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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Daddy hat mir gesagt, dass das okay ist. Kommst du mit mir, Kelly? Ja?«

    »Sir, Sir?«
    Ich öffnete die Augen und sah eine besorgte
    Stewardess vor mir. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Sir?
    Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?«
    Meine schweißnassen Handflächen rutschten über die
    Sitzlehnen, als ich mich aufsetzte. Sie schenkte aus einer Literflasche einen durchsichtigen Plastikbecher voll.
    »Kann ich bitte die ganze Flasche haben?«
    Sie wurde mir mit einem besorgten Lächeln
    überreicht, und ich bedankte mich dafür. Meine Hand zitterte, als ich rasch ein Glas Mineralwasser nach dem anderen kippte. Mit der freien Hand fuhr ich mir über mein schweißnasses Gesicht. Dies war ein Teil des
    Albtraums gewesen, den ich schon an Bord der Tristar gehabt hatte. Scheiße, ich musste wirklich erledigt sein.
    Ich zog das Sweatshirt von meiner feuchten Haut und kam allmählich wieder zur Besinnung.
    Wir hatten auf dem etwa vierstündigen Flug von
    Miami nach Panama City eben unsere Reiseflughöhe
    erreicht und sollten gegen 11.40 Uhr Ortszeit landen, die der amerikanischen Ostküstenzeit entsprach und fünf Stunden hinter der britischen Zeit herhinkte. Ich hatte einen Fensterplatz, und neben mir saß die ungeselligste Einwohnerin Zentralamerikas, eine Mittdreißigerin mit aufgeplusterter Mähne, die sie mit reichlich Haarspray in Form hielt. Ich bezweifelte, dass ihr Hinterkopf überhaupt die Kopfstütze berühren konnte, so dick war 132
    ihr Haar eingesprüht. Sie trug hautenge PVC-Jeans im Lederlook und eine Art Jeansjacke mit schwarzsilbernen Tigerstreifen, starrte mich angewidert an und sog Luft durch die Zähne, während ich langsam wieder zu mir
    kam und den Rest meines Wassers trank.
    Dann machte sie ein Nickerchen, während ich die
    Touristeninformationen im Bordmagazin las. Ich fand sie immer unentbehrlich, wenn es bei Schnellschüssen wie diesem darum ging, sich rasch eine Vorstellung
    davon zu verschaffen, wohin man unterwegs war.
    Außerdem lenkte mich das von dem anderen Zeug in
    meinem Kopf ab und brachte mich dazu, über den
    Auftrag nachzudenken, den ich auszuführen hatte. Ich hatte auf dem Flughafen Miami versucht, einen
    richtigen Reiseführer über Panama zu kaufen, aber dort gab es anscheinend nicht viel Nachfrage nach einem
    solchen Artikel.
    Das Magazin enthielt prächtige Bilder von exotischen Vögeln und lächelnden Indianerkindern in Kanus und
    Informationen, die ich schon kannte, aber nicht so
    eloquent hätte ausdrücken können. »Panama ist der
    südlichste der mittelamerikanischen Staaten, was das lang gestreckte, schmale Land zur Nabelschnur
    zwischen Mittel- und Südamerika macht. Es grenzt im Westen an Costa Rica und im Osten an Kolumbien und
    ist etwa so groß wie Irland.«
    In dem Artikel hieß es weiter, die meisten Leute –
    übrigens auch ich, bevor ich in Kolumbien gewesen war
    – glaubten, die Landgrenzen Panamas lägen im Norden und Süden. Aber das stimmt nicht: das Land erstreckt 133
    sich in Ost-West-Richtung. Tatsachen dieser Art
    konnten für mich wichtig sein, falls ich das Land
    überstürzt verlassen musste. Ich würde nicht
    versehentlich nach Kolumbien unterwegs sein und vom Regen in die Traufe geraten wollen. Der einzig
    mögliche Fluchtweg führe nach Westen, nach Costa
    Rica, ein Land für Tauchurlaube und billige
    Schönheitsoperationen. Das wusste ich aus einer
    Zeitschrift, die ich in The Moorings im Wartezimmer gelesen hatte.
    Tiger Lil schlief jetzt fest, schnarchte geräuschvoll, warf sich auf ihrem Sitz hin und her und furzte in
    Abständen von etwa einer Minute. Ich schraubte die
    beiden Luftdüsen über uns auf und lenkte den Luftstrom in ihre Richtung, um den Gestank wegzublasen.
    Aus den drei Seiten mit Farbfotos erfuhr ich
    weiterhin, Panama sei international wegen seines Kanals zwischen Karibik und Pazifik und seiner »dynamischen Bankdienstleistungen« bekannt. Dann folgten einige
    weitere Seiten nur mit Blumenfotos, deren
    Unterschriften uns daran erinnerten, wie wundervoll dieses Land war und dass wir von Glück sagen konnten, heute dorthin unterwegs zu sein. Wie ich nicht anders erwartet hatte, wurden weder die Operationen »Just
    Cause« – die amerikanische Invasion 1989, um General Noriega zu stürzen – noch der Drogenschmuggel
    erwähnt, der das dortige Bankensystem so dynamisch
    macht.
    All die wundervollen Touristenziele lagen
    ausschließlich im Westen von Panama City – in einem 134
    Gebiet, das hier als »das Landesinnere«

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