Nick Stone - 04 - Eingekreist
über Luz hinweg sorgenvoll zu der Gruppe vor dem Monitor hinüber. Aaron sah weg, starrte seine Frau an und senkte dann den Kopf, um Luz aufs Haar zu küssen. Auf der Veranda hinter mir prahlten die Jungs weiter mit ihren Leistungen.
Ich beobachtete, wie einer der Männer, die vor dem Monitor standen, die Gruppe verließ und in den Wohnbereich kam. Er hatte sich umgezogen, seit ich ihm den Land Cruiser geklaut hatte, und trug jetzt einen sauberen, schwarz glänzenden Jogginganzug. An seinem Hals war mit Heftpflaster ein Mullpolster befestigt, und er grinste breit, als er auf mich zugeschlendert kam.
Ich sah weg, biss die Zähne zusammen und spannte meinen Körper an.
Er ging neben mir in die Hocke und neigte den Kopf zur Seite, um mir ins Gesicht sehen zu können.
»Como esta, amigo?« Unter dem blutgetränkten Mull hüpfte sein ausgeprägter Adamsapfel auf und ab.
Ich nickte. »Bien, bien.«
Er reckte grinsend die Daumen hoch. »Si, good, good.«
Ich ließ meinen Körper angespannt, aber noch immer passierte nichts. Er nahm mir offenbar nichts übel. Ich konnte nicht anders, als sein Grinsen zu erwidern, als er wieder in den Computerraum ging und kurz mit Charlie sprach — vermutlich um zu bestätigen, dass ich der Mann war, der ihn überfallen hatte, was ihm wohl auch bewies, dass ich ein Einzeltäter gewesen war.
Charlie schien das alles sehr cool aufzunehmen. Er drehte sich nicht einmal nach mir um, sondern lächelte nur und tätschelte meinem Freund aus dem Land Cruiser die Wange, als er ihm den Plastikbeutel mit meinen Papieren übergab. Dann ging Charlie zu seinen vor dem Bildschirm versammelten Assistenten zurück und besprach sich leise mit ihnen.
Mein Freund aus dem Land Cruiser zog meinen Packen Dollarscheine aus dem Beutel, bevor er das Haus durch den Lagerraum verließ. Sekunden später begannen die Triebwerke einer der Hueys wieder zu heulen. Ein Teil der Männer wurde bereits ausgeflogen.
Der Hubschrauber hob ab und donnerte übers Haus hinweg, als die Stabsbesprechung im Computerraum zu Ende ging. Die von Charlie, der den Plastikbeutel mit meinen Dokumenten in der Hand trug, angeführte kleine Gruppe kam in den Wohnraum herüber. Er ging geradewegs auf mich zu. Ich tat mein Bestes, meinen Kopf an meiner Schulter zu verbergen.
Seine mit Schlamm bespritzten Laufschuhe machten einen halben Meter vor meinen Augen Halt; sie waren so neu, dass das Nylonmaterial noch nicht einmal Falten aufwies. Ich konzentrierte mich auf meine Schulter, als er mit knackenden Kniegelenken in die Hocke ging und mich an den Haaren packte. Ich wehrte mich nicht dagegen, denn welchen Zweck hätte Widerstand
gehabt?
Unsere Blicke begegneten sich. Seine Augen waren dunkelbraun und blutunterlaufen — zweifellos eine Folge der Druckwelle der Detonation. Seine Haut war mit winzigen, bereits verschorften Narben von Glassplittern bedeckt, und seitlich am Hals trug er einen Mullverband wie mein Freund aus dem Land Cruiser. Trotzdem sah er nicht wütend aus, sondern nur wie jemand, der das Kommando hat.
Charlie starrte mich mit undurchdringlicher Miene an. Ich konnte sein Rasierwasser riechen und sein stählernes Uhrarmband leise klirren hören, als er mit seiner freien Hand nach meinem Kinn griff.
Die Handfläche war weich, und sorgfältig manikürte Finger gruben sich in meine Wange. Aus seinem Blick sprach dabei kein Zorn, aber auch keine sonstige Gefühlsregung.
»Warum seid ihr Leute so dämlich? Ich wollte nur eine Art Garantie dafür, dass die Waffe nicht innerhalb Panamas eingesetzt wird. Dann hättet ihr das Steuerungssystem haben können. Irgendeine Art Zusicherung, sonst nichts.« Er warf meine Papiere auf den Fußboden. »Stattdessen wird meine Familie bedroht .«
Ich ließ das Gewicht meines Kopfs in Charlies Hand ruhen und die Lider hängen, als er mich erneut schüttelte.
»Also füge ich mich und nehme den Rest eures Geldes, und ihr versichert mir, dass alles in bester Ordnung ist, dass unsere Vereinbarung gilt. Aber ihr versucht trotzdem wieder, meine Familie umzubringen. Wisst ihr überhaupt, wer ich bin? Was ich euch allen antun kann?«
Er hielt meinen Kopf hoch und starrte mich weiter mit undurchdringlicher Miene an.
»Ihr wollt die Sunburn gegen ein Schiff in der Miraflores-Schleuse einsetzen — das ist das Ziel, nicht wahr?« Als ich nicht antwortete, schüttelte er mich erneut. »Warum ihr das macht, ist mir egal. Aber es wird die Amerikaner zurückbringen — und dagegen habe ich sehr
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