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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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geliefert, um eine Briefbombe zu zünden.
    Das konnte Vals ganz spezielle Art sein, sich bei mir zu bedanken.
    Dann nahm ich den Umschlag in die Hand und hielt
    die Verschlussklappe an meine Nase. Falls dies eine Briefbombe mit einem exotischen oder altmodischen Sprengstoff war, würde ich ihn vielleicht riechen können.
    Manchmal riecht das Zeug nach Marzipan, manchmal
    nach Leinsamenöl. Auch wenn ich etwas Raffinierteres erwartete, durfte ich diese Geruchsprobe nicht auslassen.
    Jetzt blieb mir nur noch übrig, den Umschlag zu
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    öffnen. Sein Inhalt fühlte sich wie Geldscheine an, hatte das richtige Gewicht für Geldscheinbündel. Täuschte ich mich, würde der ganze Pub bald davon erfahren, und eine erboste Versicherungsgesellschaft würde die
    Renovierungskosten ausspucken müssen.
    Ich holte meinen Leatherman aus der Tasche, klappte die Klinge heraus, schnitt die Umschlagmitte der Länge nach auf und machte nach jedem Zentimeter Halt, um zu kontrollieren, ob etwa Drähte sichtbar wurden. Der Inhalt sah viel versprechend aus. Ich begann grüne
    Dollarscheine zu sehen. Jedes Bündel gebrauchter
    Hundertdollarscheine, das ich herauszog, trug eine Banderole mit dem Aufdruck $ 10,000 ; der Umschlag enthielt zehn davon. Ein sehr befriedigender Anblick. Val hatte sein Versprechen gehalten. Jetzt respektierte ich den Mann nicht nur, sondern mochte ihn geradezu. Noch nicht genug, um ihn mit meiner Schwester bekannt zu machen, aber andererseits hatte ich gar keine Schwester.
    Ich grinste zufrieden, während ich die
    Geldscheinbündel in meiner Lederjacke verstaute, warf den leeren Umschlag in den Abfallkorb unter dem
    Waschbecken und ging wieder in den Pub hinaus.
    Ich blieb noch eine halbe Stunde sitzen, trank eine zweite Limonade, blätterte den Evening Standard zum dritten Mal durch und fragte mich, ob das Team schon aufgegeben hatte. In neunzig Prozent aller Fälle ist so etwas eine Geldfrage. Sie hofften wahrscheinlich, sich mit mir einen kleinen Weihnachtsbonus verdienen zu können. E4-Mitarbeiter werden so schlecht behandelt wie Pflegepersonal: Sie schuften für einen Hungerlohn und 163
    sollen trotzdem gut arbeiten.
    Inzwischen würden sie wissen, dass ich nur eine
    Postfachadresse hatte, und das würde alle Alarmglocken schrillen lassen. Bestimmt würden sie morgen zum
    Postamt fahren, mein Schließfach öffnen und nachsehen, was sich darin befand. Danach würden sie mich auf ihre spezielle Adressenliste setzen; dann würde das
    Sortiersystem der Royal Mail die an Suite 26 adressierten Sendungen erst einmal umleiten, damit E4 sie
    kontrollieren konnte. Finden würden sie jedoch nur meine Access-Abrechnung. Na ja, Davidsons
    Abrechnung. Vielleicht waren sie so freundlich, sie zu bezahlen. Von mir hatte die Kreditkartengesellschaft nichts mehr zu erwarten.
    Falls sie gründlicher ermittelten, würden sie morgen auch wissen, dass Mr. Davidson vor kurzem in Norwegen gewesen und auf der selben Route wie vor einigen
    Wochen zurückgekehrt war. Was würden sie daraus
    schließen? Ich bezweifelte, dass sie auf einen Skiurlaub tippen würden, nachdem Davidson beobachtet worden war, wie er aus einem überwachten Apartmentgebäude kam, in dem eine Wohnung einem Russen gehörte, der erst Anfang der Woche in Helsinki – nur eine Tagereise von dem Hafen entfernt, in dem Davidson an Land
    gegangen war – überfallen und entführt worden war.
    Scheiße, jetzt war’s zu spät, sich darüber Sorgen zu machen. Solange sie kein Foto von mir hatten, konnte mir nichts passieren.
    Ich blieb bei einer weiteren Cola und einer Packung Erdnüsse noch 35 Minuten sitzen, bevor ich endlich 164
    aufzubrechen beschloss. Auf allen Seiten der dreieckigen Verkehrsinsel kam der abendliche Stoßverkehr in einem Gewirr aus Scheinwerfern und Auspuffqualm etwa einen Meter pro Minute voran. Jeder vierte Fahrer hatte einen Blinker gesetzt, weil er glaubte, in einer anderen Fahrspur schneller voranzukommen. Auch der
    Fußgängerverkehr war viel stärker geworden und
    bewegte sich schneller als die Fahrzeuge. Jeder hastete mit hochgeschlagenem Mantelkragen dahin, verwünschte die Kälte und wollte nur schnellstens nach Hause.
    Ich ließ meinen Helm unter dem Tisch liegen und
    verließ den Pub durch den Ausgang, der auf eine andere Straße hinausführte. Der Sturzhelm wäre ein äußeres Erkennungszeichen gewesen. Das war auch meine
    Lederkleidung, aber die konnte ich schlecht ausziehen.
    Ich musste mich darauf beschränken, die Zahl der Dinge, die

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