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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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»Aaron!
    Aaron!«
    Ich sah zu dem Geländewagen hinunter. Nachtfalter
    und alle möglichen anderen Insekten schwirrten in
    seinem Scheinwerferkegel durcheinander. Der mit
    Schlamm bespritzte Wagen war ein GMC Suburban,
    dessen kastenförmiger Aufbau auf hohen Rädern stand.
    Alle Türen waren geschlossen, und der Motor lief weiter
    – vermutlich wegen der Klimaanlage.
    Die Fliegengittertür quietschte, dann fiel sie krachend zu. Ich schwenkte wieder zur Veranda hinüber und sah, dass Aaron herausgekommen war. Die beiden Männer
    begrüßten ihn nicht. Carrie sprach weniger als eine halbe Minute mit ihm; dann ging er mit einem Nicken sichtlich besorgt ins Haus zurück. Carrie und die beiden anderen folgten ihm. Schwarzhemd trat seinen
    Zigarettenstummel auf der Veranda aus. Der Mann in
    dem karierten Hemd trug einen Aktenkoffer aus
    Aluminium, der mir bisher nicht aufgefallen war. Auch er wirkte mit einem Dreitagebart in seinem feisten
    Gesicht nicht gerade Vertrauen erweckend. Ich
    beobachtete, wie sie auf dem Weg in den Computerraum an dem Erkerfenster vorbeigingen. Vorläufig konnte ich nur warten.
    Am äußersten linken Rand meines Gesichtsfelds
    blitzte plötzlich etwas auf. Ich sah hinüber und nahm gerade noch ein im Inneren des Suburban abbrennendes Streichholz wahr, dessen gelblicher Schein die beiden sauberen Halbkreise auf der Windschutzscheibe erhellte.
    Ich benutzte wieder das Zielfernrohr und sah ein
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    hellrotes Glühen auf dem Rücksitz. Dort drinnen zog jemand hastig und tief an einer Zigarette. Mein Blick glitt über die Seitenfenster des Suburban, aber ich konnte nicht beurteilen, ob sie dunkel getönt waren, bevor der nächste Zug von der Zigarette genommen
    wurde. Der Zug ließ nicht lange auf sich warten; durch die Seitenfenster war dabei nichts zu erkennen, aber im Rückfenster zeichnete sich ein schmales leuchtendes Dreieck ab. Das musste der schwarze Suburban von der Miraflores-Schleuse sein. Wie hoch war die
    Wahrscheinlichkeit für ein identisches Merkmal wie die eingerissene Klebefolie? Ein weiterer tiefer Zug ließ das kleine Dreieck aufleuchten.
    Ich beobachtete, wie die Zigarette zu Ende geraucht wurde und das Glühen erlosch, dann setzte ich langsam mein Gewehr ab und ließ es auf meinen Unterarmen
    ruhen, damit es nicht in den Schlamm geriet. In diesem Augenblick wurde die der Veranda abgewandte hintere Autotür geöffnet, und jemand stieg aus. Ich hob erneut das Gewehr und richtete das Zielfernrohr auf den
    Oberkörper eines Mannes, der dort stand und sich
    erleichterte. Ich erkannte das schmale Gesicht mit der langen Nase sofort wieder, auch ohne den Suburban.
    Das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Der
    Pizzamann war an der Miraflores-Schleuse gewesen; die Schleuse wurde von hier aus mit einer Webcam
    überwacht. Er war in Charlies Landhaus gewesen;
    dorthin war ich jetzt unterwegs. Er kannte George;
    George wusste von mir. Nein, das war definitiv nicht gut.
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    Die Fliegengittertür quietschte, dann traten die
    beiden Latinos aus dem Haus und kamen die
    Verandatreppe herunter, während der Pizzamann wieder hinten einstieg. Der kleine Dicke trug weiterhin seinen Aktenkoffer. Carrie folgte ihnen aus dem Haus, blieb aber mit in die Hüften gestemmten Armen auf der
    Veranda stehen und beobachtete, wie Schwarzhemd
    seine Zigarettenkippe in den Schlamm warf, bevor er um den Wagen herumging, um sich ans Steuer zu setzen.
    Der Dicke stieg vorn rechts ein.
    Der Motor heulte auf, und helles Scheinwerferlicht
    überflutete meine Umgebung. Ich machte mich ganz
    klein, bis der Lichtkegel über mich hinweggehuscht war; dann richtete ich mich kniend auf, um zu horchen und zu beobachten, bis der Dschungel das Motorengeräusch
    und die Schlussleuchten verschluckt hatte.
    Ich stand aus dem Schlamm auf, sicherte meine Waffe und bewegte mich aufs Haus zu. Als ich die
    Fliegengittertür zuknallen ließ, konnte ich sehen, dass Aaron und Carrie in Luz’ Zimmer waren und sie im Bett zu beruhigen versuchten. Keiner der beiden sah sich nach mir um, als ich zum Kühlschrank ging und nach
    dem Schwarzweißfoto mit dem Pizzamann griff. Der
    runde Magnet, der es festgehalten hatte, fiel herab und rollte über den Fußboden. Ich blieb mit dem Foto in der Hand stehen und dachte nach. Dass er nicht gesehen
    werden wollte, musste einen bestimmten Grund haben.
    Konnte ich meine Situation verschlimmern, wenn ich
    ihnen von dem Pizzamann erzählte und sie George
    davon erzählten? Vielleicht sogar meinen

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