Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
von Kellys Problemen, aber wir verkehrten nur noch brieflich miteinander. Er war mein letzter wirklicher Freund, und ich hoffte, dass er mir eines Tages verzeihen würde, dass er und die Kids durch meine Schuld beinahe
    umgekommen wären. Für eine Entschuldigung war es
    noch zu früh – zumindest redete ich mir das ein. Aber ich war mehr als einmal nachts aufgewacht und hatte den wahren Grund dafür erkannt: Ich konnte den ganzen Kummer-und-Sorgen-Scheiß nicht auch noch ertragen.
    Ich hätte es gern getan, aber ich war einfach nicht der Typ dafür.
    Als ich nach Kellys Fotos griff, wurde mir klar, warum ich selbst keine aufhob: Sie brachten einen nur dazu, über die darauf abgebildeten Leute nachzudenken.
    Ich schob all diese Gedanken beiseite, indem ich mir vornahm, die Verbindung zu Josh gleich zu Jahresbeginn neu zu knüpfen.
    Ich ging ins Bad gegenüber und ließ die dottergelbe Wanne voll laufen, um das heiße Wasser im Boiler zu nutzen. Ich hatte eine kleine Schwäche für die vor Alter leicht vergilbten Styroporkacheln, mit denen die Decke verkleidet war. Ich wusste noch gut, wie mein Stiefvater welche angebracht hatte, als ich ungefähr zehn gewesen war. »Die halten die Wärme im Raum«, hatte er gesagt.
    Dann war seine Hand ausgerutscht und hatte mit dem 98
    Daumen eine Delle hinterlassen. Wenn ich am
    Samstagabend badete, warf ich die Seife an die Decke, um weitere Dellen zu erzeugen.
    In meinem Zimmer legte ich Kellys Fotos auf die
    Matratze, damit ich sie ganz bestimmt nicht vergaß. Ich trank meinen Kaffee aus, zog einen der Kartons aus dem Stapel und begutachtete meine lederne Bikerkluft.
    Dann wurde es Zeit, in die Wanne zu steigen, nachdem ich das auf den Fliesen stehende kleine Radio, das ständig auf Radio 4 eingestellt war, eingeschaltet hatte.
    Die Schießerei hatte noch immer Nachrichtenwert. In der Sendung Today erläuterte ein »Experte« für die Russenmafia den Hörern, sie weise alle Merkmale eines Bandenkriegs auf. Er fügte hinzu, er habe gewusst, dass es dazu kommen werde, und kenne natürlich die dafür verantwortliche Gruppe. Aber er dürfe ihren Namen nicht preisgeben, weil das ein Vertrauensbruch gewesen wäre.
    Sue MacGregor schien das ebenso wenig zu
    beeindrucken wie mich.
    Ich lag in der Wanne und sah auf meine Baby-G. Noch zehn Minuten, dann musste ich abhauen.
    Punkt eins der heutigen Tagesordnung war um 11.30
    Uhr ein Besuch bei der Ärztin, um mit ihr über Kellys Fortschritte zu sprechen; danach musste ich der
    Buchhaltung der Klinik irgendein Märchen auftischen, weshalb ich die ausstehende Rechnung nicht gleich bezahlen könnte. Ich hatte den Verdacht, dass mich dort niemand verstehen würde, wenn ich ihnen erklärt hätte, alles wäre in bester Ordnung, wenn mein Cashflow nicht von einem verrückten Russen namens Zimmermann
    99
    blockiert worden wäre.
    Als Nächstes würde ich Colonel Lynn in der Firma
    aufsuchen. Auch auf dieses Gespräch freute ich mich nicht gerade. Ich hasste es, betteln zu müssen.
    Als dritter Halt war das Apartment 3a Palace Gardens in Kensington vorgesehen. Verdammt, schließlich steckte ich in schlimmen Geldnöten. Ich konnte mir nicht
    vorstellen, dass die Maliskija meine finanziellen Probleme lösen würde.
    Mein Ausflug in die Söldnerwelt hatte meine
    widerstrebende Abhängigkeit von der Firma noch
    verstärkt. Seit vor eineinhalb Jahren in Washington der Scheiß mit Josh passiert war, hatte ich nicht mehr für sie arbeiten müssen. Lynn hatte natürlich Recht, wenn er meinte, ich könne von Glück sagen, dass ich nicht in irgendeinem amerikanischen Gefängnis saß. Was die Briten betraf, überlegten sie vermutlich noch, was sie mit mir tun sollten – mich zum Ritter schlagen oder
    verschwinden lassen. Immerhin bekam ich monatlich 2000 Pfund in bar, während sie sich den Kopf kratzten.
    Damit konnte ich Kellys Behandlung ungefähr 72
    Stunden lang bezahlen.
    Lynn ließ keinen Zweifel daran, dass diese
    regelmäßigen Zahlungen überhaupt nichts an meinem Status änderten; das sagte er nicht ausdrücklich, aber ich las in seinem Blick, dass ich weiterhin ein Nobody, ein K, ein kleiner Agent war, dessen Existenz sich jederzeit abstreiten ließ, während er beschissene Aufträge
    ausführte, die sonst niemand übernehmen wollte. Daran würde sich nichts ändern, wenn es mir nicht gelang, Lynn 100
    zu veranlassen, meinen Namen auf die Liste der fest angestellten Kader zu setzen – und dafür wurde die Zeit allmählich knapp. Er würde sich

Weitere Kostenlose Bücher