Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
erwiderte mein Grinsen mit Verschwörermiene. Wir nahmen Platz - er in einem Sessel, ich auf dem Sofa.
»Die nächste wichtige Frage: Wie geht’s Kelly? Ist sie gut bei ihren Großeltern angekommen?«
»Oh, ihr geht’s gut. Ich habe erst gestern mit ihr telefoniert; ihr tut es sehr Leid, dass sie nicht länger mit euch zusammen sein konnte. Ich denke, dass ihr bald eine Dankeschönkarte von ihr bekommen werdet.«
Diese harmlose Unterhaltung ging mir schwer auf die Nerven. Normalerweise hätte es mir nichts ausgemacht, über solchen Scheiß zu reden; schließlich beruhte unsere Beziehung auf unserer gemeinsamen Verantwortung für Kelly. Aber im Augenblick konnte ich nur daran denken, dass ich im Begriff war, sein Vertrauen zu missbrauchen - auch wenn ich wusste, dass ich damit das Richtige tat.
Die Tür wurde geöffnet, und Sarah kam herein. Josh stand auf. »Will jemand ein Bier?«
Sarah lächelte unsicher. Auf Cocktailpartys in der Botschaft wurde vermutlich kein Bier angeboten, und ich konnte mir vorstellen, dass in ihren Kreisen nicht besonders viel Bier getrunken wurde.
Josh wandte sich an sie. »Oder lieber Kaffee?«
»Ja, bitte.«
Er ging zur Tür und sprach dabei weiter: »Die Kinder kommen bald von der Generalprobe zurück, und dann ist hier die Hölle los. Sie werden’s cool finden, dass du uns besuchst, Nick.«
Wir hörten, wie er sich in der Küche zu schaffen machte. Sarah setzte sich in einen Sessel. Die Entfernung zwischen uns war nicht allzu groß, aber unter den gegenwärtigen Umständen doch bedeutsam. »Sarah, wir teilen uns heute Nacht ein Zimmer«, stellte ich fest.
Sie begriff sofort, stand auf und setzte sich neben mir aufs Sofa. »Wie geht’s weiter?«
Es hatte keinen Zweck, ihr etwas vorzumachen. »Keine Ahnung, pass einfach auf und lass mich reden. Für irgendwelche Vorstöße ist es noch viel zu früh.«
Sarah starrte kummervoll den Teppich an. »Ich mache mir schreckliche Sorgen, Nick. Es muss einfach funktionieren!«
»Verlass dich auf mich. Siehst du das Buch dort drüben?« Ich nickte zu dem Bücherregal neben dem offenen Kamin hinüber. »Ich meine den Bildband in der zweiten Reihe von unten.« Dort stand ein opulenter Prachtband mit dem Titel Designing Camelot - the Kennedy White House Restoration. Ich sah Sarah an, die meinen Blick durch ihre Brille erwiderte. »Das muss ein gutes Omen sein.« Ich konnte nur hoffen, dass mein Tonfall optimistischer klang, als mir zu Mute war.
Sarah nickte, und aus ihrem Gesichtsausdruck sprach neue Entschlossenheit. Als Josh mit einem Tablett zurückkam, auf dem eine Isolierkanne, Zucker und Sahne, Kaffeebecher und eine Schale mit einer Packung Kekse standen, zog sie eben den Bildband aus dem Regal. Er goss die Becher voll. »Mit Sahne, ohne Zucker?«, fragte er. Wir nickten beide.
Sie sah auf und erwiderte seinen Blick. »Eine Klassefrau, was?« Sarah drehte das Buch um und zeigte uns eine Porträtstudie von Jackie Kennedy.
»Ja, Ma’am, sie hat diese Stadt regelrecht auf den Kopf gestellt. Auf diesem Foto steht sie in dem Saal für Staatsbankette. Sie war unsere Prinzessin Diana, könnte man sagen. Geri hat sie geliebt. Dieses Buch habe ich ihr zum Geburtstag geschenkt, kurz bevor sie abgehauen ist.«
Josh fing an, die Kekspackung aufzureißen. »Die muss ich
vor den Kindern verstecken, sonst wären nie welche da.«
Sarah und ich nahmen je einen der angebotenen Kekse.
»Wisst ihr was?«, fragte Josh kauend. »Ich hab nie geahnt, was man als allein erziehender Vater alles zu tun hat. Ich hab verdammt viel dazulernen müssen.«
Sarah wirkte überrascht.
Josh wandte sich an mich. »Du hast ihr nichts erzählt?« Aber das schien ihm sogar zu gefallen.
»Das wollte ich lieber dir überlassen«, sagte ich rasch. »Yeah, das wollte ich dir überlassen - und ihr später die Wahrheit erzählen.«
Er sah zu Sarah hinüber. »Geri hat sich mehr und mehr für lokale Projekte engagiert und alle möglichen Kurse belegt, weil sie sich ...«, er verzog das Gesicht, um seine Worte zu unterstreichen, »... weil sie sich weiter entwickeln wollte.« Er stellte ihr einen Kaffeebecher hin. »Unter anderem hat sie mit Joga angefangen. Wissen Sie, ich hab zu viel gearbeitet und bin vielleicht auch zu ahnungslos gewesen, um zu merken, was da gelaufen ist. Mir ist einfach nicht aufgefallen, dass dieser Unterricht im Lauf der Monate immer länger gedauert hat.«
Ich lächelte mitfühlend, als Josh mir meinen Becher hinstellte, aber er
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