Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
den Schneewall am Eingang. Ich musste zum Haus
    75
    hinübersehen können, und außerdem brauchten wir
    frische Luft. Die Kerze würde vom Haus aus nicht zu sehen sein, weil sie auf dem Höhlenboden in einer Nische stand; ich konnte nur hoffen, dass ihr Leuchten nicht hell genug war, um durch den Schnee nach außen zu dringen, denn wir konnten unmöglich auf sie verzichten. Selbst das kleine bisschen Wärme, das eine Kerzenflamme
    abgab, konnte dazu beitragen, die Temperatur in der Schneehöhle auf über null Grad zu bringen.
    Ich sah auf den Knien liegend zum Haus hinüber …
    nun, es musste irgendwo dort draußen in der Dunkelheit stehen. Obwohl ich dick eingemummt auf zwei
    Daunendecken kniete, fror ich jetzt, weil wir uns nicht bewegten. Ich veränderte meine Haltung, um es
    bequemer zu haben und trotzdem hinaussehen zu können.
    Val beobachtete mich weiter aufmerksam.

    Mindestens zwei bitterkalte, langweilige Stunden, in denen ich auf den Wind horchte und Val sich dauernd bewegte, damit sein Arm nicht einschlief, mussten verstrichen sein, als er plötzlich sagte: »Die Maliskija muss Ihnen eine beträchtliche Summe dafür geboten haben, dass Sie mich lebend entführen. Sie halten mich offenbar für gefährlicher, als ich bisher dachte.«
    Ich fuhr verblüfft herum.
    Er hatte mit sehr selbstbewusster, deutlicher Stimme gesprochen. Jetzt lächelte er. Anscheinend machte meine Reaktion ihm Spaß. »Da Sie jetzt allein sind, dürfte es ziemlich schwierig sein, mich außer Landes und an den Ort zu bringen, an dem die Maliskija mich haben will.«
    76
    Er machte eine Pause. »Vielleicht nach St. Petersburg?«
    Ich hielt weiter den Mund. Er hatte Recht: Ich saß in der Tinte.
    »Sie haben bestimmt einen Namen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich heiße Nick.«
    »Ah, Nicholas. Sie sind Engländer?«
    »Yeah, genau.« Ich drehte mich wieder zum Haus um.
    »Sagen Sie, Nicholas, wie viel hat die Maliskija Ihnen geboten? Eine Million Dollar? Glauben Sie mir, für diese Leute bin ich erheblich mehr wert. Was ist schon eine Million? Dafür bekommt man in London nicht mal eine anständige Eigentumswohnung. Das weiß ich, denn ich habe drei.«
    Ich sah weiter nach draußen. »Ich weiß nicht, wer oder was die Maliskija ist; der Name klingt russisch, aber ich bin in London angeheuert worden.«
    Valentin lachte. »London, Paris, New York, Tokio –
    spielt alles keine Rolle. Jedenfalls stecken sie hinter meiner Entführung. Sie würden sich liebend gern einmal mit mir unterhalten.«
    »Wer sind sie?«
    »Leute wie ich, nur viel, viel gefährlicher, das können Sie mir glauben.« Als er sich kniend aufrichtete, rieselte von dem Ast, an den er gefesselt war, ein kleiner Eisschauer auf ihn herab.
    Ich konnte mir niemanden vorstellen, der noch
    gefährlicher sein sollte. Die längst weltweit operierende Russenmafia wuchs schneller als jede andere kriminelle Vereinigung in der Geschichte der Menschheit. Von Prostitution bis zu Erpressung, von Bombenanschlägen 77
    auf Hotels bis zum Kauf russischer U-Boote, um damit Drogen zu schmuggeln, reichten die Aktivitäten der vielen verschiedenen Banden und Splittergruppen, die in fast allen Staaten der Welt Milliarden von Dollar einnahmen. Diese Leute verdienten solche Unsummen, dass Bill Gates und Richard Branson im Vergleich zu ihnen wie Sozialhilfeempfänger wirkten. Wo so viel Macht und Geld auf dem Spiel standen, waren
    gelegentliche Meinungsverschiedenheiten zwischen
    einzelnen Gruppen unvermeidlich.
    Während ich weiter das Haus beobachtete, herrschte eine Zeit lang Schweigen, bis Val wieder das Wort ergriff. »Nick, ich möchte Ihnen einen Vorschlag
    machen, der Ihnen bestimmt gefallen wird.«
    6
    Ich gab keine Antwort, sondern behielt einfach das Haus im Auge.
    »Mein Vorschlag ist sehr einfach: Sie lassen mich frei, und ich belohne Sie großzügig. Ich habe keine Ahnung, welchen Plan Sie jetzt haben. Ich habe jedoch vor, am Leben und in Freiheit zu bleiben. Ich bin bereit, Sie dafür zu bezahlen.«
    Ich drehte mich um, sah ihn an. »Womit? In ihrer
    Geldbörse stecken nur alte Fotos.«
    Val schüttelte geduldig den Kopf wie ein Vater, der mit einem störrischen Kind spricht. »Nick, ich mag mich 78
    irren, aber nachdem Ihr Plan jetzt fehlgeschlagen ist, wollen Sie vermutlich so schnell wie möglich aus diesem Land verschwinden. Lassen Sie mich frei, kehren Sie nach London zurück, dann sorge ich dafür, dass Sie ihr Geld bekommen. Eine meiner Wohnungen gehört einem Mr. P. P.

Weitere Kostenlose Bücher