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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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schließlich arbeitete ich nicht offiziell für sie. Und in Vauxhall Cross interessiert es niemanden, wenn man nicht arbeiten kann oder keine
    Aufträge von der Firma erhält.
    In den ersten Wochen von Kellys Therapie war ich in London bei verschiedenen Adressen mit Bed & Breakfast untergekommen – und hatte mit Glück ohne zu zahlen
    durchbrennen können, wenn die Wirtin dumm genug
    war, keine Vorauszahlung zu verlangen. Dann hatte ich mit Nick Somerhursts Sozialversicherungsnummer, die ich im Good Mixer gekauft hatte, Aufnahme im
    Wohnheim gefunden und mich zu den Essenszeiten an
    dem Hare-Krishna-Wagen angestellt, der immer vor der 125
    Mecca-Bingohalle stand. Außerdem hatte ich mir einen auf den Namen Somerhurst lautenden Reisepass und
    weitere Papiere besorgt. Ich wollte nicht, dass der Jasager über meine Bewegungen auf dem Laufenden
    war, weil ich mit Papieren der Firma reiste.
    Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich mich an
    einen aus der Krishna-Gang erinnerte: Peter, ein junger Kerl, der immer freundlich lächelte. Er hatte sich den Kopf rasiert und so blasse Haut, dass er hätte tot sein müssen, aber ich merkte bald, dass er quicklebendig war.
    In seiner orangeroten Robe, zu der er eine
    handgestrickte blaue Wolljacke und eine bunte
    Wollmütze trug, lief er in dem rostigen Mercedes-
    Kastenwagen herum, schenkte Tee ein, gab köstliche
    Currys mit Brot aus und begleitete alles mit Krishna-Rap. »Yo, Nick! Krishnaaa, Krishnaaaa, Krishnaaaa. Yo!
    Hare ramaaaa.« Ich hatte nie Lust, in seinen
    Sprechgesang einzufallen, aber einige der anderen – vor allem die Betrunkenen – taten es. Während er in dem Wagen herumtanzte, verschüttete er Tee und ließ
    manchmal eine Scheibe Brot von einem Pappteller fallen, aber seine milden Gaben wurden von allen dankend
    genossen.
    Ich starrte weiter aus dem Fenster, war in meiner
    kleinen rostigen Welt wie in einem Kokon gefangen,
    während die andere draußen an mir vorbeizog.
    Als die A40 zu einer richtigen Autobahn wurde,
    beschloss Sundance, nun sei es Zeit für ein Spielchen.
    »Weißt du was?« Er sah zu Laufschuhe hinüber,
    sprach aber so laut, dass auch ich ihn hören musste.
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    Laufschuhe wechselte auf die Überholspur, während
    er Sundance seinen Tabak hinüberreichte. »Was denn?«
    »Ich hätte nichts gegen eine kleine Reise nach
    Maryland … Wir könnten erst in Washington Station
    machen und uns die Stadt ansehen …«
    Ich wusste, was sie mir anzutun versuchten, und
    starrte weiter die Böschung neben der A40 an.
    Laufschuhe heuchelte Begeisterung. »Mann, das wäre
    echt klasse!«
    Sundance leckte das Zigarettenpapier ab, bevor er
    weitersprach. »Ja, das wär’s. Wie ich höre, ist Laurel …«
    Er drehte sich zu mir um. »Dort lebt sie jetzt, nicht wahr?«
    Ich gab keine Antwort. Er wusste genau, dass es
    stimmte. Sundance sah wieder nach vorn. »Nun, wie ich höre, ist’s dort recht malerisch – du weißt schon, Bäume und Gras und dieser ganze Scheiß. Und wenn wir mit
    dem Job in Laurel fertig sind, könntest du mich mit deiner Halbschwester in New York bekannt machen …«
    »Kommt nicht in Frage! Das würde dir so passen!«
    Ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte, und
    musste rasch tief durchatmen, während ich daran dachte, was passieren könnte, wenn ich es nicht schaffte, diesen Auftrag auszuführen. Aber der Teufel sollte mich holen, wenn ich auf ihr Spielchen einging. Außerdem war ich einfach zu müde, um darauf zu reagieren.

    Fünfundsechzig Minuten später hielt der Mercedes
    vor dem Air Movement Centre in Brize, und Laufschuhe stieg aus, um die nächste Etappe meines Lebens zu
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    organisieren.
    Im Wagen herrschte Schweigen, während ich auf das
    Röhren startender RAF-Transportflugzeuge horchte
    und Soldaten der Argyll and Sutherland Highlanders in Wüstentarnanzügen und mit Rucksäcken auf den
    Schultern und Walkmanstöpseln in den Ohren
    vorbeimarschieren sah. Mir kam es vor, als sei die Zeit zurückgedreht worden. Ich hatte die Hälfte meiner
    Militärzeit auf diesem Flugplatz verbracht, denn wir waren von Brize aus nicht nur regelmäßig zu unseren Einsätzen geflogen – genau wie die Highlanders –,
    sondern ich hatte hier auch Fallschirmspringen gelernt.
    Das Leben in Brize hatte mir gefallen: Nachdem ich in einer Kleinstadt stationiert gewesen war, in der es nur drei Pubs gab, war mir Brize wie ein Kurort
    vorgekommen. Hier gab es sogar eine Bowlingbahn.
    Ich beobachtete, wie ein Hauptmann seine Leute

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