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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Mädchen ausgehen, und Freundinnen, die hinter ihrem Rücken schlecht über sie reden, solches Zeug …« Sie lächelte. »Hey, sie kann’s echt kaum noch erwarten.«
    Das Lächeln verblasste rasch, aber ihr Tonfall war
    nicht bekümmert, nur praktisch. »Aber Aaron … Aaron hasst Veränderungen – genau wie mein Vater. Er hofft einfach, dass sich alle Schwierigkeiten von selbst in Luft auflösen.« Sie legte ihren Kopf in den Nacken, als der Vogelschwarm dicht über uns hinwegfegte. Auch ich sah auf und verfolgte ihn über den Himmel, bis er hinter dem Anbau verschwand. Carrie seufzte. »Das alles wird mir fehlen.«
    Ich wusste, dass ich irgendetwas hätte sagen sollen, aber mir fiel nichts Vernünftiges ein. Da ich mein
    eigenes Leben verpfuscht hatte, fühlte ich mich nicht 361
    dafür qualifiziert, Carrie zu helfen, ihres in Ordnung zu bringen.
    »Ich liebe ihn sehr«, sagte sie. »Nur habe ich
    allmählich erkannt, dass ich ihn nicht als Mann liebe, denke ich … Ich weiß natürlich auch, dass das ein
    uraltes Klischee ist. Aber es ist so schwierig zu erklären.
    Mit ihm kann ich nicht darüber reden. Das ist … ach, irgendwie wird’s einfach Zeit, weiterzuziehen …« Sie machte eine kurze Pause. Ich spürte das Blut in meinen Schläfen pochen. »Manchmal fühle ich mich schrecklich einsam.«
    Sie benutzte beide Hände, um ihr Haar hinter die
    Ohren zu stecken, bevor sie sich mir zuwandte. Dann herrschte wieder Schweigen zwischen uns, während
    mein Puls sich beschleunigte und ich nur noch mühsam Luft bekam. »Und was ist mit Ihnen, Nick?«, fragte sie.
    »Fühlen Sie sich jemals einsam?«
    Sie wusste die Antwort bereits, aber ich konnte mich einfach nicht länger beherrschen …
    Ich erzählte ihr, dass ich in London in einem
    Obdachlosenheim lebte, dass ich mittellos war und mich an einer Hare-Krishna-Suppenküche anstellen musste, um nicht zu verhungern. Ich erzählte ihr, dass alle meine Freunde tot waren – bis auf einen, der mich jetzt hasste.
    Außer den Kleidungsstücken, mit denen ich hier
    angekommen war, lag mein gesamter übriger Besitz in einer Reisetasche, die auf einem Londoner Bahnhof in der Gepäckaufbewahrung stand.
    Das alles erzählte ich ihr, und es tat mir gut. Ich erzählte ihr auch, dass ich nur deshalb in Panama war, 362
    um zu verhindern, dass mein Boss ein Kind ermorden
    ließ. Ich hätte ihr am liebsten noch mehr erzählt, aber es gelang mir, mich zu beherrschen, bevor alles aus mir hervorbrach.
    Als ich fertig war, saß ich mit verschränkten Armen da, fühlte mich unsicher, wollte Carrie nicht ansehen und starrte deshalb wieder die Pflanzkübel an.
    Carrie räusperte sich. »Dieses Kind … ist das Marsha oder Kelly?«
    Ich fuhr herum, und sie verwechselte mein
    Erschrecken mit Zorn.
    »Tut mir Leid … ich weiß, dass ich das nicht hätte
    fragen sollen. Aber ich bin die ganze Nacht bei Ihnen gewesen, ich war nicht nur zufällig da, als Sie
    aufgewacht sind … Das wollte ich Ihnen heute Morgen erzählen, aber wir waren beide zu verlegen, glaube ich
    …«
    Scheiße, was hatte ich im Schlaf geredet?
    Sie versuchte, den Schock abzumildern. »Ich musste
    bei Ihnen bleiben, sonst wären Sie jetzt schon halb in Chepo. Wissen Sie das nicht mehr? Sie sind immer
    wieder schreiend aufgewacht und wollten ins Freie
    laufen, um Kelly zu suchen. Und dann haben Sie nach Marsha gerufen. Jemand musste sich um Sie kümmern.
    Aaron hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und war dafür nicht zu gebrauchen. Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.«
    Mein Herz hämmerte noch mehr, und mir war
    plötzlich sehr heiß. »Was habe ich noch alles gesagt?«
    »Nun, Sie haben von Kevin gesprochen. Ich dachte
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    zuerst, das sei Ihr wirklicher Name, aber …«
    »Nick Stone.«
    Unser Dialog musste sich anhören wie ein rasches
    Frage-und-Antwort-Spiel bei einer Quizshow. Sie
    musterte mich prüfend, dann kehrte ihr Lächeln zurück.
    »Das ist Ihr wirklicher Name?«
    Ich nickte.
    »Warum haben Sie ihn mir gesagt?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Das wusste ich selbst nicht recht; es war mir einfach richtig erschienen.
    Als ich weitersprach, fühlte ich mich wie in Trance.
    Ich hatte das Gefühl, nur aus der Ferne zuzuhören, wie ein anderer sprach. »Das Mädchen heißt Kelly. Ihre
    Mutter war Marsha, die mit meinem Freund Kevin
    verheiratet war. Aida war ihre kleine Schwester. Sie sind alle in ihrem Haus ermordet worden. Kelly war die
    einzige Überlebende. Ich bin um wenige Minuten zu
    spät

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