
Ich trat etwas näher an ihn heran. »Sie weiß nur, dass ich Kellys Vormund bin, weil ihre Angehörigen ermordet worden sind. Sie weiß, was Kevin beruflich gemacht hat und wodurch ich ihn gekannt habe. Du bist der zweite Testamentsvollstrecker. Dadurch sind wir Freunde geworden. Sie glaubt, dass ich bei einem privaten Sicherheitsdienst arbeite. Über Details haben wir noch nicht gesprochen.«
Josh nickte. Sehr viel mehr wusste er selbst nicht über mich. »Okay. Jetzt nur noch schnell eine Frage, Kumpel. Soll ich Maria ein oder zwei Betten beziehen lassen, wenn sie zurückkommt?«
Das war eine gute Frage, auf die ich eine überzeugende Antwort geben musste. Ich grinste breit. »Eines, versteht sich.«
»Ist gebongt!« Josh
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