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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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öffnete ich die Kammer, indem ich den
    Verschlusshebel nach vorn schob, nahm eine Schachtel mit zwanzig großen 7,62-mm-Patronen aus dem
    Munitionsbehälter und drückte vier Patronen von oben ins Magazin, das eigentlich fünf Schuss aufnehmen
    konnte. Als ich den Verschlusshebel wieder zurückzog, spürte ich nur beim Hinunterdrücken, mit dem der
    Verschluss verriegelt wurde, einen leichten Widerstand.
    Gesichert wurde das Gewehr durch eine runde Scheibe von der Größe eines Fünfzigpencestücks, die hinter dem Verschlusshebel saß. Ich drehte sie mühsam nach links, um die Waffe zu sichern. Das war so schwierig, dass ich mir vornahm, das Gewehr möglichst entladen zu tragen, um es nicht jedes Mal sichern zu müssen.
    Ich sah mich auf dem unebenen Boden nach einem
    niedrigen Erdwall um, der eine Sandsackauflage
    ersetzen konnte, und legte mich dahinter, nachdem ich den Boden erneut nach Ungeziefer abgesucht hatte. Die Stahlplatte des Gewehrkolbens war in meine rechte
    Schulter eingezogen, und mein Zeigefinger lag auf dem Schutzbügel des Abzugs. Mein linker Unterarm ruhte
    auf dem Erdwall, und ich achtete darauf, dass die linke Hand den Gewehrschaft in natürlicher Haltung kurz vor der Kimme stützte. Der Holzschaft war auf beiden
    Seiten gerillt, um besseren Halt zu bieten.
    Die Knochen des Schützen bilden die Grundlage der
    Gewehrhaltung, und seine Muskeln sind die Polster, die es in dieser Position fixieren. Ich musste aus meinen 321
    Ellbogen und der linken Brustseite ein Dreibeinstativ machen, wobei ich den Vorteil hatte, dass mein linker Unterarm auf dem Erdwall auflag. Nun musste ich noch kontrollieren, ob Haltung und Fixierung bequem waren und für einen gezielten Schuss ausreichten.
    Ich sah durchs Zielfernrohr und vergewisserte mich, dass ich freies Blickfeld hatte. Mein linkes Auge konnte ich umso leichter schließen, als es seit gestern ohnehin halb zugeschwollen war. Der häufigste Fehler, den
    Neulinge beim Gebrauch eines Balkenvisiers machen, ist ihre Annahme, der Zielpunkt sei der Schnittpunkt
    zwischen Balken und waagrechter Linie. Tatsächlich ist er jedoch die Balkenspitze; die waagrechte Linie dient nur zur Kontrolle, ob das Gewehr verkantet ist.
    Ich zielte auf den nicht allzu runden schwarzen Kreis, schloss die Augen und hörte kurz zu atmen auf.
    Während ich langsam ausatmete, entspannte ich meine Muskeln. Drei Sekunden später öffnete ich die Augen, begann wieder normal zu atmen und sah durchs
    Zielfernrohr. Als ich feststellte, dass ich etwas nach links vom Zielpunkt abgekommen war, änderte ich meine
    Körperhaltung nach rechts und wiederholte diesen
    Vorgang noch zweimal, bis ich auf natürliche Weise zum Ziel ausgerichtet war. Es hatte keinen Zweck, meinen Körper in eine ihm widerstrebende Haltung zwingen zu wollen, denn das konnte die Zielgenauigkeit
    beeinträchtigen. Nun war ich bereit, den ersten Schuss abzugeben.
    Ich holte dreimal tief Luft, um meinem Körper
    reichlich Sauerstoff zuzuführen. Nur bei ausreichender 322
    Sauerstoffzufuhr sieht man scharf; hält man den Atem an, während man einen entfernten Gegenstand fixiert, sieht man ihn sehr bald verschwommen.
    Mein Blickfeld schwankte, als ich tief Luft holte, und bewegte sich dann kaum noch, als ich wieder normal zu atmen begann. Erst jetzt entsicherte ich das Gewehr, indem ich die Scheibe herauszog und nach rechts drehte.
    Dann zielte ich, während ich den Druckpunkt nahm, und hielt zugleich den Atem an, um die Waffe zu
    stabilisieren.
    Eine Sekunde, zwei Sekunden … Ich drückte ab, ohne
    das Gewehr zu verreißen.
    Ich hörte nicht einmal den Schussknall, so sehr war ich damit beschäftigt, mich zu konzentrieren und
    möglichst wenig zu reagieren, als der Rückschlag den Kolben in meine Schulter drückte. Gleichzeitig ließ ich mein rechtes Auge geöffnet und verfolgte, wie der
    Zielpunkt nach dem Hochschnellen der Mündung
    wieder ins Ziel zurückkehrte. Das war gut, weil es
    zeigte, dass mein Körper gut ausgerichtet war.
    Andernfalls wäre der Zielpunkt dorthin gewandert,
    wohin mein Körper in Wirklichkeit zielte.
    Den Schuss musste ich verfolgen, denn obwohl unter
    Umständen weniger als eine Sekunde vergehen würde,
    bis ich – nachdem ich den Druckpunkt genommen hatte
    – tatsächlich abdrückte, sodass der Schlagbolzen den Patronenboden traf und die Treibladung zündete, deren Explosionsgase dann das Geschoss aus dem Rohr
    trieben, konnte jede kleinste Bewegung bewirken, dass die Lage des Zielpunkts sich

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