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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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genommen hatte, wanderte über meinen Körper. Meine Brieftasche mit der Eurostar-Fahrkarte und meinem auf den Namen Nick Somerhurst lautenden Reisepass wurde aus der Innentasche meiner Bomberjacke gezogen. Ich fühlte mich plötzlich nackt.
    Ich drehte den Kopf zur Seite, um es während der Leibesvisitation halbwegs bequem zu haben, und ließ mein Gesicht auf dem kalten Steinboden ruhen. Obwohl ich nur verschwömmen sehen konnte, erkannte ich drei Paar Jeans, die hinter dem Schutzschild am Quergang auftauchten und in meine Richtung kamen. Eine Jeans verließ mein Blickfeld, als ihr Besitzer an mir
    vorbeiging, aber die beiden anderen traten näher an mich heran: ein Paar Laufschuhe und ein Paar hellbeige Stiefel, deren Caterpillar-Etikett jetzt nur eine Handbreit von meiner Nase entfernt war.
    Ich fing an, mehr deprimiert zu sein, als mir Sorgen darüber zu machen, was wohl als Nächstes kommen würde. Männer in Jeans laufen einfach nicht
    zwischendrin herum, wenn eine Festnahme mit
    Waffengewalt durchgeführt wird.
    Hinter mir war zu hören, dass der Reißverschluss meiner Reisetasche aufgezogen und sie dann rasch durchwühlt wurde. Gleichzeitig spürte ich, wie mein Leatherman aus seiner Gürteltasche gezogen wurde.
    Noch immer herrschte verbissenes Schweigen, während Hände meine Beine nach versteckten Waffen abtasteten. Mein Gesicht fungierte als Polster für meinen Wangenknochen, als ich wie ein Sack Kartoffeln herumgewuchtet wurde.
    Hände tasteten den Hosenbund nach Waffen ab und holten dann Kleingeld im Wert von drei oder vier Pfund aus meinen Jeanstaschen.
    Dasselbe Händepaar packte mich unter den Achseln und zog mich auf die Knie hoch, wobei angestrengte Grunzlaute und das leise Quietschen lederner Koppeltaschen zu hören waren. Der Kerl, der mich an den Handschellen gepackt hielt, ließ sie los, sodass meine Hände auf die Knie sanken, als wollte ich betteln. Der kalte Steinboden tat mir an den Knien weh, aber diese Schmerzen vergaß ich augenblicklich, als ich das Gesicht des Mannes sah, der die Cats trug.
    Heute war sein Haar weniger sorgfältig gescheitelt; Sundance Kid hatte ziemlich viel herumrennen müssen. Zu Jeans und Stiefeln trug er eine olivgrüne Bomberjacke und eine schwere blaue Kevlarweste mit einem vor der Brust eingeschobenen Schutzschild aus Keramikmaterial. Bei unserer heutigen Begegnung hatte er nichts riskieren wollen.
    Sein Gesichtsausdruck verriet keine Spur von Emotionen, als er auf mich hinabstarrte, denn vermutlich sollten die anderen nicht merken, dass sein Teil dieses Unternehmens nicht gut geklappt hatte. Ich lebte noch; er hatte es nicht geschafft, mit Hilfe seiner neuen Kumpel hier ins Büro einzudringen und auf
    Notwehr zu plädieren, nachdem er mich erschossen hatte.
    Meine Papiere wurden ihm übergeben und wanderten in seine hintere Jeanstasche. Das Kleingeld klimperte, als er die Münzen von einer hohlen Hand in die andere gleiten ließ. Zu Sundance und seinem Kumpel, Laufschuhe, gesellte sich jetzt der dritte Kerl in Jeans, der meine Reisetasche über der rechten Schulter hatte. Ich hob meinen Blick nicht über Wadenhöhe, weil ich ihn nicht provozieren wollte. Die Uniformierten um Hilfe zu bitten, wäre zwecklos gewesen. Sie hatten das alles schon oft gehört: Betrunkene, die behaupteten, Jesus zu sein, und Leute wie ich, die laut jammerten, sie seien gelinkt worden.
    Sundance sprach jetzt zum ersten Mal. »Gut gemacht, Sarge.« Seine mit starkem Glasgower Akzent ausgesprochene Anerkennung galt jemandem hinter mir, bevor er sich mit den beiden anderen abwandte und davonging. Ich sah ihnen nach, als sie in Richtung Treppe marschierten, und hörte das Ratschen von Klettverschlüsseln, als sie anfingen, ihre Kevlarwesten auszuziehen.
    Als sie durch die Tür zum Treppenhaus verschwanden, wurde ich von zwei Polizeibeamten hochgehievt. Mit ihren starken Fäusten unter meinen Achseln folgte ich ihnen in Richtung Treppe. Wir kamen an den Schutzschilden vorbei, die mir den Weg zum Notausgang versperrt hatten, und stiegen die Treppe hinunter. Sundance und seine Jungs waren schon zwei Stockwerke tiefer. Ich sah sie mehrere Male am
    Eisengeländer der Treppenabsätze auftauchen und fragte mich, warum sie nicht dafür gesorgt hatten, dass mir die Augen verbunden wurden. Vielleicht wollten sie nur sicherstellen, dass ich nicht auf der Treppe stolperte. Nein, der Grund dafür war, dass es ihnen egal war, ob ich ihre Gesichter sah. Ich würde nicht lange genug leben, um sie

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