Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Heimwerker nicht merkten, dass wir nicht zum Küchensonderverkauf hier waren.
    Ich dachte nicht wirklich nach, machte mir eigentlich auch keine Sorgen, sondern beobachtete ohne großes Interesse, wie ein junges Paar in Jogginganzügen seinen uralten XRi mit Kartons mit Kacheln und Fliesenkleber belud. Vielleicht versuchte ich die Tatsache zu verdrängen, dass Sundance’ Anruf für mich über Leben und Tod entschied.
    Sundance ließ mich aus meinem traumähnlichen Zustand aufschrecken, als er sich wieder in den Mercedes fallen ließ und die Tür zuknallte. Die beiden anderen sahen ihn erwartungsvoll an und hofften wahrscheinlich, er werde ihnen befehlen, mich nach Beachy Head zu fahren und mir bei meinem tragischen Selbstmord helfend zur Seite zu stehen.
    Während er seinen Sicherheitsgurt anlegte, sagte er ungefähr zwanzig Sekunden lang kein Wort. Ich kam mir vor, als wartete ich darauf, dass der Arzt mir sagte, ob ich Krebs hatte oder nichts. Er blieb regungslos sitzen und wirkte beunruhigt; ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, sah darin aber ein gutes Zeichen, ohne wirklich zu wissen, warum.
    Nachdem er das StarTac weggesteckt hatte, sah er endlich zu unserem Fahrer hinüber. »Kennington.«
    Ich wusste, wo Kennington lag, aber ich wusste nicht, was es für sie bedeutete. Aber das spielte eigentlich keine Rolle. Ich empfand nur große Erleichterung über diese Abänderung des ursprünglichen Plans. Was immer mir bevorgestanden hatte, war verschoben worden.
    Schließlich murmelte Sundance: »Wenn Sie mir Scheiß erzählt haben, wird die Sache schmerzhaft.«
    Ich nickte im Rückspiegel, während er mich ausdruckslos anstarrte. Mehr brauchte nicht gesagt zu werden, als wir die Old Kent Road entlang zurückfuhren. Ich wollte mir alles für später, für den Jasager aufheben. Während ich am Fenster lehnte, um meine Arme auszuruhen und meine Handgelenke zu entlasten, beobachtete ich die draußen vorbeiziehende bunte Welt wie ein kleiner Junge.
    Irgendjemand stellte das Radio an, und beruhigende Geigenklänge füllten den Mercedes. Das verblüffte mich etwas; ich hätte nicht erwartet, dass diese Jungs mehr auf klassische Musik standen als ich.
    Das Stadtviertel, durch das wir fuhren, kannte ich wie meine Westentasche. Als Zehnjähriger hatte ich hier gespielt, wenn ich wieder mal die Schule schwänzte. Damals war dieses Viertel ein einziges Konglomerat aus schäbigen Sozialwohnblocks, gerissenen
    Gebrauchtwagenhändlern und alten Männern gewesen, die in Pubs leichtes Ale aus der Flasche tranken. Aber nun schien jeder verfügbare Quadratmeter luxussaniert zu werden. Überall gab es teure Wohnanlagen, vor denen Porsches parkten, und alle Pubs waren in Weinbars umgewandelt worden. Ich fragte mich, wohin die alten Männern jetzt gingen, um es ein bisschen warm zu haben.
    Wir waren wieder kurz vor der U-Bahn-Station Elephant and Castle. Die Musik ging zu Ende, und eine Sprecherin verlas die letzten Meldungen über den Anschlag, der London erschüttert hatte. Nach unbestätigten Berichten, sagte sie, seien drei Personen bei einem Feuergefecht mit der Polizei erschossen worden, und bei dem Bombenanschlag in Westminster habe es zehn bis fünfzehn Leichtverletzte gegeben, die in einem Krankenhaus behandelt würden. Tony Blair hatte in seiner Villa in Italien seine absolute Empörung zu Protokoll gegeben, und die Notfalldienste befanden sich in erhöhter Alarmbereitschaft, weil weitere Anschläge nicht ausgeschlossen wurden. Bisher hatte noch niemand die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
    Wir umrundeten den Kreisel über Elephant and Castle, bogen nach Kennington ab und machten Platz, als zwei Polizeifahrzeuge mit Sirenengeheul an uns vorbeirasten.
    Sundance drehte sich zu mir um und schüttelte mit gespielter Missbilligung den Kopf. »Ts, ts, ts — sehen Sie, Sie sind eine Gefahr für die Gesellschaft, also
    wirklich!«
    Als es nach den Nachrichten mit Musik weiterging, sah ich wieder aus dem Fenster. Ich war eine Gefahr für mich selbst, nicht für die Gesellschaft. Warum konnte ich zur Abwechslung nicht mal einen weiten Bogen um Scheiße machen, statt zielsicher darauf zuzusteuern?
    Wir fuhren an der U-Bahn-Station Kennington vorbei und bogen rechts in eine ruhige Wohnstraße ab. Das Straßenschild fehlte, und das Brett, auf dem es angeschraubt gewesen war, war mit Graffiti bedeckt. Als wir ein weiteres Mal abbogen, musste der Fahrer bremsen, weil vor uns sechs oder sieben Jungen mitten auf der Straße

Weitere Kostenlose Bücher