Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
eine Start- und Landebahn für Flugzeuge zu bilden. Ich konnte noch immer nichts entdecken, was auch nur entfernt wie eine Überwachungskamera oder ein Bewegungsmelder aussah.
Die beiden Torflügel waren genauso hoch wie die Betonmauer. Auch als ich jetzt unmittelbar vor dem Tor stand, konnte ich nichts dahinter hören. Die Flügel bestanden aus Stahlblech, das mit einer dicken Schicht dunkler Rostschutzfarbe überzogen war, die sich glatt anfühlte und nirgends rissig war oder abblätterte. An einigen Stellen waren noch Kreidemarkierungen für Schweißer zu erkennen. Ich drückte mit der flachen Hand vorsichtig gegen beide Torflügel, die wie erwartet nicht nachgaben, und konnte keine Schlösser oder Ketten sehen, mit denen sie gesichert waren. Das Tor war offenbar neu, aber die aus dem an einigen Stellen abbröckelnden Beton ragenden rostigen Baustahlstäbe zeigten, dass die Mauer schon länger stand.
In den rechten Torflügel war eine kleinere Fußgängertür eingesetzt. Sie war im oberen und unteren Drittel mit je einem Schloss gesichert. Ich rüttelte leicht an dem Türknopf, aber auch diese Tür war wie erwartet abgesperrt.
Der Spalt zwischen Tor und Fahrbahn war zehn bis zwölf Zentimeter hoch. Ich streckte mich langsam davor aus, wobei ich darauf achtete, in der Fahrspur zu bleiben, um keine Spuren im Schnee zu hinterlassen, und brachte ein Auge dicht an den Spalt heran. Der Erdboden unter meinem Körper war eisig, aber das spielte keine Rolle mehr, denn auf der anderen Seite sah ich Licht.
Gleichzeitig hörte ich das leise Summen irgendeiner Maschine. Es war nicht genau zu erkennen, aber ich tippte auf ein Stromaggregat.
In ungefähr 60 Metern Entfernung erkannte ich die Umrisse zweier Gebäude. Aus zwei Erdgeschossfenstern des links stehenden kleineren Baus fiel Licht ins Freie; ihre gemusterten Vorhänge waren zugezogen, aber trotzdem fiel noch Licht auf den Schnee vor dem Gebäude. Also musste das Summen von einem Stromaggregat kommen; in diesem Land reichte die Stromstärke nicht für Licht aus, das durch Vorhänge drang. Das Gebäude selbst war zu weit entfernt, als dass Einzelheiten zu erkennen gewesen wären; ich sah nur
dunkle Umrisse vor einem noch dunkleren Hintergrund.
Ich studierte das größere Gebäude rechts. In seiner Mitte war eine dunkle Fläche zu erkennen - ein Rechteck mit einem halbkreisförmigen Bogen darüber -, die ein großes Tor sein konnte. Vielleicht standen darin ihre Fahrzeuge. Aber wo waren die Satellitenschüsseln? Vielleicht irgendwo hinter den Gebäuden? Oder erkundete ich etwa die hiesige Rote-Rüben-Kocherei? Und wo konnten sie Tom eingelocht haben?
Was tun? Ich stand vor dem gleichen Problem wie bei der Microsoft-Zentrale: zu viel jungfräulicher Schnee und nicht genug Zeit. Es wäre großartig gewesen, einen Rundgang um das gesamte Gelände zu machen, aber das konnte ich leider nicht. Ich überlegte sogar, ob ich den Blechschornstein des Hangargebäudes besteigen sollte, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Aber selbst wenn er sich über angeschweißte Tritte besteigen ließ, hätte ich auf dem Dach oder den Tritten Spuren hinterlassen - und was hätte ich nachts aus der Ferne sehen wollen?
Ich lag da und rief mir ins Gedächtnis zurück, dass man in Fällen, in denen einem die wichtigsten Voraussetzungen - Zeit und Informationen - fehlen, oft nur mit V für viel weiterkommt ... mit viel Sprengstoff.
Also blieb ich vorerst, wo ich war, stellte mir vor, wie ich ein Loch in die Mauer sprengen und das Zielobjekt erreichen würde, und ging in Gedanken die Liste der Dinge durch, die ich brauchen würde. Einen Teil dieser Sachen würde Acht mir besorgen müssen, weil ich sie in der knappen Zeit, die mir zur Verfügung stand, unmöglich selbst beschaffen konnte. Versagte Acht als Beschaffer, würde Plan B daraus bestehen, dass ich mir ein Selbstmordtuch um den Kopf band, ans Tor hämmerte und wüste Drohungen ausstieß. Aber in Wirklichkeit wäre jeder Versuch, ohne Sprengstoff auszukommen, wegen des engen Zeitrahmens zum Scheitern verurteilt gewesen. Den Rest meiner Ausrüstung würde ich mir selbst besorgen, damit alles genau meinen Anforderungen entsprach. Ich hasste es, auf andere Leute angewiesen zu sein, aber daran war diesmal nichts zu ändern.
Die Kälte setzte mir jetzt zu, und ich begann allmählich zu erstarren. Ich hatte alles gesehen, was ich heute Abend sehen würde. Ich stand vorsichtig auf, um keine Spuren im Schnee außerhalb der
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