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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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sichtbare Schmuckstück war eine klassisch schlichte goldene Cartier-Armbanduhr mit schwarzem Lederband. Andererseits brauchte sie Schmuck zur
    Verschönerung so notwendig, wie die Venus von Milo ein Brillantcollier brauchte. Ich begann einzusehen, weshalb Val Finnland Russland vorzuziehen schien.
    Ich dachte nicht daran, den Umschlag sofort
    aufzureißen. Ich wollte nicht verzweifelt oder
    misstrauisch wirken. Ich war beides, aber ich wollte 138
    nicht, dass sie das merkte.
    Bisher hatte ich nie Zeit gehabt, sie mir genau
    anzusehen. Erstmals wahrgenommen hatte ich sie am Tag von Vals Ankunft in Finnland – drei Tage vor der
    Entführung. Aber die Erkundungsphase dient der
    Planung, nicht der Bewunderung von
    Sehenswürdigkeiten. Das holte ich jetzt nach. Ich hatte noch nie eine Frau mit so perfekt symmetrischen
    Gesichtszügen gesehen – ausgeprägtes Kinn, volle
    Lippen und leuchtend blaue Augen, die alles zu wissen schienen, aber nichts preisgaben. Ihr klassisch
    proportionierter Körper sah aus, als werde er nicht durch Hüpfen zu Musik im Fitness-Studio, sondern durch
    Reiten oder Klettern in Form gehalten.
    Die Umrisse der Geldscheinbündel, die ich in dem
    Luftpolsterumschlag ertasten konnte, holten mich in die Wirklichkeit zurück. Ich legte meinen Helm vor mich auf den Boden, öffnete den Reißverschluss meiner
    Lederjacke und schob den Umschlag hinein.
    Sie wandte sich ab und setzte sich auf einen der Stühle neben ihren Einkäufen. Ich blieb in Fensternähe an die Wand gelehnt stehen. Liv bot mir mit einer
    Handbewegung einen Stuhl an, aber ich schüttelte
    dankend den Kopf. Ich blieb lieber stehen, um schneller reagieren zu können, falls sie ein paar ihrer stiernackigen Freunde in der Wohnung hatte und dieses Gespräch sich als nicht hundertprozentig freundschaftlich erwies.
    Ich fing an, Val heftig zu beneiden. Geld und Macht ziehen immer schöne Frauen an. Mein Treteimer voller unbezahlter Rechnungen wirkte nie als Magnet.
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    Liv saß da und betrachtete mich mit dem
    Gesichtausdruck, den Mr. Spock auf der Brücke des Raumschiffs Enterprise aufgesetzt hatte, wenn ihm etwas unlogisch erschienen war. Mit diesem durchdringenden, forschenden Blick hatte sie mich schon im Hotel
    gemustert, als ob sie meine Gedanken lesen wollte, ohne selbst etwas von sich preiszugeben. Das war mir
    unbehaglich, deshalb bückte ich mich, um meinen Helm aufzuheben und zu gehen.
    Sie lehnte sich zurück und schlug ihre langen Beine übereinander.
    »Nick, ich habe einen Vorschlag für Sie – von
    Valentin.«
    Ich ließ den Helm liegen, äußerte mich aber nicht dazu. Ich hatte mühsam genug gelernt, dass es sich lohnt, daran zu denken, dass wir zwei Ohren, aber nur einen Mund haben.
    Ihr Blick blieb kühl. »Interessiert?«
    Natürlich war ich das. »Im Prinzip ja.« Ich hatte keine Lust, den ganzen Nachmittag wie die Katze um den
    heißen Brei zu schleichen, und Liv sah ohnehin nicht wie jemand aus, der das tut. Also konnten wir gleich zur Sache kommen. »Was will er von mir?«
    »Der Auftrag ist einfach, aber er muss geschickt
    ausgeführt werden. Valentin braucht jemanden – und dafür will er Sie –, der einem zweiten Mann hilft, in ein Haus in Finnland einzudringen. Dieser andere Mann ist ein Kryptograf – ein hoch spezialisierter Hacker, wenn Sie so wollen. In dem Haus stehen Computer, zu deren Dateien der Kryptograf sich Zugang verschafft, um sie 140
    auf einen Laptop herunterzuladen und mitzunehmen. Und bevor Sie fragen: Bei den gespeicherten Daten handelt es sich nur um Informationen der Konkurrenz, die Valentin gern in seinem Besitz hätte.«
    Sie stellte ihre Beine wieder nebeneinander und
    öffnete eine ihrer Tragetaschen.
    »Sie meinen Industriespionage?«
    »Das stimmt nicht ganz, Nick. Mehr kommerziell als industriell. Valentin möchte, dass Sie bei der
    Beschaffung dieser Informationen helfen, ohne dass die Besitzer ahnen, dass jemand in ihr Haus eingedrungen ist.
    Wir wollen, dass sie glauben, nur sie besäßen diese Informationen.«
    »Ist die Sache wirklich so simpel?«
    »Es gibt ein paar kleinere Komplikationen, über die wir reden werden, falls Sie interessiert sind.«
    Das war ich, aber kleinere Komplikationen gab es nie.
    Sie erwiesen sich immer als größere. »Wie viel?«
    Ich musste auf ihre Antwort warten, während Liv mit Seidenpapier raschelnd eine cremefarbene
    Kaschmirstrickweste aus einer Harvey-Nichois-Tasche zog. Dann lehnte sie sich wieder zurück, legte die Strickweste auf ihre

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