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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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passiert ist?«
    »Ein Raubüberfall. FARC. Sie haben sie mit solchen Dingern in Stücke gehackt.« Er deutete auf die Machete unter meinen Füßen. »Das ist eigentlich unbegreiflich — normalerweise lassen sie die Landbevölkerung in Ruhe.
    Kein Geld.« Aaron seufzte, packte das Lenkrad etwas fester und beugte sich leicht nach vorn. »Haben Sie gesehen, wie sie die Kids zugerichtet haben? O Gott, wie können Menschen nur so grausam sein?«
    Ich wollte das Thema wechseln. »Hören Sie, Kumpel, ich glaube, wir sollten zusehen, dass wir Diego bald loswerden. Sobald es ein wenig heller wird, suchen wir uns ein Versteck für ihn. Diesen Scheiß können wir nicht noch mal durchmachen.«
    Er ließ den Kopf hängen und nickte langsam. »Klar, klar, Sie haben Recht.«
    »Das ist okay, er wird früher oder später gefunden und anständig beigesetzt ...«
    Wir fuhren weiter. Keiner von uns wollte noch über Diego oder andere Leichen sprechen.
    »Auf welcher Seite sind wir?«
    »Auf dem Pan-American Highway.«
    Den hatte ich mir anders vorgestellt. Wir holperten durch Spurrillen und Schlaglöcher.
    »Führt von Alaska bis nach Chile hinunter — mit Ausnahme eines dreiundneunzig Meilen langen Abschnitts in der Darien-Lücke. Es gibt Pläne, auch diesen Abschnitt auszubauen, aber wegen der Lage in Kolumbien und der Waldzerstörung durch den Straßenbau ist uns der jetzige Zustand lieber.«
    Ich kannte den südlichen Teil dieser Fernstraße; ich hatte ihn schon oft genug benützt. Aber ich wollte diese Unterhaltung weiterführen, um nicht nachdenken zu müssen. Ich beugte mich nach vorn und rieb an dem Notverband. Mein Bein schmerzte mittlerweile ziemlich
    stark. »Lieber keine Straße?«
    »Dieses Gebiet gehört zu den bedeutendsten Regenwäldern, die es in Nord- und Südamerika noch gibt. Keine Straße bedeutet keine Holzfäller oder Farmer, und der Dschungel bildet eine Art Pufferzone zu Kolumbien. Bei den Einheimischen heißt sie allgemein >Bosnien West< ...«
    Das Scheinwerferlicht ging auf beiden Seiten der Straße ins Leere. »Wohin fahren wir, zur Darien- Lücke?«
    Aaron schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir das wollten, ist die Straße später nur noch einspurig und bei diesem Regen praktisch unpassierbar. Wir verlassen sie bei Chepo — in ungefähr zehn Minuten.«
    Im Osten war der erst blasse Schimmer des heraufziehenden Tages zu erahnen. Wir holperten eine Zeit lang schweigend weiter. Meine Kopfschmerzen brachten mich fast um. Unsere Scheinwerfer beleuchteten nur Grasbüschel und Tümpel, in denen schlammiges Wasser stand. Diese Gebiet war fast so kahl wie eine Mondlandschaft. Keine gute Gegend, um eine Leiche zu verstecken. »Hier gibt’s nicht viel Wald, was, Kumpel?«
    »Hey, was soll ich dazu sagen? Gibt’s irgendwo eine Straße, gibt’s auch Holzfäller. Die hören nicht auf, bevor alles platt ist. Und dabei geht’s nicht nur um Geld, sondern die Einheimischen halten es auch für männlich, Bäume zu fällen. Nach meiner Schätzung werden weniger als zwanzig Prozent der Wälder Panamas die nächsten fünf Jahre überleben. Inklusive der Bestände in
    der Kanalzone,«
    Ich dachte an Charlie und seinen neuen Landsitz. Nicht nur die Holzfäller schlugen große Breschen in Aarons geliebten Dschungel.
    Während wir weiterfuhren, brach allmählich ein trübselig grauer Tag an. Nebelfetzen zogen über die Straße. Vor uns flog ein Schwarm von mindestens hundert großen schwarzen Vögeln auf, die mit ihren langen Hälsen verdächtig an Pterodaktylen erinnerten.
    Links voraus tauchten dunkle Bäume aus dem Nebel auf. Ich zeigte auf sie. »Wie wär’s dort vorn?«
    Aaron überlegte mehrere Sekunden lang, während die Bäume näher kamen. Er wirkte plötzlich wieder verstört, als habe er es geschafft, vorübergehend zu vergessen, was wir hinten im Wagen hatten. »Dort könnte es gehen, aber es ist nicht mehr weit bis zu der Stelle, wo ich ihn anständig begraben könnte.«
    »Nein, Kumpel. Wir müssen zusehen, dass wir ihn loswerden.« Ich bemühte mich, das nicht wie einen Befehl klingen zu lassen.
    Wir fuhren von der Straße ab und parkten unter den Bäumen. Für große Förmlichkeiten war keine Zeit. »Wollen Sie mir helfen?«, fragte ich, als ich die Machete aufhob.
    Er dachte angestrengt nach. »Ich möchte sein Bild nicht hier drin haben, wissen Sie, nicht in meinem Kopf. Können Sie das verstehen?«
    Das konnte ich, denn in meinem Kopf waren eine Menge Bilder gespeichert, auf die ich lieber verzichtet

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