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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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hatte gehofft, sie würde mir vielleicht eine weniger auf dem Präsentierteller liegende Zufahrt oder irgendetwas anderes zeigen, das mich auf eine Idee bringen würde.
    Ich fand eine Streudose mit antibiotischem Puder,
    sprenkelte meine Wunde damit gut ein und legte ein
    Mullpolster darauf, das ich mit einer Elastikbinde
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    sicherte. Als ich das braune Fläschchen mit
    Dihydrocodein sah, fiel mir auf, dass meine
    Kopfschmerzen verflogen waren.
    Carrie hatte keine Socken mitgeliefert, also musste ich wieder meine eigenen anziehen. Sie waren jetzt
    kartonartig steif, aber wenigstens trocken. Ich zog meine Stiefel an, rieb mein Kreuz und mein
    verschwollenes Gesicht mit Antihistamincreme ein und packte alles wieder in den Erste-Hilfe-Koffer. Ich fand zwei Sicherheitsnadeln, mit denen ich die Beintasche verschloss, und trug den Koffer in den Lagerraum
    zurück. Nachdem ich mein altes Zeug unter dem
    Feldbett verstaut hatte, steckte ich Zündhölzer ein, ging wieder ins Freie, scharrte mit einem Stiefelabsatz eine flache Grube ins Erdreich und leerte den Inhalt von Diegos Geldbörse hinein – bis auf die achtunddreißig Dollar, die er bei sich gehabt hatte. Während ich zusah, wie sein Personalausweis und das Familienfoto schwarz wurden und verbrannten, dachte ich darüber nach, wie ich Michael Choi liquidieren würde.
    Allzu viele Möglichkeiten brauchte ich nicht zu
    erwägen. Ich würde ihn erschießen müssen. Da ich
    wenig Zeit, Informationen und Ausrüstung hatte, würde nichts anderes funktionieren, aber aus etwa dreihundert Metern Entfernung sollte es mir möglich sein, ihn mit jedem halbwegs anständigen Gewehr zu treffen.
    Natürlich würde ich nichts Ausgefallenes versuchen und statt auf ein Ohrläppchen einfach auf den Oberkörper zielen. War er dann zu Boden gegangen und bewegte
    sich nicht mehr, konnte ich zur Sicherheit noch ein paar 303
    Schüsse auf ihn abgeben. Bot sich die Chance, ihn zu erledigen, wenn er in ein Auto stieg, um zur Universität zu fahren, oder von dort kommend vor dem Haus
    ausstieg, würde ich mich verdammt ranhalten müssen.
    Danach würde ich bis Sonntag im Dschungel bleiben
    und mich unsichtbar machen, bevor ich ihn verließ, um zum Flughafen zu gelangen. Selbst wenn sich erst
    morgen Abend eine Gelegenheit bot, konnte ich bis
    Dienstag bei Josh in Maryland sein. Die Möglichkeit, dass ich die Zielperson unter Umständen überhaupt
    nicht zu Gesicht bekommen würde, wollte ich nicht
    einmal erwägen.
    Nachdem ich das Aschehäufchen mit Erde bedeckt
    hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche, wobei ich das Antihistamin mitnahm. Als ich den Lagerraum durchquerte, warf ich Diegos Geldbörse ganz hinten in ein Regal.
    Die Ventilatoren im Wohnbereich drehten sich
    geräuschvoll und erzeugten eine leichte Brise. Carrie stand mit dem Rücken zum Raum am Herd; Luz saß mit
    einem Teller Porridge vor sich am Esstisch und war
    dabei, sich eine Orange zu schälen. Wie ihre Mutter trug sie jetzt ein T-Shirt und eine grüne Cargo-Hose.
    Ich bemühte mich um einen fröhlichen Tonfall und
    sagte allgemein: »Hallo, hallo.«
    Carrie drehte sich lächelnd um. »Oh, hallo.« Sie
    schien wegen heute Nacht keineswegs verlegen zu sein, als sie mit einem Rührlöffel, an dem Porridge klebte, auf mich deutete und zu Luz sagte: »Das ist Nick.«
    Luz’ Stimme klang selbstbewusst und höflich. »Hi,
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    Nick.«
    »Noch mal vielen Dank, dass du mir die Sachen
    gebracht hast«, sagte ich, was mit einem routinemäßigen
    »Bitte sehr!« beantwortet wurde.
    Carrie schöpfte Porridge in eine weiße Keramikschale, die hoffentlich für mich war. »Setzen Sie sich, Nick.
    Kaffee?«
    Ich tat wie geheißen. »Bitte.« Bis ich meinen Stuhl herangerückt hatte, stand das Porridge vor mir. Neben meinem Platz lag ein Bündel aus vier Bananen, und
    Carrie tippte an einen grünen Krug, der mitten auf dem Tisch stand. »Milch. Aus Milchpulver, aber daran
    gewöhnt man sich.«
    Carrie wandte sich wieder ab, um Kaffee
    einzuschenken. Luz und ich saßen uns essend gegenüber.
    »Luz, willst du Nick nicht erklären, wie bei uns alles funktioniert? Schließlich ist er hier, um das zu erfahren.
    Erzähl ihm von unserer neuen Stromversorgung.«
    Auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln, das
    Zahnspangen an blendend weißen Zähnen enthüllte.
    »Wir haben natürlich einen Generator«, sagte sie
    ernsthaft und sah in meine eineinhalb Augen, die ihren Blick erwiderten. »Er versorgt das Haus mit Strom und lädt

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