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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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hatte, dass der Regen aufgehört hatte; erst das laute Zirpen der Grillen machte mich darauf aufmerksam.
    Als ich nur noch etwa hundertfünfzig Meter vom
    Haus entfernt war, verringerte ich mein Tempo, achtete darauf, wohin ich trat, und machte mich dabei so klein wie möglich. Der Nachthimmel war weiter stark
    bewölkt, und ich war zuversichtlich, dass es mir
    gelingen würde, noch näher an das Haus
    heranzukommen.
    Mein Blickwinkel veränderte sich allmählich. Ich
    konnte den schwachen Lichtschein sehen, der aus dem Erkerfenster des Wohnbereichs fiel – nicht stark genug, um den Erdboden zu erreichen –, dann den Bereich vor der Veranda, der von den Scheinwerfern eines neben
    dem Mazda geparkten großen Geländewagens erhellt
    wurde. Auf seinem Dach war mit Spanngurten ein
    großes Schlauchboot mit dem Boden nach oben
    festgemacht.
    Ich wusste, dass irgendwo vor mir die Pflanzkübel
    aufgereiht waren, auf die ich bald stoßen würde. Ich verringerte mein Tempo noch mehr und schlich tief
    geduckt weiter. Als ich endlich die Reihen weißer
    Plastikbehälter erreichte, war das Leerlaufgeräusch eines Automotors zu hören. Ich ließ mich auf alle viere nieder, hielt das Gewehr in meiner linken Hand und
    bewegte mich wie ein Gorilla zwischen den Reihen
    weiter. Nach einigen Metern machte ich Halt, um zu
    horchen und zu beobachten. Irgendwo in der Nähe
    raschelte ein kleines Tier und huschte zwischen den 389
    Pflanzkübeln davon, deren Zwischenräume nur zwei bis drei Zentimeter betrugen. Ich konnte das verzweifelte Kratzen winziger Pfoten auf dem harten Kunststoff
    hören, als es um sein Leben rannte.
    Ich achtete darauf, mich nicht in den
    Bewässerungsschläuchen zu verheddern, die sich kreuz und quer über den Boden schlängelten, und tastete mich durch Gras und Schlamm weiter. Der Lärm, den die
    Zikaden machten, war schrecklich lästig, aber mit etwas Glück würde er die Geräusche meiner Annäherung
    überdecken.
    Während ich mich langsam weiter vorarbeitete, war
    ich wegen einer Kombination aus Nervenanspannung
    und körperlicher Anstrengung wieder in Schweiß
    gebadet. Allmählich kam die Szene auf der Veranda ins Blickfeld. Aus etwa achtzig Metern Entfernung konnte ich zwei Männer mit Carrie sprechen sehen. Alle drei waren in helles Licht getaucht, das starke
    Schlagschatten warf. Von einem der Männer, der fast einen Kopf kleiner war als der andere, konnte ich nur die Schultern in einem karierten Hemd sehen, die auf beiden Seiten einer Säule hervorragten. Der Kerl sah aus, als habe er sein Fitnesstraining in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt.
    Ich sah keine Waffen und konnte aus dieser
    Entfernung natürlich auch nicht hören, was dort
    gesprochen wurde.
    Ich hielt mein Gewehr weiter mit der linken Hand
    hoch, damit es nicht in den Schlamm geriet, während ich mit langsamen, unauffälligen Bewegungen eine
    390
    Feuerstellung zwischen den Pflanzkübeln einnahm. Als ich mich dazu nach vorn beugte, ergoss sich ein kleiner Schwall schlammigen Wassers über mein T-Shirt.
    Der Sicherungshebel klickte kaum hörbar, als ich ihn nach rechts umlegte. Der erste Blick durchs Zielfernrohr zeigte mir ein verschwommenes Bild, weil ich vergessen hatte, die Regentropfen abzuwischen.
    Carries von bläulichen Schwaden aus Zigarettenrauch umgebener Kopf füllte die Hälfte des Blickfelds, und im Hintergrund flatterten Nachtfalter um eine Wandlampe.
    Ich stellte ihr Gesicht scharf ein, versuchte seinen Ausdruck zu deuten. Sie wirkte nicht ängstlich, während sie sprach, nur ernsthaft.
    Von links trieb nochmals Zigarettenrauch ins Bild.
    Ich schwenkte dorthin und erfasste den Größeren der beiden Männer, der erneut an seiner Zigarette zog,
    bevor er weitersprach. Es war ein Latino mit rundem Gesicht, Bürstenhaarschnitt und ungepflegtem
    Schnauzer; er trug ein schwarzes, kragenloses Hemd
    und dazu eine mit Schlamm bespritzte olivgrüne
    Militärhose, die in ebenso schlammigen Stiefeln steckte.
    Er redete ziemlich aufgebracht und zeigte dabei erst auf Carrie und dann auf den kleineren Mann. Irgendwas
    stimmte hier nicht; um das zu erkennen, brauchte man kein Lippenleser mit Spanischkenntnissen zu sein.
    Dann verstummte er und sah wieder Carrie an, als
    erwarte er eine Antwort von ihr. Ich schwenkte wieder nach rechts zu ihr. Sie nickte langsam, als sei sie nicht besonders glücklich über das, mit dem sie sich
    einverstanden erklärte, und ich folgte ihr, als sie die 391
    Fliegengittertür öffnete und ins Haus rief:

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