Nick Stone - 04 - Eingekreist
»Aaron!
Aaron!«
Ich sah zu dem Geländewagen hinunter. Nachtfalter
und alle möglichen anderen Insekten schwirrten in
seinem Scheinwerferkegel durcheinander. Der mit
Schlamm bespritzte Wagen war ein GMC Suburban,
dessen kastenförmiger Aufbau auf hohen Rädern stand.
Alle Türen waren geschlossen, und der Motor lief weiter
– vermutlich wegen der Klimaanlage.
Die Fliegengittertür quietschte, dann fiel sie krachend zu. Ich schwenkte wieder zur Veranda hinüber und sah, dass Aaron herausgekommen war. Die beiden Männer
begrüßten ihn nicht. Carrie sprach weniger als eine halbe Minute mit ihm; dann ging er mit einem Nicken sichtlich besorgt ins Haus zurück. Carrie und die beiden anderen folgten ihm. Schwarzhemd trat seinen
Zigarettenstummel auf der Veranda aus. Der Mann in
dem karierten Hemd trug einen Aktenkoffer aus
Aluminium, der mir bisher nicht aufgefallen war. Auch er wirkte mit einem Dreitagebart in seinem feisten
Gesicht nicht gerade Vertrauen erweckend. Ich
beobachtete, wie sie auf dem Weg in den Computerraum an dem Erkerfenster vorbeigingen. Vorläufig konnte ich nur warten.
Am äußersten linken Rand meines Gesichtsfelds
blitzte plötzlich etwas auf. Ich sah hinüber und nahm gerade noch ein im Inneren des Suburban abbrennendes Streichholz wahr, dessen gelblicher Schein die beiden sauberen Halbkreise auf der Windschutzscheibe erhellte.
Ich benutzte wieder das Zielfernrohr und sah ein
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hellrotes Glühen auf dem Rücksitz. Dort drinnen zog jemand hastig und tief an einer Zigarette. Mein Blick glitt über die Seitenfenster des Suburban, aber ich konnte nicht beurteilen, ob sie dunkel getönt waren, bevor der nächste Zug von der Zigarette genommen
wurde. Der Zug ließ nicht lange auf sich warten; durch die Seitenfenster war dabei nichts zu erkennen, aber im Rückfenster zeichnete sich ein schmales leuchtendes Dreieck ab. Das musste der schwarze Suburban von der Miraflores-Schleuse sein. Wie hoch war die
Wahrscheinlichkeit für ein identisches Merkmal wie die eingerissene Klebefolie? Ein weiterer tiefer Zug ließ das kleine Dreieck aufleuchten.
Ich beobachtete, wie die Zigarette zu Ende geraucht wurde und das Glühen erlosch, dann setzte ich langsam mein Gewehr ab und ließ es auf meinen Unterarmen
ruhen, damit es nicht in den Schlamm geriet. In diesem Augenblick wurde die der Veranda abgewandte hintere Autotür geöffnet, und jemand stieg aus. Ich hob erneut das Gewehr und richtete das Zielfernrohr auf den
Oberkörper eines Mannes, der dort stand und sich
erleichterte. Ich erkannte das schmale Gesicht mit der langen Nase sofort wieder, auch ohne den Suburban.
Das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Der
Pizzamann war an der Miraflores-Schleuse gewesen; die Schleuse wurde von hier aus mit einer Webcam
überwacht. Er war in Charlies Landhaus gewesen;
dorthin war ich jetzt unterwegs. Er kannte George;
George wusste von mir. Nein, das war definitiv nicht gut.
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Die Fliegengittertür quietschte, dann traten die
beiden Latinos aus dem Haus und kamen die
Verandatreppe herunter, während der Pizzamann wieder hinten einstieg. Der kleine Dicke trug weiterhin seinen Aktenkoffer. Carrie folgte ihnen aus dem Haus, blieb aber mit in die Hüften gestemmten Armen auf der
Veranda stehen und beobachtete, wie Schwarzhemd
seine Zigarettenkippe in den Schlamm warf, bevor er um den Wagen herumging, um sich ans Steuer zu setzen.
Der Dicke stieg vorn rechts ein.
Der Motor heulte auf, und helles Scheinwerferlicht
überflutete meine Umgebung. Ich machte mich ganz
klein, bis der Lichtkegel über mich hinweggehuscht war; dann richtete ich mich kniend auf, um zu horchen und zu beobachten, bis der Dschungel das Motorengeräusch
und die Schlussleuchten verschluckt hatte.
Ich stand aus dem Schlamm auf, sicherte meine Waffe und bewegte mich aufs Haus zu. Als ich die
Fliegengittertür zuknallen ließ, konnte ich sehen, dass Aaron und Carrie in Luz’ Zimmer waren und sie im Bett zu beruhigen versuchten. Keiner der beiden sah sich nach mir um, als ich zum Kühlschrank ging und nach
dem Schwarzweißfoto mit dem Pizzamann griff. Der
runde Magnet, der es festgehalten hatte, fiel herab und rollte über den Fußboden. Ich blieb mit dem Foto in der Hand stehen und dachte nach. Dass er nicht gesehen
werden wollte, musste einen bestimmten Grund haben.
Konnte ich meine Situation verschlimmern, wenn ich
ihnen von dem Pizzamann erzählte und sie George
davon erzählten? Vielleicht sogar meinen
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