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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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geschlossen. An der Wand neben dem Schalter hing eine große Sperrholztafel mit eingesteckten Plastikschildern, auf der in kyrillischer Schrift verschiedene Fahrtziele angegeben waren. Ich suchte nach einem Wort, das wie Tallinn aussah. Der 465
    erste Zug dorthin schien jeden Morgen um 8.22 Uhr zu gehen, aber hier gab es niemanden, der mir das hätte bestätigen können.
    Ich stieg über die obligatorische Pfütze aus
    Erbrochenem hinweg und verließ das Gebäude durch den Hauptausgang. Links vor mir lag eine Art Busbahnhof.
    Die Busse schienen aus den sechziger oder siebziger Jahren zu stammen; manche dieser fahrbaren
    Schrotthaufen waren mit der Hand gestrichen. Genau wie in der Hauptstadt drängelten die Leute sich, um
    mitzukommen; die Fahrer brüllten sie an, und die
    Reisenden brüllten sich gegenseitig an. Sogar der Schnee war genau wie in Tallinn: schmutzig, zertrampelt und von tückischen Eisplatten durchsetzt.
    Ich vergrub meine Hände tief in den Jackentaschen, überquerte die mit Schlaglöchern übersäte Fahrbahn und folgte dem Stadtplan in meinem Kopf zur Puskinistraße, offenbar der hiesigen Hauptstraße. Bis zu Konstantins Adresse konnte es nicht allzu weit sein.
    Auf beiden Seiten der Puskinistraße standen hohe
    Gebäude. Links der Straße ragte hinter ihnen ein
    Kraftwerk auf, und bizarrerweise standen auf den
    Gehsteigen Hochspannungsmasten, so dass die
    Fußgänger sich um sie herumschlängeln mussten. Die Russen schienen alle ihre Fabriken möglichst nahe bei den dazugehörigen Kraftwerken errichtet zu haben; war dann irgendwo noch etwas Platz geblieben, hatten sie Arbeiterwohnsilos hineingequetscht, ohne sich darum zu kümmern, unter welchen Bedingungen die Menschen
    dort hausen mussten. Ich hatte schon genug gesehen, um 466
    zu wissen, dass Narva ein elendes, heruntergekommenes Nest war. Die neuesten Gebäude schienen aus den
    siebziger Jahren zu stammen, und selbst sie verfielen bereits.
    Ich ging auf der rechten Straßenseite weiter. Der Verkehr war schwach und bestand nur aus einzelnen Lastwagen und Sattelschleppern mit russischen
    Kennzeichen, die an mir vorbeibrausten. Fahrbahn und Gehsteige waren mit einer schwarzen Schmiere bedeckt, auf der Schneematsch, den die schweren Fahrzeuge
    reichlich verspritzten, in dicker Schicht angefroren war.
    Weihnachten war in Narva noch nicht angekommen.
    Ich fragte mich, ob es sich hier jemals bemerkbar machen würde. Es gab keinen Straßenschmuck, keine bunten Lichter, nichts auch nur entfernt Festliches, auch nicht in den Fenstern. Ich kam an trostlosen Läden vorbei, in deren Auslagen alles von gebrauchten Waschmaschinen bis zu Arnold-Schwarzenegger-Videos angeboten wurde.
    Als ich weiterging, kam ich zu einem kleinen
    Lebensmittelmarkt. Das Gebäude war alt, aber aus dem Geschäft fiel das hellste Neonlicht, das ich bisher gesehen hatte, auf den mit Eis bedeckten Gehsteig. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dort
    einzukaufen, zumal ich seit meinem Schoko-und-Wurst-Frühstück, das längst verdaut war, nichts mehr gegessen hatte.
    Links neben dem Eingang lag ein zerlumpter Mann im Schutz des Vordachs auf einem flachgedrückten
    Pappkarton. Sein Kopf und seine Hände waren in
    Lumpen gewickelt; sein Gesicht war dunkel vom
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    Schmutz, der tief in den Poren saß, und in seinem Bart hätte er Gemüse züchten können. Neben ihm stand eine umgekehrte Tomatenkiste, auf der ein alter
    Schraubenzieher mit Holzgriff und eine rostige
    Kombizange lagen – beide offenbar zu verkaufen. Er machte sich nicht die Mühe, zu mir aufzusehen, als ich vorbeiging. Vermutlich sah ich so aus, als hätte ich selbst genug verrostetes Werkzeug.
    Der Laden war exakt so ausgelegt wie ein Spar-
    Lebensmittelmarkt in einer englischen Kleinstadt. Sogar das Warenangebot war teilweise identisch: Colgate-Zahnpasta, KP-Nüsse und Gilette-Rasierschaum. Das restliche Angebot war jedoch mehr als kümmerlich und bestand hauptsächlich aus Bier in Sixpacks und
    verschiedenen Wurstsorten, die in der Kühltheke in Reihen ausgelegt waren, damit das Angebot reichhaltiger aussah.
    Ich legte eine Großpackung Kartoffelchips, zwei
    Packungen Käsescheiben und fünf Stangensemmeln in meinen Einkaufskorb. Mit Getränken hielt ich mich nicht auf, denn ich hoffte, bei Konstantin bald etwas Warmes zu trinken zu bekommen. Außerdem gab es hier außer Bier und Halbliterflaschen Wodka nur irgendwelche zweifelhaften Limonaden. Ich verzichtete vorläufig auch darauf, Ersatz für mein gekauftes

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