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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ihm geschlafen, weil er schwach zu werden drohte und in Bezug auf seinen Auftrag sehr unsicher war. Mit ihm ins Bett zu gehen, war ... war ...« Sie suchte das passende Wort, dann zuckte sie mit den Schultern. »Eine Art Rückversicherung. Ich musste dafür sorgen, dass er auf seinen Auftrag konzentriert blieb. Nur er konnte ihn ausführen. Auf seinem Spezialgebiet ist er ein Genie. Er musste Sie begleiten. Und daher müssen Sie Ihren neuen Auftrag so schnell wie möglich ausführen. Die Maliskija darf keine Gelegenheit bekommen, seine speziellen Fähigkeiten zu nutzen.«
    Als sie aufstand und sich mit einem knappen Winken verabschiedete, sank ich auf meinen Stuhl zurück und wünschte mir, das alles hätte ich schon vor ein paar Tagen gewusst. Mein Blick folgte Liv, als sie zur Rolltreppe ging und langsam verschwand.
    Aus der Zeitschrift, die Liv zurückgelassen hatte, holte ich einen kleinen weißen Umschlag. Er schien für eine Visitenkarte bestimmt zu sein; allzu viel konnte er jedenfalls nicht enthalten.
    Ich blieb noch eine Weile sitzen, ohne den Umschlag aufzureißen, und trank Livs lauwarmen Kaffee aus. Nach ungefähr zehn Minuten stellte ich unsere Teller, Tassen und Untertassen aufs Tablett zurück.
    Dann ging ich nicht zur Rolltreppe, sondern durch die Abteilung Winterkleidung zu den Toiletten. In einer WC- Kabine riss ich den Umschlag auf. Er enthielt drei unterschiedlich große Zettel aus unterschiedlichem Papier. Der erste war eine gelbe Haftnotiz mit einer Adresse in Narva - dort sollte ich einen gewissen Konstantin aufsuchen - und einer Ortsangabe in geografischen Koordinaten. Die Haftnotiz klebte an einem halben Blatt eines sehr dünnen Briefpapiers, auf das jemand mit Kugelschreiber etwa zehn Zeilen in kyrillischer Schrift geschrieben hatte. Das musste die tschetschenische Versicherungspolice sein, denn der dritte Zettel war ein Blatt Pergamentpapier mit einem Bleistiftkreuz rechts oben und einem kleinen Kreis in der linken unteren Ecke. Legte ich das Kreuz auf der richtigen Karte an die durch die Koordinaten bezeichnete Stelle, würde der Kreis den Ort markieren, an dem Tom und die Computerfachleute der Maliskija zu finden sein
    sollten.
    Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich die Zettel wieder zusammenfaltete und in meine Socken steckte. Allmählich kam ich mir wie Harry Palmer in einem Michael-Caine-Film aus den sechziger Jahren vor. Ich hatte mehr Zeug in den Socken als in meinen Taschen.
    Ich betätigte die Spülung und öffnete die Tür. Draußen wartete geduldig ein mit Video- und Kamerataschen behängter übergewichtiger japanischer Tourist. Während er sich in die Kabine zwängte, trat ich an den Kondomautomaten neben dem Handwaschbecken. Jetzt musste ich mich entscheiden. Ich warf ein paar Münzen ein und begutachtete Kondome mit Erdbeer- oder Bananengeschmack und mit Noppen besetzte Spezialkondome, bevor ich mich für die durchsichtige Standardausführung entschied. Alles sehr missionarisch. Dann verließ ich mit einer Dreierpackung in der Tasche das Kaufhaus Stockmann - mit etwas Glück für immer.
    Um festzustellen, ob ich beschattet wurde, machte ich einen Rundgang durchs ganze Kaufhaus, bei dem ich mehrmals ein Stück weit in Gegenrichtung zurückschlenderte. Als mir tatsächlich niemand zu folgen schien, ging ich in die Buchhandlung, in der ich meinen Reiseführer Estland gekauft hatte. Ich brauchte nicht lange, um die von Liv erwähnte Regionalkarte zu finden.
    In meinem Hotelzimmer wurde es Zeit, dass ich sie mir genauer ansah. Die estnische Hauptstadt Tallinn lag im Westen an der Ostseeküste - südlich von Finnland, das 80 Kilometer entfernt war. Narva lag weit weg in der Nordostecke des Landes unmittelbar an der estnisch- russischen Grenze und nur etwa zwölf Kilometer von der Küste entfernt. Eine Überlandstraße, an der auf 210 Kilometer Strecke mehrere kleinere Städte lagen, verband Tallinn und Narva. Ich sah auch die schwarze Linie der Eisenbahn, die Liv mir zu benutzen geraten hatte; sie verlief etwa parallel zu der Fernstraße, näherte sich ihr manchmal an, blieb aber im Allgemeinen einige Kilometer südlich von ihr.
    Narva wurde durch einen Fluss zweigeteilt, und eine imaginäre Linie in der Flussmitte bildete die Grenze zu Russland. Es gab zwei Grenzübergänge: eine
    Eisenbahnbrücke und eine Straßenbrücke. Auf russischer Seite führten Straße und Eisenbahn nach Osten weiter, und ich las am Kartenrand den Hinweis: Peterburi 139 km. Mit anderen Worten lag Narva

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