Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
Fahrgäste fanden. Nun
    herrschte Ruhe – vermutlich aber nur bis zur Ankunft der nächsten Maschine.
    Ich hatte Aaron jetzt direkt im Blick, als er mit
    einigen Unentwegten an der Barriere ausharrte. Unter seiner schmuddeligen Weste trug er ein ausgebleichtes blaues T-Shirt mit kaum lesbarem spanischem Aufdruck.
    Ich beobachtete, wie er den letzten Passagieren sein Namensschild hinstreckte und sich sogar über die
    Barriere beugte und versuchte, ihre Gepäckanhänger zu lesen.
    Für mich wurde es jetzt Zeit, alles andere
    auszublenden und nur noch an meine Arbeit, an meinen Auftrag zu denken. Ich hasste dieses Wort, weil es viel zu militärisch klang, aber ich würde es gebrauchen, damit mein Kopf dort blieb, wo er hingehörte.
    Ich suchte die Halle erneut nach etwas
    Ungewöhnlichem ab und erkannte dann, dass alles, was ich sah, in diese Kategorie fiel: Der gesamte
    Empfangsbereich glich einem Kongress zwielichtiger
    Gestalten. Ich begann meine Annäherung.
    Ich war von hinten bis auf drei Schritte an ihn
    herangekommen, während er sein Namensschild einem
    amerikanischen Geschäftsmann entgegenstreckte, der
    seinen Rollenkoffer hinter sich herzog. »Mr.
    Yanklewitz?«
    144
    Er fuhr herum und hielt das Namensschild wie ein
    ertappter Schuljunge an sich gepresst. Seine geröteten, aber sehr blauen Augen waren von tiefen Krähenfüßen umgeben.
    Eigentlich hätte ich ihn das Gespräch mit einer
    Bemerkung eröffnen lassen sollen, in der eine Zahl
    vorkam. Zum Beispiel hätte er sagen können: »Oh, wie ich höre, reisen Sie mit zehn Koffern?«, worauf ich antworten würde: »Nein, ich hab nur drei.« Aber das war mir heute zu mühsam. Mir war heiß, ich war müde und wollte von hier weg.
    »Sieben.«
    »Oh, dann habe ich sechs, denke ich.« Das klang
    leicht enttäuscht. Wahrscheinlich hatte er den ganzen Vormittag an seiner Story gebastelt.
    Ich lächelte. Nun folgte eine erwartungsvolle Pause.
    Ich wartete darauf, dass er mir sagte, was ich als
    Nächstes tun sollte.
    »Äh, okay, gehen wir also?« Er sprach mit dem
    weichen Akzent eines gebildeten Südstaatlers. »Außer Sie wollen …«
    »Ich will nur mit Ihnen gehen.«
    »Okay. Dann kommen Sie bitte mit.«
    Er bewegte sich in Richtung Ausgang und ich hielt
    links neben ihm gehend mit ihm Schritt. Unterwegs
    knickte er das Namensschild zusammen und bewegte
    sich schneller, als mir lieb war. Ich wollte nicht auffallen
    – aber worüber machte ich mir in diesem Irrenhaus
    eigentlich Sorgen?
    Draußen vor der Automatiktür lag die Haltefläche für 145
    Autos, die Fluggäste ablieferten oder abholten. Dahinter erstreckte sich der Parkplatz, und in der Ferne ragten unter dem knallblauen Himmel üppig grüne, zerklüftete Berge auf. Dort draußen lag ein mir unbekanntes Land, und außer in Fällen, in denen ich keine andere Wahl hatte, wagte ich mich nie gern ins Unbekannte, ohne mir zuvor einen Überblick verschafft zu haben.
    »Wohin fahren wir?«
    Ich war noch immer damit beschäftigt, den Parkplatz abzusuchen. Deshalb wusste ich nicht, ob er mich ansah, als er mit sehr leiser Stimme antwortete: »Das hängt sozusagen davon ab, was … äh … meine Frau ist …«
    »Sie heißt Carrie, stimmt’s?«
    »Ja, Carrie.«
    Ich merkte, dass ich vergessen hatte, mich
    vorzustellen. »Wissen Sie meinen Namen?«
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass er mir
    den Kopf zuwandte, deshalb sah ich ebenfalls zu ihm hinüber. Seine blauen Augen fixierten einen Punkt
    irgendwo neben meinem linken Ohr. »Nein, aber wenn
    Sie ihn mir nicht sagen wollen, ist das auch okay. Was immer Ihnen sicherer erscheint … was immer für Sie am besten ist.«
    Er wirkte nicht ängstlich, aber ihm war eindeutig
    unbehaglich zu Mute. Vielleicht witterte er meine
    gefährliche Begabung, Scheiße zu bauen.
    Ich blieb stehen und streckte ihm meine rechte Hand hin. »Nick.« Es ist immer ratsam, das Personal
    freundlich zu behandeln, statt es gegen sich
    aufzubringen: Das führt zu besseren Resultaten. Das 146
    war eine kleine Lehre, die der Jasager hätte beherzigen sollen.
    Er lächelte verlegen, ließ dabei nicht allzu gute Zähne sehen, die von zu viel Kaffee oder Tabak verfärbt waren, und streckte mir ebenfalls die Hand hin. »Aaron. Freut mich, Sie kennen zu lernen, Nick.«
    Seine Hand war eine Pranke mit harten Schwielen,
    aber der Händedruck war sanft. Die Handoberfläche
    wies zahlreiche kleine Narben auf; er war kein
    Büromensch. Seine Fingernägel waren schmutzig und
    unregelmäßig

Weitere Kostenlose Bücher