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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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erkennen, ob sie lächelte oder verlegen oder sonst was war.
    »Morgen.«
    Ich nickte als Antwort, während ich dem
    verschwindenden Pickup nachsah.
    »Aaron will nach Chepo. Dort wird seit Monaten ein
    Jaguar in einem Käfig gefangen gehalten. Ich bringe Ihnen ein Handtuch und etwas zum Anziehen. Geht’s
    wieder besser?«
    »Ja, danke. Ich glaube nicht, dass ich nach Chepo
    muss. Das Fieber ist abgeklungen, denke ich.«
    »Ich mache gerade Frühstück. Wollen Sie mitessen?«
    »Danke, aber ich möchte lieber erst duschen, okay?«
    Sie ging zurück zur Veranda. »Klar.«
    296
    Die festgestampfte Erde hinter dem Anbau war mit
    Wellblech überdacht. Dies war offensichtlich der
    Waschplatz. Vor mir hatte ich die Duschkabine, die auf drei Seiten aus Wellblech bestand und vorn durch einen Plastikvorhang abgeschlossen war. Ein schwarzer
    Gummischlauch schlängelte sich vom Dach des Anbaus
    herunter. Neben der Dusche stand auf einem Gestell aus Winkeleisen eine Küchenspüle aus Edelstahl, deren zwei Becken von zwei weiteren Schläuchen gespeist wurden.
    Ihre Abflussrohre verschwanden senkrecht im
    Erdboden. Etwas weiter hinten stand eine weitere
    Wellblechkabine mit dem WC.
    Auf dem Brett über den Küchenspüle sah ich drei
    Zahnbürsten, jede in einem Glas, Zahncremetuben,
    Haarbürsten und eine Riesenpackung Waschpulver.
    Unter dem Wellblechdach war eine jetzt leere
    Wäscheleine gespannt, an der hölzerne
    Wäscheklammern darauf warteten, frische Wäsche
    festzuhalten. In einer Ecke standen mehrere der weißen Kunststoffbehälter, die auch als Pflanzkübel dienten; in einem davon war Wäsche eingeweicht.
    Das Gelände hinter dem Haus fiel leicht ab, sodass ich die ungefähr dreihundert Meter entfernten Baumwipfel in Augenhöhe hatte. Über den Bäumen segelten
    Raubvögel, und ein paar weiße Wolken standen wie
    Wattebäusche am knallblauen Himmel.
    Ich zog den Plastikvorhang auf, schälte mich aus
    meinen Sachen, die ich auf den festgestampften Boden warf, und ließ den Verband vorläufig noch an meinem Bein. Dann trat ich in die Duschkabine mit der rauen 297
    Betonwanne mit einem Abflussloch in der Mitte und
    einem Regalbrett, auf dem ich eine Flasche Shampoo, ein abgegriffenes Stück Seife, an dem Haare klebten, und einen blauen Einmalrasierer sah – nicht Aarons, das stand fest. Von den Wellblechwänden tropfte noch
    Seifenschaum.
    Ich verrenkte mir den Hals, um mein entzündetes
    Kreuz zu begutachten, das jetzt unglaublich
    druckempfindlich war. Der angeschwollene gerötete
    Fleck war ungefähr handtellergroß. Anscheinend hatte sich eine ganze Milbenfamilie auf mich gestürzt, als ich am Waldrand im Laub gelegen hatte. Die winzigen
    Milben mussten sich in meine Haut gebohrt haben,
    während ich dalag und Charlies Haus beobachtete, und ich konnte nichts anderes tun, als ein paar Tage lang ihr Wirt zu sein, bis sie mich satt bekamen und abstarben.
    Ich kratzte mich vorsichtig am Rand der entzündeten Stelle; ich wusste, dass ich das eigentlich nicht tun durfte, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen.
    Die Prellungen auf meiner linken Brustseite hatten
    sich seit Sonntagnachmittag hübsch verfärbt, und meine Rippen brannten sogar, als ich mich jetzt streckte, um den Wasserhahn am Duschkopf aufzudrehen.
    Ich weichte den Druckverband mit lauwarmem
    Wasser ein, um das verklebte Zeug zu lösen, bevor ich mir den Schlauch über den Kopf hielt und meine sechzig Sekunden abzählte.
    Ich drehte die Dusche ab, seifte mich mit der
    Blütenduftseife ein und shampoonierte mein Haar.
    Danach beugte ich mich nach unten, löste den Verband 298
    und versuchte, ihn vorsichtig abzuziehen.
    Dabei wurde mir schwarz vor den Augen. Ich fühlte
    mich wieder schwindlig. Was zum Teufel war mit mir
    los? Ich setzte mich auf den rauen Betonboden und
    lehnte meinen Rücken an das kühle Wellblech. Bisher hatte ich mir eingeredet, der ganze Scheiß komme nur daher, dass ich völlig geschlaucht war. Aber das war ich in meinem Leben schon oft gewesen. Nein, diese Sache spielte sich in meinem Kopf ab. Ich war so damit
    beschäftigt gewesen, mich selbst zu bemitleiden, dass ich noch nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht hatte, wie ich meinen Auftrag durchführen würde. Und ich
    hatte einen kostbaren Vorbereitungstag verloren. Ich hätte schon im Einsatz sein können.
    Ich rief mich selbst zur Ordnung: Reiß dich zusammen
    … Der Auftrag, dein Auftrag, nur der Auftrag zählt, du musst dich auf deinen Auftrag konzentrieren, alles

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