Nick Stone - 04 - Eingekreist
großkalibriger Munition schützten, wie die Seiten eines alten Telefonbuchs
aufgewölbt und zerfleddert waren.
Die Stille wurde nur durch das Quietschen von
Stiefeln mit Gummisohlen unterbrochen, die sich mir von hinten näherten. Mein einziger Gedanke war, dass ich von Glück sagen konnte, weil ich verhaftet werden sollte.
Die Stiefel erreichten ihr Ziel, und das schwere Atmen ihrer Träger erfüllte die Luft um mich herum. Ein
riesiger, alter schwarzer Lederstiefel landete neben meinem Gesicht, und meine Hände wurden gepackt und
nach vorn gezogen. Ich spürte, wie das kalte,
unnachgiebige Metall sich in meine Handgelenke grub, als die Handschellen fest angezogen wurden. Ich ließ sie einfach machen; je mehr ich mich wehrte, desto
schmerzhafter würde diese Prozedur für mich werden.
Die Handschellen waren das neuere Polizeimodell, das keine Verbindungskette, sondern eine Metallspange als Abstandhalter hatte. Mit diesen Dingern an den
Handgelenken schreit man vor Schmerz auf, wenn
jemand sie mit einem Schlagstock auch nur antippt, weil das Metall den leichten Schlag direkt an die Knochen weiterleitet.
Ich hatte schon genügend Schmerzen, weil ein Mann
an den Handschellen zog, um meine Arme zu strecken, während ein anderer mir sein Knie zwischen die
Schulterblätter stemmte.
Meine Nase knallte auf den Steinboden, dass mir die 58
Augen tränten, und das Knie presste mir die Luft aus der Lunge.
Ein Händepaar, dessen Besitzer seine Stiefel rechts und links neben meinen Körper stellte, nachdem er sein Knie nun von meinem Rücken genommen hatte,
wanderte über meinen Körper. Meine Brieftasche mit
der Eurostar-Fahrkarte und meinem auf den Namen
Nick Somerhurst lautenden Reisepass wurde aus der
Innentasche meiner Bomberjacke gezogen. Ich fühlte
mich plötzlich nackt.
Ich drehte den Kopf zur Seite, um es während der
Leibesvisitation halbwegs bequem zu haben, und ließ mein Gesicht auf dem kalten Steinboden ruhen. Obwohl ich nur verschwömmen sehen konnte, erkannte ich drei Paar Jeans, die hinter dem Schutzschild am Quergang auftauchten und in meine Richtung kamen. Eine Jeans verließ mein Blickfeld, als ihr Besitzer an mir
vorbeiging, aber die beiden anderen traten näher an mich heran: ein Paar Laufschuhe und ein Paar hellbeige Stiefel, deren Caterpillar-Etikett jetzt nur eine
Handbreit von meiner Nase entfernt war.
Ich fing an, mehr deprimiert zu sein, als mir Sorgen darüber zu machen, was wohl als Nächstes kommen
würde. Männer in Jeans laufen einfach nicht
zwischendrin herum, wenn eine Festnahme mit
Waffengewalt durchgeführt wird.
Hinter mir war zu hören, dass der Reißverschluss
meiner Reisetasche aufgezogen und sie dann rasch
durchwühlt wurde. Gleichzeitig spürte ich, wie mein Leatherman aus seiner Gürteltasche gezogen wurde.
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Noch immer herrschte verbissenes Schweigen,
während Hände meine Beine nach versteckten Waffen
abtasteten. Mein Gesicht fungierte als Polster für
meinen Wangenknochen, als ich wie ein Sack Kartoffeln herumgewuchtet wurde.
Hände tasteten den Hosenbund nach Waffen ab und
holten dann Kleingeld im Wert von drei oder vier Pfund aus meinen Jeanstaschen.
Dasselbe Händepaar packte mich unter den Achseln
und zog mich auf die Knie hoch, wobei angestrengte
Grunzlaute und das leise Quietschen lederner
Koppeltaschen zu hören waren. Der Kerl, der mich an den Handschellen gepackt hielt, ließ sie los, sodass meine Hände auf die Knie sanken, als wollte ich betteln.
Der kalte Steinboden tat mir an den Knien weh, aber diese Schmerzen vergaß ich augenblicklich, als ich das Gesicht des Mannes sah, der die Cats trug.
Heute war sein Haar weniger sorgfältig gescheitelt; Sundance Kid hatte ziemlich viel herumrennen müssen.
Zu Jeans und Stiefeln trug er eine olivgrüne
Bomberjacke und eine schwere blaue Kevlarweste mit
einem vor der Brust eingeschobenen Schutzschild aus Keramikmaterial. Bei unserer heutigen Begegnung hatte er nichts riskieren wollen.
Sein Gesichtsausdruck verriet keine Spur von
Emotionen, als er auf mich hinabstarrte, denn
vermutlich sollten die anderen nicht merken, dass sein Teil dieses Unternehmens nicht gut geklappt hatte. Ich lebte noch; er hatte es nicht geschafft, mit Hilfe seiner neuen Kumpel hier ins Büro einzudringen und auf
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Notwehr zu plädieren, nachdem er mich erschossen
hatte.
Meine Papiere wurden ihm übergeben und wanderten
in seine hintere Jeanstasche. Das Kleingeld klimperte, als er die Münzen von
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