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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Scheiß, den Leute miteinander reden, wenn sie sich nicht kennen, und
    außerdem lag mir viel daran, dass die vergangene Nacht nicht erwähnt wurde. Ich setzte die Flasche an und
    nahm einen durstigen, langen Zug. Das Plastikmaterial beulte sich unter meinen Fingern ein, weil ich keine Luft an meinen Lippen vorbei in die Flasche gelangen ließ.
    Carrie blieb mit in die Hüften gestemmten Armen
    über mir stehen – in derselben Haltung wie vor einigen Tagen der Jasager, aber ohne deshalb bedrohlich zu
    wirken.
    »Das Zielfernrohr kann im Lauf der Zeit ein paar
    Stöße abbekommen haben. Ich benutze immer nur
    Kimme und Korn – die verstellen sich nie, und wer hier draußen im freien Gelände herumläuft, ist in
    Reichweite.«
    Ich hörte zu trinken auf. Einem sanften Plop folgte ein Gurgeln, als Luft einströmte und das Plastikmaterial wieder seine ursprüngliche Form annahm.
    »Haben Sie schon mal schießen müssen?«
    Die Sonnenbrille tarnte alle Hinweise, die ihr Blick mir hätte geben können. »Einmal, aber das ist schon einige Jahre her. Hier draußen passiert alles Mögliche, wissen Sie.« Sie streckte ihre Hand nach der Flasche aus.
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    Ich beobachtete, wie ihre Halsmuskeln sich bewegten, während sie über mir stehend fünf oder sechs große
    Schlucke nahm. Ich konnte hören, wie das Wasser durch ihre Kehle gluckerte, und sehen, wie die Muskeln ihres rechten Arms sich strafften, als sie die Flasche hob. Auf ihrer Haut glänzte ein leichter Feuchtigkeitsfilm; bei mir hätte er wie gewöhnlicher Schweiß ausgesehen.
    Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Frage: Wie kommt’s, dass Sie das Zielfernrohr
    kontrollieren, wenn Sie das Gewehr nur zur
    Selbstverteidigung brauchen?« Sie zeigte in den
    Dschungel. »Dort drinnen ist es wertlos, nicht wahr?«
    Ich lächelte mein entwaffnendstes Lächeln. »Wie ich schon gesagt habe, ich bin gern auf alles vorbereitet.«
    »Und liegt das an Ihrer Ausbildung oder an Ihrem
    Charakter?« Sie zögerte. Ich wünschte mir, ich könnte ihre Augen sehen. »Wie kommt es, dass Sie solche
    Aufträge erhalten?«
    Ich wusste nicht, wie ich ihr das hätte erklären sollen.
    »Wollen Sie mir helfen?«
    Sie begriff, dass ich das Thema wechseln wollte, und ging darauf ein. »Klar.«
    Ich stand wieder auf, und wir machten ein paar
    Schritte durchs Gras auf meinen Erdwall zu.
    »Ist Schweigen Ihre Methode, damit umzugehen,
    Nick? Ich meine, ist Schweigen Ihre Methode, sich vor dem zu schützen, was Sie beruflich tun müssen?«
    Ich sah mein Spiegelbild, als ich durch ihre
    Brillengläser zu sehen versuchte; sie lächelte fast herausfordernd. »Ich will nur genau ins Schwarze
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    treffen können. Dazu muss ich das Zielfernrohr
    justieren.«
    »Jeder Schuss ein Treffer, richtig?«
    »Richtig.«
    »Okay, ich weiß, wie wir’s machen – Sie zielen, weil Sie stärker sind. Ich justiere.«
    Ich öffnete den Verschluss, warf damit die
    Patronenhülse aus, lud nach und sicherte das Gewehr, als wir meine Feuerstellung erreichten. »Aber die
    Rohrerhöhung soll unverändert bleiben.«
    Carrie zog eine Augenbraue hoch. »Klar.« Ich hatte
    etwas Selbstverständliches erwähnt.
    Statt das Gewehr mit der linken Hand zu stützen,
    begann ich, Kolben und Schaft in die weiche Erde zu rammen. Ihre Sandalen waren kaum eine Handbreit von meinem Gesicht entfernt. »Sagen Sie mir, wenn’s so weit ist.«
    Als ich aufsah, hatte sie ihre Sonnenbrille auf den Kopf hochgeschoben. Ihre riesigen grünen Augen
    blinzelten angestrengt, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Ich machte mich daran, die schlammige Erde um den
    Schaft herum festzuklopfen. Damit wir das Zielfernrohr justieren konnten, musste das Gewehr unbeweglich
    fixiert sein. Als ich fertig war, überzeugte ich mich davon, dass die Markierungen weiterhin
    übereinstimmten, und zielte mitten ins Schwarze.
    »Okay, es kann losgehen.«
    »Okay«, sagte sie, dann trat sie mit ihren Sandalen das Erdreich um den Schaft herum fest, während ich das 329
    Gewehr weiter aufs Ziel gerichtet hielt. Meine Arme schmerzten, so sehr strengte ich mich an, damit die Spitze des Balkenvisiers weiter genau ins Schwarze
    zeigte. Das alles hätte ich auch allein gekonnt, aber es hätte viel länger gedauert.
    Als das Erdreich festgetreten war, hatte ich noch
    immer den schwarzen Kreis im Visier, deshalb sagte ich
    »Fertig!« und bewegte meinen Kopf nach links, damit sie sich herüberbeugen und durchs Zielfernrohr sehen konnte. Unsere Köpfe berührten

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