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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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war, an mir vorbei. Zu
    abgewetztem Lederzeug trug er Gummistiefel, und als er mich überholte, wandte er mir sein bärtiges Gesicht mit der altmodischen Schutzbrille zu und musterte mich verächtlich. Ich wusste genau, was er von mir dachte.
    Hinter mir tauchten immer wieder Motorräder auf, die 153
    sich durch den Verkehr schlängelten. Ich wechselte in die mittlere Spur, drehte kurz auf, überholte ein paar Autos, scherte wieder ein und kroch hinter einem rostigen Ford Transit weiter. Ich ließ mich von ein paar Motorrädern und Mopeds und sogar von einem Fahrrad überholen, bis nach mehreren Ampeln feststand, dass zwei Autos hinter mir ein weiterer Sonntagsfahrer unterwegs war.
    Als ich an der nächsten Kreuzung links abbog, folgte er mir.
    Auf der Suche nach einem plausiblen Zwischenstopp hielt ich vor einem Zeitungsladen. Ich stellte die Ducati auf dem Seitenständer ab, nahm in aller Ruhe meinen Helm ab und zog langsam die Handschuhe aus, während eine Yamaha VFR mit M-Kennzeichen an mir
    vorbeifuhr. Ich konnte mir vorstellen, wie der Fahrer in sein Helmmikrofon schwatzte, damit alle wussten, wo ich war. »Halt! Halt! Halt! Charlie eins (das Motorrad) links vor dem Zeitungsladen abgestellt. Bravo eins (ich) noch komplett (auf der Ducati).«
    Als er weg war, nahm ich den Sturzhelm ab, ließ aber die Sturmhaube auf, stieg ab und betrat den Laden. Ich konnte nicht einfach weiterfahren, weil das bewiesen hätte, dass ich von der Überwachung wusste.
    Die junge Frau hinter der Theke wirkte besorgt, weil ich meine Sturmhaube nicht abgenommen hatte. An der Wand hinter ihr hing ein Schild mit der höflichen Aufforderung, genau das zu tun. Hätte sie’s verlangt, hätte ich ihr in meinem schlimmsten Cockneyakzent erklärt, meine Haube bleibe auf, weil mich friere, und sie könne mich mal. Ich wollte nicht, dass das Team
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    vorbeikam und das Videoband der Überwachungskamera mit meiner Wenigkeit darauf beschlagnahmte. Aber sie wollte keinen Streit mit mir; was kümmerte es sie, wenn ich die Ladenkasse ausrauben wollte? Das hätte für sie gefährlich werden können.
    Ich kam mit dem Evening Standard unter den Arm zu meiner Ducati zurück. Vermutete ich richtig, war jetzt an beiden Enden der Straße je ein Motorrad postiert. Im Funk würde Chaos herrschen, während außer meiner
    Sichtweite irgendwelche Idioten plötzlich beschlossen, trotz starken Gegenverkehrs zu wenden, um für die weitere Überwachung in Position zu sein, wofür sie von anderen Autofahrern wütend angehupt wurden.
    Ein kurzer Halt der Zielperson bringt das
    Überwachungsteam immer in eine prekäre Lage. Alle müssen neue Positionen einnehmen, damit sämtliche Möglichkeiten abgedeckt sind, wenn das Ziel sich wieder in Bewegung setzt. Auf diese Weise hält die Zielperson das Team in Bewegung, statt selbst von dem Team
    bedrängt zu werden. Aber wo war der mitternachtsblaue Golf? Ich machte mir nicht die Mühe, nach ihm
    Ausschau zu halten; ich würde ihn bald genug entdecken.
    Ich legte den ersten Gang ein und fuhr wie zuvor in Richtung U-Bahnstation South Kensington weiter, die ungefähr eine halbe Meile entfernt war. Dort parkte ich auf der Nordseite zwischen anderen Motorrädern, betrat den U-Bahnhof, in dem großes Gedränge herrschte, und tat so, als nähme ich meinen Helm ab, ohne ihn jedoch wirklich abzunehmen. Stattdessen ging ich geradeaus durch und überquerte die Straße – noch immer mit
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    aufgesetztem Sturzhelm. Auf der Südseite des Bahnhofs lag eine große, belebte und sehr verwirrende Kreuzung mit einer großen dreieckigen Insel, auf der ein
    Blumenhändler seinen Stand hatte. Seine Gasstrahler gaben nicht nur wohlige Wärme, sondern bei
    einsetzender Dunkelheit auch sehr beruhigendes hellrotes Licht ab, als ich an ihnen vorbeiging.
    Ich schloss mich einer Fußgängerhorde an, um auf die andere Seite der Kreuzung zu gelangen, und ging an einer Ladenzeile in der Old Brompton Road vorbei.
    Nach ungefähr fünfzig Metern betrat ich den Pub an der Ecke, nahm meinen Sturzhelm ab, zog mir die
    Sturmhaube vom Kopf und machte es mir auf einem
    Barhocker in Fensternähe gemütlich.
    Der Pub war voller Leute, die Einkäufe gemacht hatten und sich aufwärmen wollten, und Büroangestellten, die sich mit Freunden auf einen Drink trafen.
    Wenige Minuten später fuhr draußen der Golf vorbei –
    allerdings ohne Beifahrer. Er (oder sie) war jetzt vermutlich zu Fuß unterwegs und hastete auf der Suche nach mir durch die U-Bahnstation.
    Dann

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