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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Lichtschein der Innenbeleuchtung strahlte sein Gesicht an, als halte er sich eine Taschenlampe unters Kinn, wie wir es früher an Halloween gemacht hatten. Ich konnte nicht genau erkennen, welche der Zielpersonen es war, aber dort stand jedenfalls nicht Sarah. Der Mann wühlte kurz in der Truhe herum, dann holte er zwei oder drei Kartons Tiefkühlkost heraus. Er schien den Deckel wieder schließen zu wollen, beugte sich dann aber nochmals hinein und holte noch mehr heraus. Als er mit den aufeinander gestapelten Kartons wegging, konnte ich seinen Körper unterhalb der Taille sehen und stellte fest, dass er karierte Bermudashorts und Sportschuhe trug.
    Ich versuchte zu zählen, wie viele Schachteln er geholt hatte. Es schienen fünf zu sein. Hieß das, dass noch fünf Leute wach waren und eine Kleinigkeit essen wollten - oder war das nur ein kräftiger Imbiss für einen sehr hungrigen einzelnen Mann?
    Dann ging das Licht aus, und ich hörte, wie eine Tür geschlossen wurde.
    Ich wartete ein paar Minuten, bis alles - vor allem mein Herz - wieder ruhig war, und kroch dann unter dem Boot bis ans Heck. Dort sah ich auf. Wie erhofft befand ich mich im toten Winkel hinter dem Sensor und direkt unter dem vorspringenden Erdgeschoss des Hauses. Vielleicht löste der Bewegungsmelder gar keinen Alarm aus, sondern diente nur dazu, die Außenbeleuchtung einzuschalten, wenn jemand sich der Garage näherte. Jedenfalls befand ich mich jetzt hinter ihm; allein darauf kam es an.
    Das Garagentor befand sich so dicht vor mir, dass ich es mit ausgestreckter Hand hätte berühren können. Ich schlüpfte rechts unter den Vorsprung des Erdgeschosses, unter dem ich vor Regen und dem Sensor sicher war. Als Nächstes musste ich mich dringend anziehen, um wieder warm zu werden, aber Bewegung bedeutet auch Geräusch. Je langsamer und vorsichtiger ich mich bewegte, desto weniger war von mir zu hören. Außerdem würde das Regenrauschen mir als Tarnung dienen.
    Ich öffnete lautlos die Schnappverschlüsse des Rucksacks, schlug den Deckel zurück, griff nach der Klemme, von der die
    Zugschnur zusammengehalten wurde, drückte den Knopf hinunter und zog den Rucksack auf, während ich weiter meine Umgebung beobachtete und gespannt auf irgendwelche Geräusche aus dem Haus hinter mir horchte.
    Dann zog ich das Gore-Tex-Bündel aus dem Rucksack. Es war außen klatschnass, aber meine Knoten hatten sich bewährt. Nasse Sachen konnten Geräusche machen und Spuren hinterlassen, deshalb streifte ich meine Unterhose ab und zog langsam die trockenen Sachen an.
    Ich sah nach, ob der Tazer noch in der rechten Jackentasche steckte, und überzeugte mich davon, dass auch sonst alles an seinem Platz war. Dann wühlte ich die Gartenhandschuhe aus dem Rucksack und streifte sie über. Falls ich bei dem Versuch, die USA zu verlassen, festgenommen wurde, sollte die Polizei mich nicht mit etwas so Dämlichem wie Fingerabdrücke am Tatort in Verbindung bringen können. Dass ich Spuren hinterließ, war unvermeidbar, aber ich konnte wenigstens versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten. Zuletzt drückte ich mir mit beiden Händen die Nässe aus dem Haar, damit ich nicht im entscheidenden Moment durch einen Wassertropfen, der mir ins Auge lief, behindert wurde. Nun war ich bereit.
    Ich nahm Rucksack und Sportbogen mit und schob mich das Garagentor entlang. Als Erstes kontrollierte ich rasch die Lücke zwischen den Flügeln - für den Fall, dass sie mit einem Stolperdraht gesichert war.
    Drinnen war es stockfinster.

Der Raum zwischen Garagentor und Heck des Explorer war so eng, dass ich mich vorbeiquetschen musste. Ich schob meinen Rucksack und den Bogen auf dem Garagenboden hindurch, stellte mich seitlich hin, atmete aus und quetschte mich durch die Lücke.
    Das Regenrauschen klang sofort gedämpft, als habe jemand einen Lautstärkeregler nach links gedreht. Gleichzeitig hörte ich ein weiteres Hintergrundgeräusch, das von oben zu kommen schien. Ich blieb neben dem Explorer stehen, hob den Kopf und horchte. Erst hörte ich ein vages Murmeln, das ich für Unterhaltung hielt, aber dann waren ein Schrei, Schüsse und aufrauschende Musik zu hören. Dort oben saß jemand vor dem Fernseher.
    Ich blieb knapp hinter dem Heck des Geländewagens stehen und hörte mich weiter in die Hausgeräusche ein. Das Murmeln blieb gleichmäßig vage, dann war aus der hinteren Garagenecke ein metallisches Scheppern zu hören: Das Aggregat der Tiefkühltruhe sprang an und lief leise summend weiter.

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