Nick Stone - 04 - Eingekreist
Sicherheit.«
Wir waren kurz vor dem Verkehrskreisel über Elephant and Castle und fuhren eben an dem rosa Einkaufszentrum vorbei. Ich nickte, um Laufschuhe zu signalisieren, dass ich jetzt die Klappe halten würde. Ich war schließlich kein Dummkopf; ich wusste, wann ich reden und wann ich den Mund halten musste. Die wenigen Informationen, die ich besaß, sollten möglichst weit reichen. Die Kerle sollten mich für zuversichtlich und selbstsicher halten und glauben, dass sie einen großen Fehler machten, wenn sie mir nicht zuhörten. Ich konnte nur hoffen, dass nicht ich den Fehler machte.
Ich sah wieder in den Außenspiegel. Unmöglich zu beurteilen, ob das bisher Gesagte irgendeine Wirkung auf Sundance hatte. Ich hatte allmählich das Gefühl, nachlegen zu müssen, als er endlich reagierte. »Was wissen Sie also, Freundchen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Alles, auch über die drei Leute, die für heute engagiert waren.« Scheiße, wenn ich schon Lügengeschichten erzählte, konnte ich gleich groß einsteigen.
Laufschuhe wandte mir seine blutunterlaufenen braunen Augen und seine schiefe Boxernase zu. Ich konnte nicht abschätzen, ob er wieder Gewalt anwenden wollte oder nicht. Deshalb wagte ich einen weiteren kühlen Versuch, meine Haut zu retten, bevor er zu einem Entschluss kam.
»Ich habe die Besprechung aufgenommen, bei der Sie gefahren sind.« Was gelogen war. »Ich habe Fotos von den Feuerstellungen.« Was die Wahrheit war. »Und Fotos von den Waffen und ihre Seriennummern. Ich habe ein Tagebuch mit sämtlichen Terminen, sogar Fotos von den Scharfschützen.«
Wir bogen in Richtung Old Kent Road ab, und als ich meine Sitzposition leicht veränderte, sah ich wieder Sundance’ Gesicht im Außenspiegel. Er starrte angelegentlich geradeaus, und sein Gesichtsausdruck verriet nicht, was er dachte. »Beweisen Sie’s mir.«
Das war ganz leicht. »Scharfschütze Zwo ist eine Frau, sie ist Anfang dreißig und hat braunes Haar.« Ich widerstand dem Versuch, noch mehr zu sagen. Ich musste ihm zeigen, dass ich viel wusste, ohne jedoch mein Pulver allzu früh zu verschießen.
Danach herrschte Schweigen. Ich hatte den Eindruck, Sundance habe begonnen, aufmerksam zuzuhören, was ich als meine Chance zum Weitersprechen begriff. »Das müssen Sie ihm mitteilen«, sagte ich. »Überlegen Sie bloß, wie tief Sie in der Scheiße sitzen, wenn Sie’s nicht tun. Frampton steht nicht als Erster in der Schlange, um die Verantwortung zu übernehmen. Die bleibt an euch Jungs hängen, das steht fest.« Zumindest bei Laufschuhe war die Message angekommen. Er wechselte mit Sundance Blicke im Rückspiegel — für mich das Signal, jetzt nicht einmal aufzusehen, sondern die beiden sich selbst zu überlassen.
Wir mussten an einer Ampel halten und standen dort neben Wagenladungen von Familien mit Kindern, die aus Coladosen tranken und gelangweilt auf den Rücksitzen herumlungerten. Wir vier saßen einfach nur da, als seien wir zu einer Beerdigung unterwegs. Es wäre zwecklos gewesen, zu versuchen, irgendjemanden von diesen Leuten, die rauchten oder in der Nase bohrten, während sie auf Grün warteten, alarmieren zu wollen. Ich musste einfach darauf vertrauen, dass Sundance bald eine Entscheidung treffen würde. Tat er das nicht, würde ich’s noch mal und immer wieder versuchen, bis sie mich zum Schweigen brachten. Daran versuchte ich allerdings möglichst wenig zu denken.
Rechts vor uns tauchte ein riesiges Einkaufszentrum mit Werbetafeln von B&Q, Halford’s und McDonald’s auf. Sundance deutete auf die Einfahrt. »Fünf Minuten dort drüben rein.« Der Blinker begann sofort zu ticken, und wir bogen über die Straße ab.
Ich bemühte mich, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, und konzentrierte meinen Blick auf den Lunchbox-Zauberkasten oben in meiner Reisetasche, während ich spürte, wie der Mercedes über eine Bodenschwelle holperte.
Wir parkten in der Nähe eines Imbissstands, und
Sundance stieg sofort aus. Mit Topfpflanzen, Farbkübeln und Holzzuschnitten beladene Einkaufswagen wurden auf dem Asphalt vorbeigeschoben, als er irgendwo hinter uns verschwand und dabei eine Nummer in das StarTac eintippte, das er aus seiner Bomberjacke gezogen hatte.
Wir anderen blieben stumm sitzen. Der Fahrer sah einfach durch seine Sonnenbrille nach vorn, und Laufschuhe drehte sich auf dem Rücksitz um, als versuche er zu sehen, was Sundance machte. Zuvor hatte er seine Jacke über meine Handschellen geworfen, damit die
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