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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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war,
    beobachtete ich, wie er über die Straße lief und eine Seitenstraße entlang weitertrabte, bis er wegen der beschlagenen Scheiben außer Sicht kam.
    Er musste mich gesehen haben.
    Ich stand auf, zahlte bei »Hintern des Jahres« und erntete ein besonders freundliches Lächeln und ein »Bye, Sweetie!«, als sie sah, wie viel Trinkgeld ich auf der Untertasse zurückgelassen hatte.
    Tom war Richtung Zuhause gerannt, deshalb machte
    ich mich an Geschäften für Reggaemusik und
    Klempnerläden vorbei auf den Weg zur All Saints Road.
    Seine Adresse war ein gelb gestrichener Altbau in einer Seitenstraße unmittelbar an der All Saints Road. Den Klingelknöpfen am Eingang nach war das Haus in acht Wohnungen unterteilt, von denen jede ungefähr die Größe einer Besenkammer haben musste. Die meisten 172
    Häuser dieser Straße waren in Wohnungen aufgeteilt; sie waren schwarz, grün oder gelb gestrichen und hatten schmutzige Fenster mit Netzstores, die in der Mitte durchhingen. Diese Straße war garantiert nicht in dem Film vorgekommen.
    Ich drückte auf den Klingelknopf seiner Wohnung –
    Nummer vier –, aber das zur Türsprechanlage führende Kabel war korrodiert und ausgefranst. Neben einigen Klingelknöpfen steckten in den dafür vorgesehenen Fenstern handgeschriebene Namensschilder, aber die meisten, darunter auch Wohnung vier, hatten überhaupt keines.
    Als ich klingelte, hörte ich ein leises Summen, das zu beweisen schien, dass das Ding funktionierte. Ich wartete, stampfte in der Kälte mit den Füßen und vergrub meine Hände in den Jackentaschen, ohne eine Reaktion auf mein Klingeln wahrzunehmen. Ich erwartete keine Stimme aus der Sprechanlage, aber ich dachte, ich würde einen Ruf von oben oder ein Gesicht an einem Fenster sehen. Nach einiger Zeit schien sich ein Vorhang im zweiten Stock leicht zu bewegen.
    Ich klingelte erneut. Nichts.
    Das war eher amüsant als frustrierend. Tom war
    einfach nicht der richtige Mann für solche Spielchen.
    Wer flüchten will, rennt nicht geradewegs nach Hause.
    E4 hätte keine Mühe gehabt, ihn hier aufzuspüren. Ich musste grinsen, als ich mir vorstellte, wie er dort oben am Fenster stand und hoffte, wenn ich einfach wegginge, würde alles wieder in Ordnung kommen.
    Ich sah nochmals zu dem schmutzigen Fenster auf und 173
    sorgte dafür, dass von oben deutlich zu sehen und zu hören war, wie ich die Treppe zum Gehsteig
    hinunterpolterte, damit auch jeder wusste, dass ich aufgegeben hatte.
    Ich ging zurück, wo ich hergekommen war, und trieb mich an der Einmündung zur All Saints Road herum, weil ich wusste, dass er früher oder später das Haus verlassen würde. Das hätte er nicht tun sollen, deshalb würde er’s bestimmt tun. Er war vielleicht im Stande, in den Computer in dem finnischen Haus einzudringen und die darin gespeicherten Informationen herunterzuladen, aber wenn es um gesunden Menschenverstand ging, hatte er Mühe, die CD-ROM einzuschieben, und kam mit dem Spiel überhaupt nicht zurecht.
    Während ich im Eingang eines aufgegebenen
    Geschäfts herumlungerte, hatte ich ein riesiges Popart-Wandgemälde vor mir, das die ganze Giebelseite eines Hauses bedeckte. Reggaemusik plärrte aus einem Shop, aus dem zwei Teenager kamen, die sich eine Zigarette teilten, während sie die Straße hinuntertanzten. In der kalten Luft wirkte mein eigener Atem wie eine gute Imitation von Zigarettenrauch.
    Ich wusste nicht bestimmt, ob ich Tom sehen würde, falls er über die Rückseite des Hauses abzuhauen
    versuchte, aber er wohnte im zweiten Stock, was ihm die Flucht sehr erschweren würde. Seinem Aussehen nach hätte er schon mit einem Fluchtversuch aus dem
    Erdgeschoss Schwierigkeiten gehabt.
    Die hiesigen Kids mussten mich für einen harmlosen Irren halten, weil ich breit grinste, während ich mir 174
    vorstellte, wie Tom eine zwei Meter hohe Mauer zu überwinden versuchte. Ich hätte Mancini nicht als Untermann haben wollen.
    Tatsächlich kam er 20 kalte, langweilige Minuten
    später aus dem Haus. Wieder ohne Jacke, die Hände unter die Achseln gesteckt, nicht trabend, aber doch in sehr raschem Gehtempo. Ich brauchte ihm nicht einmal zu folgen. Er kam auf mich zu, als wolle er seinen Fehler noch verschlimmern, indem er geradewegs ins Café
    zurückging.
    Ich vertrat ihm den Weg, und sein entsetzter
    Gesichtsausdruck sagte alles.
    »Hallo, Tom.«
    Anfangs machte er keine Bewegung, sondern stand nur wie angewurzelt da; dann wandte er sich halb ab, verzog das Gesicht und starrte

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