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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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kaltmachen, hatten genügt, um ihn völlig einzuschüchtern.
    Nachdem ich ihn in einem der »Forts« an der Küste abgeliefert hatte, durfte er sich nicht einmal frisch machen, bevor das Vernehmungsteam der Firma ihm die raue Wirklichkeit erklärte.
    Als Techniker der Horchstation Menwith Hill war
    Tom bei dem Versuch ertappt worden, sich
    Geheimmaterial zu verschaffen. Ich war nicht bei dem 159
    Verhör dabei gewesen, aber ich wusste, dass sie ihm mitgeteilt hatten, die Special Branch werde ihn am nächsten Tag wegen Verdachts auf Landesverrat und Gefährdung der äußeren Sicherheit verhaften. Das ließ sich nicht verhindern. Aber wenn er jetzt nicht clever war, würden seine Probleme damit erst beginnen.
    Er würde vor Gericht kein Wort darüber sagen, was er auszuspähen versucht hatte. Die Firma wollte offenbar verhindern, dass selbst die Special Branch davon erfuhr, denn die Anklage würde auf einen minder schweren Fall von Gefährdung der äußeren Sicherheit lauten. Er würde gestehen , für wen er das Material hatte beschaffen sollen, und würde sich selbstverständlich nicht an dieses Gespräch erinnern können. Er würde eine kurze
    Haftstrafe absitzen, und damit war die Sache erledigt.
    Ließ er jedoch auch nur ein Sterbenswörtchen über diesen Deal verlauten, würde jemand wie ich ihm einen Besuch abstatten.
    Tom hatte wirklich versucht, in der höchsten Liga mitzuspielen. Ich wusste, dass RAF Menwith Hill –
    mitten im Moor bei Harrogate in Yorkshire – zu den größten Horchstationen der Welt gehörte. Ihre Antennen unter weißen Kuppeln, die an Golfbälle erinnerten, überwachten den europäischen und russischen
    Funkverkehr. Dieser nach außen hin britische Stützpunkt war in Wirklichkeit ein kleines Stück USA auf britischem Boden, das von ihrer mächtigen National Security
    Agency (NSA) kontrolliert wurde. Dort arbeiteten etwa 1400 amerikanische Ingenieure, Physiker, Mathematiker, Linguisten und Computerfachleute. Dazu kamen
    160
    ungefähr 300 Briten, was bedeutete, dass in Menwith Hill etwa so viele Leute arbeiteten wie in der gesamten Firma.
    Menwith Hill arbeitete eng mit dem Government
    Communications Headquarters (GCHQ) in Cheltenham
    zusammen, das elektronische Aufklärung bis ins
    asiatische Russland betrieb. Aber das GCHQ hatte nicht automatisch Zugang zu den in Menwith Hill
    gesammelten Informationen. Die gingen direkt in die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland. Von dort aus flossen für Großbritannien relevante Informationen an Security Service, Special Branch oder Scotland Yard zurück. Unser Vertrag mit den USA sieht vor, dass wir amerikanische Atomwaffen nur unter der Bedingung
    kaufen dürfen, dass die Amerikaner auf britischem Boden Stützpunkte wie Menwith Hill betreiben und Zugang zu allen Erkenntnissen britischer Geheimdienste erhalten.
    Traurig, aber wahr: Amerika ist der große Bruder.
    Großbritannien muss sich mit der Rolle eines
    schwächlichen kleinen Bruders zufrieden geben.
    Soweit ich mich erinnerte, bestand Tom bloß aus
    Schnauze und Pimmel. Er spielte Jack Tue Lad, den typischen Cockney, was verwunderlich war, weil er aus Milton Keynes stammte und ungefähr so langweilig wie die dortige Postleitzahl war. Auf der letzten Etappe unserer Fahrt nach Süden hatte er sich jedoch wie ein kleiner Junge verhalten und zusammengerollt auf dem Rücksitz geschlafen.
    Mir machte Sorgen, dass Val wusste, dass ich Tom
    kannte, dass er Zugang zu Informationen über eine 24-stündige Episode in meinem Leben hatte, die ich schon 161
    fast vergessen hatte. Aber mir ging es um das Geld, um sonst nichts, deshalb schob ich diesen Gedanken beiseite, bevor ich mir die Sache anders überlegte.
    Ich kippte den Rest meiner Limonade, nahm den
    Sturzhelm mit und ging auf die Toilette hinaus. Dort legte ich meinen Helm in einer der WC-Kabinen auf den Spülkasten, setzte mich aufs Klosett, zog den
    Reißverschluss meiner Jacke auf und holte den Umschlag heraus.
    Als Erstes begutachtete ich den Luftpolsterumschlag aus dickem Papier von außen. Ich fegte ihn auf meine Knie und benutzte beide Hände, um die Oberseite
    abzutasten und die Umrisse seines Inhalts mit den Fingerspitzen zu erfühlen. Dann drehte ich ihn um und wiederholte den Vorgang mit der Rückseite.
    Ich konnte keine Drähte und nichts Solideres als das ertasten, was hoffentlich Geldscheinbündel waren, aber das besagte vorerst nichts. Eine zwischen die Scheine gesteckte dünne Batterie eines Polaroidfilms hätte genügend Saft

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