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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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aber
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    bestimmt in Richtung Tür. »Ich spreche heute
    Nachmittag mit ihr. Ich rufe Sie später an; ich habe Ihre Nummer. Und jetzt haben Sie einen Termin bei den
    Leuten im Erdgeschoss, nicht wahr?«
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    Ich fühlte mich ziemlich deprimiert, als ich auf dem Nordufer der Themse nach Osten fuhr. Nicht nur wegen Kelly, sondern auch meinetwegen. Ich zwang mich dazu, mir den wahren Grund dafür einzugestehen: Mir graute davor, die Verantwortung für sie übernehmen zu müssen.
    Und trotzdem musste ich halten, was ich meinem Freund Kevin versprochen hatte.
    Ich hatte schon genügend Probleme mit mir selbst, ohne dass Ärzte mir sagten, was ich für andere Leute tun sollte. Im Einsatz für andere Männer verantwortlich zu sein, war in Ordnung. Wurde dabei jemand
    angeschossen, war das im Vergleich zu dieser Sache eine einfache Geschichte. Man ließ ihn nicht im Stich, sondern holte ihn aus der Scheiße und verarztete ihn.
    Manchmal kam er durch, manchmal nicht. Das war
    etwas, worüber ich nicht nachzudenken brauchte. Der Verwundete wusste immer, dass jemand kommen würde, um ihn rauszuholen; das half ihm, am Leben zu bleiben.
    Aber dieser Fall lag anders. Kelly war meine
    Verwundete, um die ich mich kümmern musste, aber hier ging es nicht nur darum, sie zu verarzten; sie wusste nicht, ob Hilfe kommen würde. Ich wusste es auch nicht.
    Aber ich wusste, was ich für sie tun konnte: Ich konnte Geld für ihre Behandlung verdienen. Ich würde auch für sie da sein, aber erst später. Im Augenblick musste ich fleißig sein und Geld verdienen. Für Kelly hatte es viel zu häufig »später« geheißen, wenn es um versprochene 120
    Anrufe oder Geburtstagsgeschenke ging, aber das würde sich ändern. Es würde sich ändern müssen.
    Ich schlängelte mich durch den stockenden Verkehr und erreichte endlich die Auffahrt zur Vauxhall Bridge.
    Während ich über die Brücke aufs Südufer der Themse fuhr, sah ich zu Vauxhall Cross hinüber, wo der SIS
    (Secret Intelligence Service) residierte. Mit greller Neonreklame hätte die SIS-Zentrale, eine von zwei hohen Türmen flankierte, schwarz-beige Pyramide mit
    gekappter Spitze, ohne weiteres nach Las Vegas gepasst.
    Genau gegenüber von Vauxhall Cross, auf der anderen Straßenseite und ungefähr 100 Meter entfernt, verlief ein Gleis der Hochbahn, das zum Bahnhof Waterloo führte.
    Die meisten Räume unter den gemauerten Bogen waren als Läden oder Lager vermietet. Ich fuhr an der SIS-Zentrale vorbei über eine Kreuzung mit fünf
    einmündenden Straßen und parkte meine Maschine vor einem großen Motorradgeschäft, das zwei Bogen unter dem Hochbahngleis einnahm. Hier hatte ich meine
    Ducati gekauft, aber ich ging heute nicht in den Laden, sondern nutzte nur diesen bequemen Parkplatz. Nachdem ich kontrolliert hatte, dass das Sitzschloss eingerastet war, damit mir niemand meine Pistole klauen konnte, verstaute ich meinen Helm im Rucksack, überquerte die Kreuzung auf einer eisernen Fußgängerbrücke und betrat die SIS-Pyramide durch eine Metalltür, die zum
    Empfangsbereich führte.
    Innen sah die Zentrale der Firma wie jedes andere Gebäude eines Hightech-Konzerns aus: modern, elegant und mit der Atmosphäre eines effizienten
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    Großunternehmens, dessen Mitarbeiter ihre Ausweise durch Kartenleser führten, um Zutritt zu erhalten. Ich ging zum Empfang weiter, an dem zwei Frauen hinter dicken Panzerglasscheiben saßen.
    »Ich möchte zu Mr. Lynn.«
    »Tragen Sie sich bitte hier ein?« Die Ältere schob das Besucherbuch durch den Schlitz unter der Scheibe.
    Während ich mich eintrug und in dem dafür
    vorgesehenen Kästchen unterschrieb, nahm sie den
    Telefonhörer ab. »Wen soll ich melden?«
    »Ich heiße Nick.« Seit der Katastrophe in Washington hatte ich nicht einmal mehr einen auf einen falschen Namen ausgestellten Ausweis, sondern nur meine
    eigenen falschen Papiere, von denen die Firma
    hoffentlich nie erfahren würde. Ich hatte sie mir für den Fall besorgt, dass ich irgendwann würde untertauchen müssen – ein Gefühl, das ich jeden Monat mindestens einmal hatte.
    Das Besucherbuch enthielt Abreißetiketten. Eine
    Hälfte wurde abgerissen und kam in eine Plastikhülle, die ich anstecken musste. Mein Besucherausweis war blau mit dem Aufdruck Ständig zu begleiten.
    Die Frau legte den Hörer auf und deutete zu einer Reihe weicher blauer Sessel hinüber. »Sie werden gleich abgeholt.«
    Ich steckte den hübschen blauen Ausweis an, setzte mich und beobachtete, wie Männer

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