Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
zu Boden wie ein Hund, der Prügel erwartet. »Bitte nicht schlagen. Ich hab keinem Menschen was erzählt. Ehrlich nicht! Ich kann’s
    beschwören!«
    »Schon gut, Tom«, sagte ich. »Mit diesen Leuten habe ich nichts mehr zu tun. Ich bin wegen einer anderen Sache hier.«
    14
    »Weißt du, was wir machen?«, sagte ich. »Wir gehen zu dir rauf, setzen den Teekessel auf und plaudern ein bisschen.« Ich bemühte mich, freundlich zu wirken, aber 175
    er wusste genau, dass ihm keine andere Wahl blieb.
    Ich legte ihm einen Arm um die Schultern und fühlte, wie sein Körper sich versteifte. »Los, komm schon, Kumpel, wir machen’s uns bei einem Tee gemütlich, und ich erzähle dir, worum es geht. Hier draußen ist’s zu kalt.«
    Da er nur ungefähr 1,65 Meter groß war, konnte ich ihm leicht meinen Arm um die Schultern legen. Ich spürte, wie schwabbelig sein Körper war. Er hatte sich seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert, und das Ergebnis waren keine Bartstoppeln, sondern eine Art Flaum, mit dem man eine Steppdecke hätte füllen können.
    Unterwegs versuchte ich über belanglose Dinge zu
    reden, um ihm seine Angst zu nehmen. Außerdem musste ich dafür sorgen, dass diese Begegnung für Dritte, die uns neugierig aus irgendeinem Fenster beobachteten, ganz normal wirkte. »Wie lange wohnst du schon in dieser Gegend, Tom?«
    Er hielt weiter den Kopf gesenkt, starrte die
    Gehsteigplatten an. Als wir an den mehrfarbigen Häusern vorbeikamen, merkte ich, dass er am ganzen Leib zitterte.
    »Ungefähr ein Jahr, schätze ich.«
    »Hey, als ich vorhin bei dir angerufen habe, hat sich eine Frau gemeldet. War das deine Freundin?«
    »Janice? Yeah.« Er machte einige Sekunden Pause,
    bevor er stehen blieb. »Hör zu, Kumpel, ich hab keinem Menschen niemals ein Sterbenswörtchen von der
    damaligen Sache erzählt. Kein einziges Wort, ich
    schwör’s dir beim Leben meiner Mutter. Nicht mal
    Janice weiß, dass …«
    176
    »Tom, ich will bloß mit dir reden . Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Wir setzen uns bei dir
    zusammen, trinken einen Tee und plaudern ein
    bisschen.«
    Er nickte, als ich mit sanftem Druck dafür sorgte, dass er weiterging.
    »Was ich dir vorzuschlagen habe, wird dir gefallen.
    Komm schon, wir brauchen einen Tee, um uns
    aufzuwärmen.«
    Wir erreichten sein Haus und stiegen die vier oder fünf Steinstufen zur Haustür hinauf. Tom fingerte seinen Schlüssel heraus, der an einer alten Nylonkordel hing, und ich sah seine Hand zittern, als er versuchte, ihn ins Schlüsselloch zu stecken. Er glaubte noch immer, ich wollte ihn zusammenschlagen. Ich beschloss, ihn in diesem Glauben zu lassen; vielleicht besserte seine Stimmung sich entscheidend, wenn er endlich merkte, dass ich nicht den Auftrag hatte, ihn ins Krankenhaus zu befördern.
    Im Hausflur war es so kalt wie im Freien. Der
    abgetretene, schmutzige Kokosläufer passte zu den feuchten Wänden, von denen der Anstrich abblätterte.
    Ein altmodischer Kinderwagen blockierte den Flur, und ich hörte seinen Besitzer in der Wohnung links von uns brüllen, als versuche er die Fernsehshow zu übertönen, die jetzt in seinem Zimmer lief. Als ich mich an dem Kinderwagen vorbeizwängte, um zur Treppe zu
    gelangen, war ich richtig guter Laune. Selbst mein Haus roch besser als dieses hier.
    Wärme steigt nach oben, aber nicht in dieser
    177
    Bruchbude. Die Nummer vier hatte einen eigenen kleinen Treppenabsatz, auf dem der Anstrich von Wohnungstür und Treppengeländer abblätterte. Tom schaffte es im ersten Anlauf, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, und wir betraten einen Raum, der das Wohnzimmer zu sein schien. Schmutzig graue Netzstores ließen das
    einfallende schmutzig graue Tageslicht noch trübseliger wirken.
    Die Abteilung »Möbel zum Selbstbauen« von MFI
    hatte an Tom gut verdient. Überall in dem kleinen Zimmer leuchtete glänzend gewachstes Kiefernholz, und sogar das zweisitzige Sofa hatte hölzerne Armlehnen.
    Der Rest befand sich in miserablem Zustand – feuchte Wände, abgetretener Teppichboden, ungeheizt. Der
    offene Kamin war mit Brettern verschalt, vor denen ein Gaskamin stand, der nur darauf wartete, angezündet zu werden. Ich konnte noch immer meinen Atem sehen.
    Auf einem Rolltisch aus gewachster Kiefer stand ein zehn Jahre alter Fernseher mit Holzfurniergehäuse; auf der LED-Anzeige des Videorecorders darunter blinkten lauter Nullen, und auf dem Fußboden davor waren ein Dutzend Videokassetten gestapelt. Rechts daneben sah ich eine Sony

Weitere Kostenlose Bücher