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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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sich um einen mit der Maschine geschriebenen Text handelte, den er wie ein Lehrer, der eine Schularbeit korrigiert, mit Anmerkungen versehen hatte. Meine Aufmachung entlockte ihm ein halb amüsiertes Lächeln, 125
    als er jetzt seine Hände so auf die Schreibtischplatte legte, dass die Daumen sich berührten. Seit Washington behandelte er mich, als sei er ein Filialleiter einer Bank und ich ein Kunde, der einen höheren Überziehungskredit wollte – er gab sich große Mühe, nett zu sein, konnte aber seine Geringschätzung für mich nicht völlig
    verbergen. Das war mir egal, solange er nicht erwartete, dass ich ehrerbietig zu ihm aufblickte.
    »Was kann ich für Sie tun, Nick?« Er imitierte meinen Akzent, aber nicht jovial, sondern ausgesprochen
    sarkastisch. Er mochte mich offenbar wirklich nicht.
    Dass ich in Washington Scheiße gebaut hatte, hatte seine Abneigung erst recht zementiert.
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich musste nett zu ihm sein. Er konnte mir das Geld verschaffen, das ich für Kelly brauchte, und obwohl ich den deprimierenden Verdacht hatte, dass die liebenswürdige Masche bei ihm nicht verfangen würde, musste ich’s wenigstens damit versuchen.
    »Ich wüsste gern, wann ich damit rechnen kann, als fest angestellter Kader übernommen zu werden«, sagte ich.
    Er lehnte sich in seinen ledernen Drehsessel zurück und setzte die andere Hälfte seines Lächelns auf.
    »Wissen Sie, Sie können von Glück sagen, dass Sie noch frei herumlaufen, Nick. Sie haben allen Grund, dankbar zu sein, und ich muss Sie daran erinnern, dass Ihre Freiheit noch keineswegs garantiert ist.«
    Damit hatte er natürlich Recht. Ich hatte der Firma dafür zu danken, dass ich nicht in einem amerikanischen 126
    Gefängnis saß und einen Zellengenossen namens Big Bubba hatte, der mein spezieller Freund sein wollte.
    Auch wenn es ihr mehr darum gegangen war, sich
    weitere Peinlichkeiten zu ersparen, als mich zu
    beschützen.
    »Ja, das ist mir klar, und ich bin Ihnen wirklich dankbar für alles, was Sie für mich getan haben, Mr.
    Lynn. Aber ich wüsste es trotzdem gern.«
    Er beugte sich nach vorn und studierte meinen
    Gesichtsausdruck. Dass ich ihn »Mr. Lynn« genannt hatte, musste ihn misstrauisch gemacht haben. Er witterte meine Verzweiflung.
    »Glauben Sie wirklich, Sie könnten als fest
    angestellter Kader in Frage kommen, nachdem Sie Ihren völligen Mangel an Urteilsfähigkeit bewiesen haben?«
    Vor Wut lief sein Gesicht allmählich rot an. »Sie können sich glücklich schätzen, dass wir Ihnen weiter ein Honorar zahlen. Glauben Sie wirklich, Sie könnten wieder für uns arbeiten, nachdem Sie …«
    Lynns rechter Zeigefinger unterstrich die Punkte, indem er auf mich deutete, und seine Stimme wurde lauter.
    »Nachdem Sie erstens meinen direkten Befehl
    ignoriert haben, diese verdammte Frau umzulegen, und zweitens tatsächlich ihre absurde Story geglaubt und ihr bei ihrem Attentat im Weißen Haus geholfen haben. Gott, Mann, Ihr Urteilsvermögen war nicht besser als das eines verliebten Schuljungen! Haben Sie wirklich geglaubt, eine Frau wie sie könnte sich für Sie interessieren?« Er konnte sich nicht bremsen. Ich schien einen Nerv
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    getroffen zu haben. »Und um der Sache die Krone
    aufzusetzen, haben Sie einen Agenten des
    amerikanischen Secret Service benutzt, um ins Weiße Haus zu gelangen – der dann angeschossen wurde!
    Wissen Sie überhaupt, welches Chaos Sie nicht nur in den USA, sondern auch hier verursacht haben? Durch Ihre Schuld sind Karrieren ruiniert worden. Die Antwort lautet niemals. Nicht jetzt, nicht später.«
    Plötzlich wurde mir alles klar. Hier ging es nicht nur um mich, auch nicht um Lynns vorzeitigen Ruhestand im kommenden Februar, damit er mehr Zeit für seine
    Champignons hatte – er war rausgeschmissen worden.
    Zum Zeitpunkt des Debakels mit Sarah hatte Lynn die Ks geführt, und irgendjemand hatte die Verantwortung übernehmen müssen. Leute wie Lynn ließen sich
    ersetzen; bei Leuten wie mir war das schwieriger – schon aus finanziellen Gründen. Der Staat hatte sich meine Ausbildung als Soldat im Special Air Service mehrere Millionen Pfund kosten lassen, und diese Investition sollte sich jetzt rentieren. Lynn musste darunter leiden, dass er die Suppe auslöffeln musste, die ich der Firma eingebrockt hatte – vermutlich als Bestandteil eines Deals, der die Amerikaner beschwichtigen sollte. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück, als merke er, dass er seine sonst geübte

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