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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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London aufgewachsen war, hatte ich Wald und Flur immer nur als grüne
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    Szenerie voller Tiere gesehen, die noch nicht tiefgekühlt oder gebraten waren. Ich hatte mich nie für die
    Fallenstellerei begeistern können, die wir im SAS-Regiment gelernt hatten. Tatsächlich hatte ich das meiste davon längst vergessen. Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, mit einer Mütze aus einem frisch abgezogenen Kaninchenbalg herumzulaufen. Aber wie man brauchbare Winterunterkünfte baute oder fand, hatte sich in
    irgendeinem Winkel meines Gehirns festgesetzt. Ich erinnerte mich vage daran, dass unter den weit
    ausladenden unteren Ästen von Nadelbäumen meistens natürliche Schneehöhlen zu finden waren.
    Ich suchte mir den größten Baum in näherer
    Umgebung aus und rammte die große Schaufel dicht vor seinen zugeschneiten untersten Ästen in den Schnee.
    Dann trat ich zurück, damit Val mich nicht damit treffen konnte, und bedeutete ihm, er solle die Tasche absetzen.
    Das tat er bereitwillig. Dann gab ich ihm die andere Schaufel.
    Er brauchte keine zusätzliche Aufmunterung. Der
    heulende Wind presste meine Jacke flach an meinen Oberkörper; wollten wir überleben, mussten wir zusehen, dass wir irgendeinen Unterschlupf fanden. Die Nacht war ohnehin schon bitterkalt, aber der Wind bewirkte, dass die Temperatur weit tiefer zu liegen schien. Auch wenn Val vorhin einen Smoking getragen hatte und auf dem Weg ins Theater gewesen war, verstand er sich
    offensichtlich auf körperliche Arbeit. Man merkt immer, ob jemand mit einer Schaufel umgehen kann.
    Val schaufelte flott, ohne sich den Arsch abzuarbeiten 73
    – er war clever genug, nicht in Schweiß zu geraten, der später an ihm festfrieren würde. Nach einiger Zeit hörte er zu schaufeln auf, kniete nieder und begann den Schnee mit behandschuhten Händen wegzuräumen; dann
    verschwand er in der Höhle. Kurz danach kam er wieder zum Vorschein und steckte den Kopf ins Freie. Ich glaubte, unter seiner tief ins Gesicht gezogenen Mütze die Andeutung eines stolzen Lächelns erkennen zu
    können.
    Ich bedeutete ihm, er solle zurückkriechen und warf die Reisetasche hinter ihm her. Bevor ich ihm folgte, zog ich den Zeigefinger meines rechten Skihandschuhs lang und steckte meinen Finger durch den Schlitz, den ich auch in diesen Handschuh geschnitten hatte.
    Dann kroch ich mit dem Kopf voraus hinter ihm her, hielt die 88 schussbereit und schaltete meine
    Taschenlampe ein, sobald ich drinnen war. Die
    Schneehöhle war groß genug, um drei Männern kniend Platz zu bieten. Ich drehte mich darin um und landete mit erhobener Pistole auf dem Hintern. Die Taschenlampe nahm ich zwischen meine Zähne.
    Als Nächstes musste ich Val wieder fesseln. Ich zog einen Kabelbinder aus der Jackentasche und rammte Val meine Pistole in den Nacken.
    Ich fesselte sein linkes Handgelenk an den Ast über ihm.
    Schnee fiel auf uns herab, als ich das Kunststoffband festzog. Wir schüttelten beide den Kopf, um den Schnee von unseren Gesichtern abzuschütteln. Mit seinem über dem Kopf festgebundenen Arm erinnerte Val mich an 74
    einen Gibbon, während ich Streichhölzer und eine Kerze aus der Reisetasche holte. Weil ihr Licht von den blendend weißen Schneewänden zurückgeworfen wurde, leuchtete die Kerze ungewöhnlich hell. Ich kroch zum Eingang zurück, zog die Schaufeln herein und benutzte eine davon, um einen Schneewall aufzuhäufen, der den Wind abhalten würde.
    Dann wurde es Zeit, sich hier häuslich einzurichten.
    Ich leerte die Reisetasche aus und machte mich daran, die Steppdecken auf dem Boden auszubreiten. Kontakt mit dem Schnee hätte unsere Körperwärme ungefähr
    zwanzigmal schneller abgeleitet, als wenn wir auf den Daunendecken saßen.
    Als Nächstes glättete ich die Höhlenwände mit meiner behandschuhten Hand, damit der bei ansteigender
    Temperatur schmelzende Schnee keine Tropfpunkte
    bilden konnte, von denen es auf und herabregnen würde.
    Als ich damit fertig war, kratzte ich entlang der Wände eine Bodenrinne aus, in denen das herablaufende
    Schmelzwasser sich sammeln und wieder gefrieren
    konnte. In solchen Situationen bringen fünf Prozent zusätzliche Anstrengung immer 50 Prozent mehr
    Komfort.
    Das lauteste Geräusch war nun nicht mehr das Heulen des Windes. Das Rascheln von Nylongewebe und unser Schniefen oder Husten waren jetzt lauter.
    Die Höhle begann an ein Dampfbad zu erinnern, als unser Atem in dem beengten Raum Wolken bildete. Ich nahm einen Schaufelstiel und bohrte ein Loch in

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