Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
hätte. Das neueste dieser Bilder war das eines Jungen in blutgetränkter Kleidung, der mit offenem Mund den Nachthimmel anstarrte.
    Als ich ausstieg, war das Morgenkonzert der Vögel kurz vor Sonnenaufgang in vollem Gange. Ich hielt den Atem an, öffnete die Heckklappe, packte Diego unter den Achseln und schleifte ihn rückwärts gehend unter die Bäume. Dabei konzentrierte ich mich darauf, ihm nicht ins Gesicht zu sehen und kein Blut an meine Sachen zu bekommen.
    Im Halbdunkel unter dem Blätterdach wälzte ich ihn ungefähr zehn Meter vom Waldrand entfernt unter einen umgestürzten Baum, legte die abgewischte Machete dazu und häufte vor ihm Zweige und Laub auf. Ich musste nur dafür sorgen, dass er bis Samstag nicht entdeckt wurde. Sobald ich fort war, würde Aaron vielleicht zurückkommen und tun, was er von Anfang an hatte tun wollen. Es würde nicht schwer sein, ihn hier zu finden; bis dahin würden sich hier so viele Fliegen versammeln, dass er nur ihrem Summen nachzugehen brauchte.
    Nachdem ich die Heckklappe geschlossen hatte, stieg ich vorn ein und knallte die Beifahrertür zu. Ich dachte, Aaron würde sofort weiterfahren, aber stattdessen wandte er sich mir zu. »Wissen Sie was? Ich denke, Carrie sollte von dieser Sache vielleicht nichts erfahren, Nick. Finden Sie das nicht auch? Ich meine .«
    »Kumpel«, sagte ich, »Sie haben mir die Worte praktisch aus dem Mund genommen.« Ich versuchte zu lächeln, aber meine Gesichtsmuskeln spielten nicht mit.
    Er nickte und fuhr dann auf die Straße zurück,
    während ich mich neben ihm zusammenrollte und die Augen schloss, weil das hoffentlich gegen meine Kopfschmerzen helfen würde.
    Ungefähr eine Viertelstunde später fuhren wir durch eine Ansammlung von Hütten beiderseits der Straße. In einer von ihnen pendelte eine Petroleumlampe, die bunte, ausgebleichte Kleidungsstücke beleuchtete, die zum Trocknen aufgehängt waren. Die Hütten waren aus Hohlblocksteinen gemauert, hatten Türen aus ungehobelten Brettern und waren mit Wellblech gedeckt. Die Fenster waren unverglast, sodass nichts den Rauch der in der Nähe der Eingänge schwelenden kleinen Feuer daran hindern konnte, in die Hütten zu ziehen. Magere Hühner stoben vor dem heranrollenden Mazda auseinander. Dies war alles ganz anders als das Panama, das mir das Bordmagazin gezeigt hatte.
    Aaron deutete im Vorbeifahren mit einem Daumen über die Schulter. »Wenn die Holzfäller abziehen, tauchen diese Leute auf — Tausende von Bauern, die nur für den eigenen Bedarf produzieren, lauter arme Teufel, die vom Ertrag ihrer Landwirtschaft zu leben versuchen. Das Problem ist nur, dass nach dem Verschwinden der Bäume der Mutterboden weggewaschen wird, sodass auf ihren Feldern binnen zwei Jahren nur noch Gras wächst. Dreimal dürfen Sie raten, wer dann kommt — die Viehzüchter.«
    Ich sah ein paar mickrige Kühe, die mit gesenkten Köpfen weideten. Er deutete wieder mit dem Daumen. »Die Hamburger von kommender Woche.«
    Dann riss Aaron das Lenkrad ohne Vorwarnung nach rechts, und damit verließen wir den Pan-American Highway. Wie in der Stadt gab es entlang dieser Schotterstraße keine Wegweiser. Vielleicht hatten die
    Zuständigen ihren Spaß daran, die Bevölkerung im Ungewissen zu lassen.
    Ich sah ein Konglomerat aus Hütten mit
    Wellblechdächern. »Chepo?«
    »Ja, die schlimme und traurige Seite.«
    Die Makadamstraße führte an einer Siedlung mit weiteren kümmerlichen Bauernhütten auf Pfählen vorbei. Unter ihnen lebten Hühner und ein paar alte Katzen zwischen Eisenschrott und Bergen von
    verrosteten Konservenbüchsen. Über einigen Hütten stieg Rauch aus Ton- oder rostigen Blechrohren auf. Ein anderer Schornstein bestand aus sechs oder sieben
    Marmeladeneimern, die jemand oben und unten
    aufgeschnitten und zusammengehämmert hatte. Der Rauch war das einzige Lebenszeichen. Die schlimme und traurige Seite von Chepo hatte es keineswegs eilig, den neuen Tag zu begrüßen. Das konnte ich ihr nicht verübeln.
    Ein einzelner Hahn ließ seinen Weckruf ertönen, als die Hütten allmählich in größere einstöckige Häuser übergingen, die ebenfalls willkürlich errichtet zu sein schienen, wo gerade Platz gewesen war. Statt Gehsteigen gab es hier Lattenroste, die hierhin und dorthin führten und auf halb im Schlamm versinkenden Felsbrocken ruhten. Abfälle wurden zu Haufen aufgetürmt, die dann wieder zerfielen und breit getreten wurden. Ein grässlicher Gestank zog durchs Fahrerhaus des Mazda. Im Vergleich

Weitere Kostenlose Bücher