Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
UNBEWAFFNET. BILDER FOLGEN. ERWARTE WEITERE ANWEISUNGEN.«
Diese Meldung beschloss ich mit meiner PIN in Form einer Fünfergruppe - 02442 -, und das war’s schon. Als ich nachzählte, ergab sich ein Gesamtumfang von fünfundzwanzig Fünfergruppen.
Ich schob die zweite Flash Card in Schlitz B, nahm A wieder heraus und steckte die Karte ein. Ich konnte den Psion auch mit zwei eingesteckten Karten betreiben, aber das tat ich nicht gern; falls es ein Drama gab und ich geschnappt wurde, wäre das gesamte System sofort verfügbar gewesen. Bewahrte ich die Karten dagegen getrennt auf, hatte ich vielleicht noch Gelegenheit, einen wichtigen Teil des Ganzen zu verstecken oder zu vernichten.
Die zweite Karte enthielt Zahlenreihen, die ebenfalls zu Fünfergruppen zusammengefasst waren, und diente als elektronischer »Einmalschlüssel«. Dieses in den Zwanzigerjahren vom deutschen diplomatischen Dienst entwickelte Verfahren ist ein einfaches Schlüsselverfahren, das mit einem nur einmal verwendeten Zufallscode arbeitet. Seit damals wurden mehrere Varianten dieses Verfahrens entwickelt, und die Briten fingen 1943 an, es zu verwenden. Dieses noch heute von Geheimdiensten in aller Welt häufig eingesetzte Schlüsselverfahren ist das Einzige, das in Theorie und Praxis nicht zu knacken ist.
Ich begann damit, dass ich in meinem Notizbuch die erste Fünfergruppe des Einmalschlüssels unter meine PIN, die erste
Fünfergruppe meiner Meldung, schrieb. So machte ich weiter, bis unter allen fünfundzwanzig Zahlengruppen je eine Fünfergruppe des Einmalschlüssels stand. Nun musste ich 14735, die erste Gruppe des Einmalschlüssels, von meiner PIN 02442 abziehen, was 98717 ergab - nicht etwa, weil ich nicht rechnen konnte, sondern weil Spione die Zehnerstellen nicht übertragen, sondern unter den Tisch fallen lassen.
London würde wissen, dass die Meldung mit meiner PIN begann und die Gruppen fortlaufend verschlüsselt waren. Da das Gegenstück des von mir benutzten Einmalschlüssels dort vorlag, war es eine Kleinigkeit, die entsprechenden Fünfergruppen zu addieren - wieder ohne Berücksichtigung von Zehnerstellen -, um meine ursprünglichen Zahlen zu erhalten. Damit war der Text meiner Meldung wieder lesbar. Die schon benutzten fünfundzwanzig Gruppen des Einmalschlüssels durfte ich nicht wieder verwenden.
Ich kontrollierte die Zahlengruppen nochmals, um sicherzugehen, dass ich beim Subtrahieren keinen Fehler gemacht hatte, und war dann so weit, dass ich meine Meldung übermitteln konnte. Ich schaltete das Mobiltelefon ein, gab meine PIN-Zahl ein und wartete, bis die Netzsuche abgeschlossen war. Auf dem Psion 3C tippte ich »Kay’s Sweetshop« ein, um mir die Nummer von Elizabeth in London anzeigen zu lassen; ich war noch immer nicht dazu gekommen, sie mir einzuprägen. Nach dem zweiten Klingeln sagte eine synthetische, aber gut gelaunt klingende Frauenstimme: »Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Signalton.« Zwei Sekunden später hörte ich ein Piepsen.
Ich tippte die fünfundzwanzig Fünfergruppen von meinem Notizblock ein, drückte dann auf Senden und wartete auf die automatische Bestätigung. »Danke für Ihre ...« Nach einer kurzen Pause sagte eine andere elektronische Stimme: »Fünfundzwanzig Gruppen.« Zuletzt ergänzte die ursprüngliche Stimme: ». Nachricht.« Die Verbindung wurde beendet, und ich beendete sie ebenfalls.
Ich steckte die Flash Cards in getrennte Jeanstaschen zurück. Das Blatt von meinem Notizblock knüllte ich zusammen, wickelte es in Frischhaltefolie und schob es neben mir unter eine Wurzel. Ich wollte es noch nicht beseitigen, weil ich nicht wusste, ob ich es noch einmal brauchen würde. Falls London zurückrief und mir mitteilte, es könne meine Meldung nicht entziffern, konnte das daran liegen, dass ich beim Verschlüsseln oder Subtrahieren einen Fehler gemacht hatte. Dieses System konnte viel Zeit kosten, aber es funktionierte, wenn man es richtig benutzte.
Meine nächste Aufgabe war die Übertragung der Aufnahmen, die ich hier gemacht hatte. Ich schaltete mein Bosch wieder ein, stöpselte das Verbindungskabel ins Telefon, verband das andere Ende mit der Kamera und schaltete ihr internes Modem ein. Als ich die Sendetaste der Kamera drückte, gab sie die gespeicherten Bilddaten ans Telefon weiter, das sie nach London übermittelte, wo sie auf einem Apple Mac erscheinen würden und ausgedruckt werden konnten. Innerhalb weniger Minuten konnten Elizabeth und Lynn meine hübschen
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