Nick Stone - 04 - Eingekreist
nicht wahr?«
Ich nickte, zuckte mit den Schultern, wollte nicht da- rauf eingehen und schaffte es doch nicht. »Um Luz einen amerikanischen Pass zu verschaffen, stimmt’s?«
»Richtig. Aber wissen Sie was? Ich glaube, sie hätte es auch ohne diesen Anreiz getan. Auch wenn sie das niemals zugeben würde, ist sie genau wie George: Sie reizt die Sache mit den Stars and Stripes bis zum Maximum aus, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Aaron legte mir eine Hand auf die Schulter und rang sich ein Lächeln ab. Ich nickte, ohne eine Ahnung zu haben, was zum Teufel er damit meinte, und ohne es wirklich wissen zu wollen.
Nach einer kleinen Pause zog er seine Hand zurück und sah auf seine Armbanduhr. »Brauchen Sie sonst noch irgendwas?« Er hatte Recht: es war fast 22 Uhr, ich musste los.
»Ja. Ich brauche noch etwas. Ich habe den ganzen Sprengstoff in einen Ihrer Plastikbehälter gepackt; er steht noch unten beim Schuppen.«
»Sie nehmen ihn mit?«
Ich nickte.
Er holte nochmals tief Luft und musste sich sichtlich beherrschen, um nicht nach dem Grund dafür zu fragen. Anscheinend gab es außer dem Umzug nach Norden weitere Dinge, von denen Carrie ihm nichts erzählte.
»Okay, geben Sie mir fünf Minuten Zeit.«
Wir trennten uns: Er verschwand in seinem
Schlafzimmer, und ich ging in den Lagerraum zurück. Carrie hockte noch immer auf dem Regiestuhl, hatte die Ellbogen auf den Computertisch gestützt und hielt ihren Kopf mit beiden Händen. Ich überließ sie sich selbst und packte die Hängematte und das andere Zeug in den Rucksack.
Die Fliegengittertür quietschte und fiel knallend zu, als Aaron das Haus verließ, um den Behälter mit dem Sprengstoff zu holen. Ich dachte daran, dass ich noch trockene Kleidungsstücke brauchte, und ging in den Computerraum zurück. »Carrie?« Keine Antwort. »Carrie?«
Sie hob langsam den Kopf, als ich näher kam, und sah mit ihren rot geweinten Augen nicht allzu gut aus. Die Situation hatte sich geändert: Jetzt tat sie mir Leid.
»Ich brauche ein paar Sachen.« Ich zog an dem schlammigen T-Shirt. »Am besten eine komplette Garnitur.«
Sie schien einen Augenblick zu brauchen, bis sie begriff, was ich gesagt hatte. »Oh, okay.« Sie stand auf. »Ich, äh .« Sie räusperte sich, als sie den Raum verließ. »Klar.«
Ich suchte unter den Regalen nach weiteren dünnen Polyäthylenhüllen von Wolldecken. Nachdem ich mehrere zerissene herausgezogen hatte, griff ich nach dem Gewehr und kontrollierte die Kammer, indem ich den Verschlusshebel leicht zurückzog, bis die Patrone sichtbar wurde. Ich wusste natürlich, dass sie in der Kammer steckte, aber es war ein beruhigendes Gefühl, sie zu sehen und zu wissen, dass ich nicht nur ein enttäuschendes Klicken hören würde, wenn ich den Abzug betätigte. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass die Waffe schussbereit war, verpackte ich sie wieder in Folie, die ich mit Gewebeband zuklebte.
Carrie kam mit einem dicken braunen Baumwollhemd und einer etwas dunkleren Leinenhose zurück. Seltsamerweise dachte sie nie daran, Unterwäsche oder Socken mitzubringen; vielleicht trug Aaron keine. Das Zeug wanderte in den Rucksack, den ich dann verschnürte, nachdem ich noch die beiden Moskitonetze hineingepackt hatte.
Sie sah zu, wie ich meinen Beinverband überprüfte. Er war mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, aber das spielte keine Rolle; wichtig war nur, dass er gut saß und nicht leckte.
Ich tränkte meine Hosenbeine mit einer kräftigen Dosis Diet, bevor ich sie in die Socken steckte, die ebenfalls damit behandelt wurden. Als ich mit der unteren Körperhälfte fertig war, verrieb ich Diet auf meinen Unterarmen, meinen Händen und meinem Nacken und kippte mir sogar einen Schuss davon ins Haar. Ich wollte förmlich mit Insektenschutz gepanzert sein und würde das Mittel immer wieder erneuern, solange ich im Dschungel war. Ich spritzte meine Kleidung voll und rieb es überall ein. Alle Stellen, die nicht mit Schlamm bedeckt waren, wurden damit getränkt. Dann warf ich Carrie, die wie ein Zombie vor mir stand, eine der Flaschen zu. »Reiben Sie mir den Rücken ein, okay?«
Das ließ sie aus ihrer Trance aufschrecken. Sie fing an, mein T-Shirt kräftig mit Diet einzureihen. »Ich fahre Sie hin.«
»Was?«
»Ich fahre Sie hin, weil das mein Job ist. Schließlich
will ich den Reisepass.«
Ich nickte. Ich wollte nicht in diese Angelegenheit verwickelt werden und noch mehr darüber reden. Wir hatten schon genug darüber gesprochen.
Weitere Kostenlose Bücher