Nick Stone - 04 - Eingekreist
aßen, bügelten, Sex hatten.
Trotz der durch Regen und Fliegengitter beeinträchtigten Sichtverhältnisse konnte ich sehen, dass die Ventilatoren bei den Sesseln, die leer waren, sich noch immer drehten. Am Küchentisch saßen drei Kerle: alle dunkelhäutig und schwarzhaarig, einer mit einem Schnauzer. Auf dem Fußboden lagen Waffen. Zwei der Männer trugen schwarze Nylonwesten. Alle drei rauchten und schienen ein ernstes Gespräch zu führen. Vermutlich überlegten sie gemeinsam, wie sie erklären sollten, dass sie mich hatten entkommen lassen.
Aaron war nirgends zu sehen.
Ich schaute auf die Baby-G, während ich mir Regenwasser, das mir übers Gesicht lief, aus den Augen wischte. Weniger als eineinhalb Stunden, bevor sie entdeckten, dass er überhaupt nichts wusste.
Ich bewegte mich nach rechts, damit ich durch die Haustür sehen und die Schlafzimmertüren kontrollieren konnte. Beide waren geschlossen. Er war in einem der Zimmer oder im Computerraum. Das würde ich bald genug herausbekommen, aber zuerst musste ich nachsehen, ob das Mosin-Nagant oder das M-16 noch in dem Land Cruiser lagen. In den drei Fahrzeugen hatte ich kein Licht, keine Bewegung und keine angelaufenen Scheiben beobachtet. Ich konnte mich ihnen unbesorgt nähern.
Ich wischte Regenwasser von den Seitenscheiben des Land Cruisers und sah hinein. Keine Spur von den beiden Gewehren oder der Machete. Ich hatte mir ohnehin keine großen Hoffnungen gemacht, aber es wäre ein grundlegender Fehler gewesen, hier nicht nachzusehen.
Ich ging nach hinten, drückte den Entriegelungsknopf an der Heckklappe langsam, aber kräftig hinein und öffnete die obere Glasscheibe nur gut eine Handbreit, bis die Innenbeleuchtung aufflammte. Dann beugte ich mich darüber und suchte den Laderaum ab. Keine Waffen, keine Machete, kein Rucksack. Ich drückte die Scheibe wieder zu, bis sie klickend einrastete und das Licht erlöschen ließ.
Ich machte mich auf den Weg zum Lagerraum, um einen Blick durch den Spalt unter der Tür zu werfen. Als ich an dem Fenster zwischen den Bücherregalen vorbeikam — weiter mit so viel Abstand, dass der schwache Lichtschein mich nicht erreichte —, konnte ich sehen, dass alle drei Männer noch immer am Küchentisch saßen.
Das Wellblechdach über mir dröhnte unter einem
Platzregen, als ich die Hauswand erreichte und aufs Betonfundament des Anbaus trat. Dieser Lärm übertönte alles, was vielleicht zu hören nützlich gewesen wäre.
Als ich wieder in den Regen hinausmusste, um die Wassertonne zu umrunden, konnte ich den Lichtschein unter der Tür des Lagerraums sehen. Ich kehrte auf das Betonfundament zurück, ließ mich auf alle viere nieder, schüttelte energisch den Kopf, damit mir nicht allzu viel Wasser in die Augen laufen konnte, und brachte mein rechtes Auge an den Spalt.
Ich sah sofort Aaron, der im hellen Licht der Neonleuchten des Computerraums auf einem der Regiestühle saß. Neben ihm auf dem zweiten Regiestuhl saß ein Mann mit einem grünen T-Shirt, ein Mittvierziger ohne sichtbare Waffe, der ihm gerade eine Zigarette anbot, die Aaron nahm.
Seitlich von ihnen, sodass er mir den Rücken zukehrte, saß ein jüngerer Mann in einem blauen Hemd, der sein langes Haar wie Aaron zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst trug — nur war seiner noch schwarz —, an Luz’ Computer. Über den Bildschirm huschende Primärfarben, und hektische Mausbewegungen ließen vermuten, dass er ein Computerspiel spielte. Neben ihm lehnte ein M-16 am Rand der Arbeitsplatte.
Ich konzentrierte mich wieder auf Aaron. Er hatte eine blutige Nase, ein fast zugeschwollenes Auge und darüber eine hässliche Platzwunde wie von einem Kolbenhieb. Aber er lächelte den Kerl in Grün an; bestimmt war er glücklich, weil er uns zur Flucht verholfen hatte. Ich war nur froh, dass er nicht wusste, was seither passiert war.
Inzwischen hatte Grün ihm Feuer gegeben, und er rauchte mit tiefen, dankbaren Zügen. Grün stand auf und sagte etwas zu Blau, der sich nicht einmal die Mühe machte, den Blick vom Monitor zu nehmen, sondern nur seine freie Hand hob, während Grün nach nebenan verschwand, wo die drei anderen Kerle sich berieten.
Okay, im Haus waren also mindestens fünf Kerle, und in den Zimmern konnten noch mehr sein. Was tun?
Ich lag auf dem Betonsockel und beobachtete einige Minuten lang die Untätigkeit, während Aaron seine Zigarette genoss, sie zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her drehte und Rauch durch die Nase ausstieß. Ich überlegte
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