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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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einen 60-jährigen Schreibtischhengst aus dem Außenministerium kümmern zu müssen, während er an Ort und Stelle den sparsamen Einsatz der gelieferten Waffen kontrollierte. Colin war dafür bestimmt worden, ständig an der Seite unseres Schutzbefohlenen zu bleiben, während wir die großräumige Absicherung übernehmen würden. »Scheiße«, sagte Colin. »Das wird wie eine Episode aus Yes, Minister .« Er schaffte es prompt, den Auftrag abzugeben, der dann bei mir landete.
    Unser Team bestand aus Colin, Finbar, Simon und mir. Wir saßen in der Borough High Street knapp südlich der London Bridge in einem Bürogebäude aus den Sechzigerjahren im Besprechungszimmer, tranken Tee aus dem Automaten und unterhielten uns, während wir darauf warteten, dass die Besprechung beginnen würde. Als dann eine Frau, die keiner von uns kannte, den Raum betrat, machten alle - unser Team und die zur Einsatzbesprechung anwesenden Berater - große Augen. Die Unbekannte war eine dunkelhaarige Schönheit, deren knappes schwarzes Kostüm ihren Körper kaum verbarg. Sie nickte den Leuten zu, die sie kannte, nahm Platz und tat so, als merke sie gar nicht, dass viele männliche Augenpaare sich in ihren Rücken bohrten.
    Colin konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Als sie ihre Kostümjacke auszog, ließ ein ärmelloses schwarzes Top ihre Schultern sehen. Man merkte ihnen an, dass sie regelmäßig trainierte. Das machte Colin noch aufgeregter.
    Er beugte sich zu Finbar hinüber und flüsterte ihm zu: »Ich brauche einen Anwalt.«
    »Wozu das, Kleiner?« So nannte Finbar ihn immer, was komisch klang, weil der Ire ungefähr einen halben Kopf kleiner als Colin war.
    »Ich will mich scheiden lassen.«
    Wir alle waren gespannt, was sie zu der Besprechung beitragen würde, und staunten nicht schlecht, als sich herausstellte, dass sie »der Beamte« war, den wir beschützen sollten. Ich musste grinsen. Ich wusste, was kommen würde, und keine fünf Sekunden später stieß Colin mich an. »Nick .«
    Ich ignorierte ihn, um ihn noch etwas länger zappeln zu lassen. »Nick .«
    Ich wandte mich ihm zu und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich übernehme diesen Job wieder selbst, Kumpel.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    Die Einsatzbesprechung verlief wie üblich, aber ich glaube, dass wir alle mehr auf sie als auf die Einzelheiten unseres Auftrags achteten. Als sie dann aufstand und selbstbewusst das Wort ergriff, waren wir von ihrer leicht rauchigen Stimme fasziniert. Falls der Intelligence Service eines Tages keine Verwendung mehr für sie hatte, konnte sie sofort bei einer Telefonsexagentur anfangen.
    Sarah erklärte uns, sie habe den Auftrag, einen flugfähigen russischen Kampfhubschrauber Mil Mi-24 Hind zu beschaffen - und in den Westen zu bringen -, dessen wirkliche Leistungsfähigkeit bisher, so sagte sie, nicht genau bekannt sei. Noch lieber seien ihr zwei, fügte sie hinzu. Sie sollte den Afghanen einen Handel vorschlagen: Wir würden sie im
    Kampf gegen die russischen Besatzer weiter durch Ausbilder und Waffenlieferungen unterstützen, und sie würden sich dafür mit ein bis zwei Hubschraubern revanchieren.
    Ab dem ersten Tag der zwei Monate, in denen wir zwischen Pakistan und den Bergverstecken der Rebellen pendelten, erwies Sarah sich als vollwertiger Profi. Das machte uns das Leben leichter, denn bei Jobs dieser Art kam es vor, dass wir vor allem damit beschäftigt waren, den verängstigten armen Teufel zu beruhigen, den wir zu einer Besprechung begleiten sollten. Bei ihr war das anders. Vielleicht hatte sie keine Angst, weil sie ebenso aufbrausend temperamentvoll wie die widerspenstigen Rebellen war. Das zögerte die Verhandlungen oft unnötig hinaus - noch mehr als die Tatsache, dass sie eine Frau war. Für mich stand jedoch fest, dass sie das Wissen, die Sprachkenntnisse und die Hintergrundinformationen besaß, um sich gegen diese Leute zu behaupten, vor denen Sarah größte Hochachtung hatte - schließlich kämpften sie gegen eine Supermacht und befanden sich auf der Siegesstraße.
    Ich merkte, dass Sarah für diesen Teil der Erde Liebe und Verständnis aufbrachte, die sie unmöglich hätte verbergen können, selbst wenn sie’s versucht hätte. Außerdem war sie hellwach und wurde nicht nervös, wenn die Verhandlungen in lautstarke Diskussionen ausarteten. Sie wusste, dass ich bei ihr war; sie wusste, dass die drei anderen irgendwo in der Nähe Wache hielten. Hätte es ernsthafte Schwierigkeiten gegeben, hätten die Afghanen gar

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