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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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im Boden –
    alles lief hinein, aber es tropfte auch wieder heraus.
    Ansonsten hatte sie keine sichtbaren Nachwirkungen ihres traumatischen Erlebnisses erkennen lassen. Sie war in Gegenwart von Erwachsenen leicht nervös, aber mit Kindern ihres Alters kam sie gut zurecht. Dann hatte sie im Internat angefangen, über Schmerzen zu klagen, ohne sie näher beschreiben oder genau sagen zu können, wo sie auftraten. Nach mehreren Fehlalarmen, bei denen die Schulschwester sich gefragt hatte, ob sie vielleicht vorzeitig ihre Periode bekomme, hatten Kellys Lehrer sich darauf geeinigt, sie versuche nur, Aufmerksamkeit zu erregen. Danach war alles langsam schlimmer
    geworden: Kelly zog sich allmählich von ihren
    Freundinnen, ihren Lehrern, ihren Großeltern und mir zurück. Sie redete und spielte nicht mehr; sie saß nur noch vor dem Fernseher, schmollte oder heulte. Ich achtete anfangs nicht weiter darauf; ich machte mir Sorgen um die Zukunft und war wütend darüber, dass ich seit dem vergangenen Sommer keine Aufträge mehr
    bekommen hatte, während ich darauf warten musste, dass Lynn sich zu einer Entscheidung durchrang.
    Auf ihre Heulanfälle hatte ich gewöhnlich damit
    reagiert, dass ich losgefahren war und ihr ein Eis gekauft 104
    hatte. Ich wusste, dass das keine Lösung war, aber mir fiel nichts Besseres ein. Das ging so weiter, bis ich sogar sauer auf sie war, weil sie meine Bemühungen nicht anerkannte. Dafür kam ich mir jetzt wie ein Arschloch vor.
    Vor ungefähr fünf Monaten war Kelly übers
    Wochenende bei mir in Norfolk gewesen. Sie war
    distanziert und unbeteiligt, reagierte nicht auf meine unbeholfenen Versuche, sie etwas aufzuheitern. Dazu gehörte auch, dass ich das Zelt in ihrem Zimmer
    aufstellte, um mit ihr Camping zu spielen. In dieser Nacht schreckte sie aus einem grässlichen Alptraum auf.
    Sie schrie die ganze Nacht lang. Ich versuchte sie zu beruhigen, aber sie schlug blindlings um sich, als erkenne sie mich gar nicht. Am nächsten Morgen telefonierte ich herum und erfuhr, dass der National Heath Service mir frühestens in sechs Monaten einen Termin bei einem Psychiater geben, konnte. Ich telefonierte weiter und brachte Kelly nachmittags nach London zu Dr. Hughes, einer auf Kindertraumata spezialisierten Psychiaterin, die Privatpatienten annahm.
    Kelly wurde sofort zur Beobachtung in die Klinik
    aufgenommen, und ich musste sie dort zurücklassen, um in St. Petersburg das Umfeld der Zielperson aufzuklären und in Moskau Sergej anzuwerben. Ich redete mir ein, alles werde bald wieder in Ordnung kommen, aber tief in meinem Innersten wusste ich, dass Kellys Zustand sich nicht schnell bessern würde. Meine schlimmsten
    Befürchtungen bestätigten sich, als die Ärztin mir erklärte, sie müsse nicht nur regelmäßig als ambulante 105
    Patientin in die Klinik kommen, sondern brauche die Art ständiger Betreuung, die nur die Pflegeeinrichtung in Hampstead garantieren könne.
    Dort hatte ich sie bisher insgesamt viermal besucht.
    Wir saßen meistens den ganzen Nachmittag gemeinsam vor dem Fernseher. Ich hätte sie gern in den Arm
    genommen, aber darauf verstand ich mich nicht. Alle meine Versuche, ihr Zuneigung zu zeigen, kamen mir so künstlich und unbeholfen vor, dass ich mich zuletzt mit dem Eindruck verabschiedete, noch verwirrter als Kelly zu sein.
    Ich bog rechts in den Hyde Park ab. Dort bewegten Trupps der Blues und Royals ihre Pferde, bevor sie von Touristen begafft vor irgendwelchen Gebäuden Posten bezogen, um dort im Sattel Wache zu halten. Ich kam an dem Gedenkstein für die Männer vorbei, die 1982 von der PIRA in die Luft gejagt worden waren, während sie ihrerseits Sprengstoffanschläge geplant hatten.
    Ich wusste ungefähr, worauf Kellys Zustand
    zurückzuführen war, aber eben nur ungefähr. Ich hatte Männer gekannt, die an einem posttraumatischen Stress-Syndrom gelitten hatten, aber das waren große Jungs gewesen, die aus dem Krieg kamen. Ich wollte mehr über seine Auswirkung auf Kinder wissen. Dr. Hughes
    erklärte mir, dass ein Kind nach dem Verlust eines geliebten Menschen Trauer empfinde, sei ganz natürlich, aber nach einem traumatischen Erlebnis könnten diese Gefühle nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren
    zurückkehren. Die Symptome dieser verzögerten
    Reaktion waren ähnlich wie bei Depressionen und
    106
    Angstneurosen: Gefühle von Hilflosigkeit,
    Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, während das
    traumatische Erlebnis in Alpträumen wiederkehrte. Das klang nur allzu wahr;

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