Nick Stone - 04 - Eingekreist
damit beschäftigt waren, einen Fußball gegen die Giebelwand eines Hauses aus der Zeit um die Jahrhundertwende zu kicken. Sie machten eine Pause, um uns durchzulassen, und setzten dann sofort ihre Bemühungen fort, die Mauer zu demolieren.
Wir fuhren nur ungefähr vierzig Meter weiter, dann hielten wir an. Als Sundance auf seinen Schlüsselanhänger drückte, begann sich das mit Graffiti bedeckte Stahltor einer Doppelgarage zu öffnen. Rechts und links war das Tor von pockennarbigem Klinkermauerwerk eingefasst; über ihm befand sich ein verrosteter Eisenrahmen, der früher wahrscheinlich eine Leuchtreklame getragen hatte. Der löchrige Asphalt vor der Garage war mit leeren Getränkedosen übersät. Ihr Inneres war völlig leer. Als wir hineinfuhren, sah ich, dass die Klinkerwände ringsum mit Lochplatten verkleidet waren, auf denen verblasste rote Umrisse zeigten, welche Werkzeuge dort hängen sollten. Vor
Jahren war dies wahrscheinlich eine EinmannAutowerkstatt gewesen. An der Seitentür hing ein verblichenes Plakat mit der Mannschaft des Chelsea FC. Lange Mähnen, Koteletten und sehr knappe Hosen deuteten auf eine Aufnahme aus den Siebzigerjahren hin.
Hinter mir ratterte das Garagentor quietschend nach unten und sperrte allmählich den Lärm aus, den die Jungen mit dem Fußball machten. Der Motor wurde abgestellt, und die drei Kerle begannen auszusteigen.
Sundance verschwand durch die Tür mit dem Mannschaftsposter und ließ sie offen stehen — hoffentlich auch für mich. Ich wünschte mir nichts mehr, als aussteigen zu dürfen und die schmerzhaft drückenden Handschellen loszuwerden. Vielleicht würde ich sogar einen Becher Tee bekommen. Ich hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen oder getrunken; es hatte so viel zu tun gegeben, dass ich einfach nicht daran gedacht hatte. Allein die Anbringung des Sprengsatzes auf dem Hoteldach hatte mich vier Stunden Zeit gekostet, und ein McMuffin mit Ei war das Allerletzte gewesen, woran ich gedacht hatte.
Während ich beobachtete, wie die Tür sich langsam schloss und wieder die Pilzköpfe sichtbar werden ließ, beugte Laufschuhe sich nach unten und schloss die Handschellen auf, mit denen ich an den Rücksitz gefesselt war. Dann wurde ich von dem Fahrer und ihm gepackt und aus dem Wagen gezerrt. Als wir uns in Richtung Tür bewegten, begann ich das Gefühl zu haben, ich würde vielleicht doch noch einmal davonkommen. Aber dann warnte ich mich selbst vor übertriebenem Optimismus: Was hier geschah, hatte nichts zu bedeuten, bevor ich vor dem Jasager stand und ihm vortrug, was ich zu sagen hatte. Ich beschloss, mein Bestes zu tun, um diese Jungs nicht zu verärgern, während wir warteten. Sie taten ihr Bestes, um mich einzuschüchtern; man empfindet seine Lage stets als beunruhigend, wenn es keine Kommunikation und keine Informationen gibt, und ihre Methode begann zu wirken. Nicht sehr, aber doch ausreichend.
Sie schleppten mich durch die Tür in einen fensterlosen rechteckigen Raum mit unebenen, schmuddeligen, ehemals weiß gestrichenen Klinkerwänden. Die Luft war stickig, heiß und feucht, und um alles noch schlimmer zu machen, hatte jemand hier selbst gedrehte Zigaretten geraucht. Das unbarmherzig grelle Licht einer Deckenleuchte mit zwei Neonröhren suggerierte schutzloses Ausgeliefertsein.
Auf dem Fußboden in der linken Ecke stand ein Uraltfernseher mit einer glänzend neuen Antenne, die über ihm an einem Nagel hing. Sie schien der einzige Gegenstand in diesem Raum zu sein, der nicht beim Trödler gekauft worden war. Schräg vor dem Fernseher stand eine betagte Sitzgruppe aus einem Sofa und zwei Sesseln, die mit braunem Velours bezogen waren. Die Armlehnen waren abgewetzt, und die durchgesessenen Polster wiesen Brandflecken von Zigaretten auf. An einer Steckdosenleiste, die den Fernseher mit Strom versorgte, hingen auch ein mintgrüner Wasserkocher, ein Toaster und die Ladegeräte dreier Handys. Dieser Raum erinnerte mich an ein Minicab-Büro, dem alte
Zeitungen und Burger-King-Pappbecher den letzten Schliff gaben.
Sundance stand neben dem Fernseher und hatte gerade wieder mit seinem Handy telefoniert. Er sah mich an, dann deutete er in die andere Ecke des Raums. »Hinsetzen und Klappe halten, Freundchen.«
Die beiden anderen gaben mir einen kräftigen Stoß, um mir in die richtige Richtung zu helfen. Als ich an der Wand entlang zu Boden rutschte, gab ich mir größte Mühe, nicht gegen die Handschellen zu drücken und sie noch enger zu schließen, als
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