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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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vorgestellt hatte. Sie blähte die Nüstern, um etwas Luft in ihre Lunge zu bekommen. Ihre Hände
    umklammerten meine Handgelenke, während sie
    versuchte, ihren nach oben gerissenen Kopf zu entlasten.
    Ich schleppte sie in die Dunkelheit des Lagerraums, wobei ihre Füße kaum den Boden berührten. Nachdem
    ich die Tür mit dem Fuß hinter mir geschlossen hatte, 385
    sodass wir beide augenblicklich blind waren, brachte ich meinem Mund an ihr linkes Ohr. »Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen. Dann gebe ich Ihren Mund frei, und Sie antworten. Sie schreien nicht, sondern antworten nur.«
    Sie atmete keuchend, und ich grub meine Finger
    absichtlich tiefer in ihre Wange, um noch
    beängstigender zu wirken. »Nicken Sie, wenn Sie das verstanden haben.«
    Ihr Haar duftete nicht mehr nach Apfelshampoo; ich
    roch nur noch, dass sie Kaffee getrunken hatte, als sie mehrmals hastig in meine Hände nickte.
    Ich atmete langsam tief durch, um mich zu beruhigen, und flüsterte wieder in ihr Ohr. »Warum haben Sie mit Ihrem Dad über mich gesprochen? Und wer kommt
    hierher?«
    Ich lockerte den Griff meiner auf ihrem Mund
    liegenden Hand ein wenig, damit sie etwas Luft holen konnte, hielt sie aber weiter an den Haaren gepackt. Ich fühlte ihren feuchten Atem zwischen meinen Fingern.
    »Ich kann Ihnen alles erklären, bitte, lassen Sie mich nur Luft bekommen …«
    In diesem Augenblick hörten wir beide das
    Motorengeräusch eines Geländewagens, der im ersten
    Gang die schlammige Zufahrt heraufkam.
    »O Gott, o bitte, Nick, bitte bleiben Sie einfach hier drin. Draußen ist’s zu gefährlich, ich erkläre Ihnen alles später, bitte!«
    Ich zog an der Lichtschnur. Die Leuchtstoffröhre über uns begann flackernd zu brennen, als ich das Gewehr aus dem Regal nahm, die Klarsichthülle vom
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    Verschlusshebel riss und mir zwei vorbereitete Päckchen Bereitschaftsmunition in die Tasche stopfte.
    Sie bettelte noch immer, während das
    Motorengeräusch lauter wurde. »Bitte, Nick, bleiben Sie hier drin, verlassen Sie diesen Raum nicht – ich komme mit diesen Leuten allein zurecht.«
    Ich ging zu der ins Freie führenden Tür. »Scheiß
    drauf … machen Sie das Licht aus! Sofort!«
    Das Motorengeräusch wurde noch lauter, als der
    Wagen die letzte Steigung nahm. Ich stand an der Tür und hielt mein Ohr ans Wellblech gepresst.
    »Licht aus!«
    Sie zog an der Schnur.
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    Ich zog die Tür eine Handbreit auf, brachte ein Auge an den Spalt und schaute nach rechts zur Vorderfront des Hauses hinüber. Ich konnte den Geländewagen nicht sehen, nur das Licht seiner Scheinwerfer, das im Regen von der Veranda zurückgeworfen wurde.
    Ich schlüpfte ins Freie, schloss die Tür lautlos hinter mir und ließ Carrie in der Dunkelheit zurück. Als ich nach links in Richtung Waschplatz verschwand, hörte ich, wie zwei Autotüren rasch nacheinander zugeknallt wurden. Zugleich waren laute Männerstimmen zu hören
    – nicht aggressiv, nur zur Verständigung. Ich
    vermutete, dass das Spanisch war, aber aus dieser
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    Entfernung war das schwer zu beurteilen, und es war mir auch egal.
    Sobald ich um die Ecke gebogen war, trabte ich
    geradewegs auf den Holzschuppen in der Senke zu,
    wobei ich das Haus als Deckung benutzte. Unterwegs
    sah ich mich nicht um. Ich hielt das Gewehr mit der rechten Hand umklammert, hatte die Linke in die
    Tasche mit der Bereitschaftsmunition gerammt, hastete gebückt durch die Dunkelheit weiter und achtete nur darauf, in Regen und Schlamm über keinen Baumstumpf zu fallen.
    Ich bewegte mich etwa zweihundert nasse und
    schlammige Meter weiter, bevor ich einen Blick nach hinten riskierte. Das Haus zeichnete sich im Licht der Autoscheinwerfer als Silhouette ab, und das
    Motorengeräusch war nicht mehr zu hören. Ich wandte mich ab und stolperte weiter; nach ungefähr zwanzig Schritten verschwand auch das Licht, als ich in die Senke hinuntergelangte.
    Vor dem Schuppen wandte ich mich nach rechts und
    rannte in Richtung Waldrand weiter. Meine Kehle war wie ausgedörrt, und ich schluckte ständig, um sie zu befeuchten, während ich nach Luft rang. Zumindest
    befand ich mich hier außerhalb der unmittelbaren
    Gefahrenzone.
    Sobald ich ungefähr die halbe Strecke bis zum
    Waldrand zurückgelegt hatte, wandte ich mich erneut nach rechts und bewegte mich in ansteigendem Gelände wieder auf das Haus zu. Meine Timberlands platschten durch Schlamm und Pfützen. Ich hatte mich so sehr auf 388
    meine Flucht konzentriert, dass ich nicht gemerkt

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