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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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finden, sie könne jemandem, der mit knapper Not im Stande war, sich die Schnürsenkel allein zu binden, keinen mehrere Millionen Pfund teuren Chinook anvertrauen. Also kam ich zur Infanterie.
    Sarah dagegen war hoch intelligent. Ich wusste allerdings nicht sehr viel über sie; eine Ironie des Schicksals wollte, dass sie sich so gut wie ich darauf verstand, nichts von sich preiszugeben. Nein, das erkannte ich später, sie war darin sogar noch besser. Und das machte mich ehrlich gesagt sauer. Ich wollte alles über ihre Stärken und Schwächen, ihre Hoffnungen und Ängste, ihre Vorlieben und Abneigungen erfahren, denn nur mit diesen Informationen bewaffnet konnte ich einen Angriff auf ihre teure Luxusunterwäsche richtig planen und durchführen.
    Da es zu unserer Tarnung in Pakistan gehörte, dass wir als Ehepaar auftraten und uns ein Doppelzimmer teilten, was Colin täglich mehr aufbrachte, rechnete ich mir eine gewisse Chance aus. Wenigstens war das anfangs meine Überlegung. Zu meiner Überraschung stellte ich jedoch bald fest, dass mir mehr daran lag, was sie im Kopf statt zwischen den Schenkeln hatte. Ich merkte, dass ich Sarah aufrichtig gern hatte. Ich hatte sie sogar sehr gern - mehr als jede andere Frau, die ich bisher gekannt hatte.
    Trotzdem kam ich bei ihr nicht weiter. Ich schaffte es einfach nicht, diese Frau zu enträtseln. Ich kam mir vor, als spielte ich ein Computerspiel und käme dabei nie über Stufe eins hinaus. Das lag nicht etwa daran, dass sie hochmütig oder abweisend gewesen wäre; sie schien im Gegenteil sogar unsere Gesellschaft zu suchen. Sie ging mit dem Team aus und ließ sich sogar einige Male von mir zum Abendessen einladen. In ihrer Gesellschaft kam ich mir wie ein junger Hund vor, der um ihre Füße tollte und darauf wartete, dass sie ihm eine Kleinigkeit hinwarf. Aber ich wusste, dass ich vergeblich hoffte, dass es zwischen uns funken würde. Was zum Teufel sollte sie von einem Kerl wie mir wollen - außer meiner Fähigkeit, Leute für sie zu erledigen, wenn sie zu bedrohlich wurden?
    In dieser Beziehung hatte ich mich anscheinend bewährt, denn Sarah schlug mir vor, mich nach meinem Ausscheiden aus dem Regiment beim Intelligence Service zu bewerben. Noch jetzt - fünf Jahre später - weiß ich nicht, ob ich ihr dafür danken oder sie dafür erwürgen sollte.
    Ich trank mein Bier und versuchte, mich auf den Film zu konzentrieren, aber in Wirklichkeit war mir das zu mühsam. Ich dachte wieder an unseren Einsatz in Afghanistan. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten lieferten den Mudschaheddin Zehntausende von Sturmgewehren und Gewehrgranaten, Millionen Schuss Munition und Hunderte von Stinger-Raketen. Als dann 1989 der Krieg zu Ende ging, waren ihre Stinger-Vorräte noch längst nicht verbraucht, und die CIA setzte bald eine Belohnung von mehreren Millionen Dollar für ihre Rückgabe aus, um so zu verhindern, dass sie an irgendwelche Terroristen verkauft wurden. So viel ich wusste, war dieses Angebot weiterhin gültig.
    Ich drehte mich zur Seite, versuchte eine bequeme Haltung zu finden, und überlegte mir, wie es wäre, wenn ich versuchte, mir einen Teil der ausgesetzten Belohnung zu sichern. Es wurde allmählich Zeit, dass ich etwas Geld verdiente. Ich wusste nicht, wo die Stinger lagerten, aber ich kannte den Afghanen, der Sarah ihre Mi-24 beschafft hatte, und er würde es vielleicht wissen.
    Merkwürdig, wie die Verhältnisse sich ändern konnten. Damals hatte Bin Laden noch zu den am meisten gehätschelten Verbündeten des Westens gehört. Jetzt, wo er die Idee hatte, Sprengstoffanschläge auf dem amerikanischen Festland zu verüben, galt er als Staatsfeind Nummer eins. Ich fragte mich, welchen Preis die Vereinigten Staaten auf seinen Kopf ausgesetzt haben mochten.
    Wir landeten auf dem Dulles International Airport am Stadtrand von Washington, und ich schloss mich der langen Menschenschlange vor den mit Beamten der
    Einwanderungsbehörde besetzten Schaltern an. Ich brauchte ungefähr zwanzig Minuten, um den Schalter auf einem Zickzackkurs zwischen ausgespannten Seilen zu erreichen. Die Beamten sahen wie Polizisten aus und benahmen sich wie Rausschmeißer, die uns in Position drängten und stießen.
    Mein Einwanderungsbeamter funkelte mich an, als wolle er mich einschüchtern, aber vielleicht wollte er bloß etwas gegen seine Langeweile tun. Ich lächelte wie ein dümmlicher Tourist, während er den Visumverzicht in meinen Pass stempelte und mir träge einen angenehmen

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