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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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der Vorplatz eines Citroën-Händlers, sondern wie der Lagerplatz einer Müllverbrennungsanlage aussah. Er war mit
    ausgebrannten Autos und verfaulenden Essensresten übersät, die Leute anscheinend aus den oberen
    Stockwerken geworfen hatten. Vom Wind dorthin
    getriebener Müll häufte sich an den Grundmauern aller Wohnblocks, und aus irgendeinem Grund, den ich nicht enträtseln konnte, lagen überall tote Tauben herum.
    Vielleicht schoss jemand sie von seinem Fenster aus mit einem Luftgewehr ab; vielleicht hatten sie von den Essensresten gefressen und waren daran verendet. Einige stämmige Ratten huschten von einem Vogelkadaver zum anderen.
    Während ich zielstrebig über den Platz marschierte, überzeugte ich mich davon, dass ich nicht beschattet wurde.
    Ich betrat den nächsten Wohnblock und wurde von
    dröhnender Musik und Kindergeschrei in den oberen Stockwerken begrüßt. Starker Kochdunst verschlug mir fast den Atem. In der Eingangshalle vor mir standen zwei Kerle, die aussahen, als wären sie gerade mit dem Bus aus dem Kosovo angekommen. Sie waren von
    Jugendlichen umringt, die gestrickte Wollmützen,
    Sweatshirts und sackartige Jeans trugen. Die
    Jugendlichen waren dabei, für etwas zu bezahlen, das diese Kerle verkauften. Die Männer erstarrten mit kleinen Plastikbeuteln in den Händen, beobachteten mich scharf und warteten meine Reaktion ab. Die Jugendlichen
    ignorierten mich; sie hatten nur Augen für die
    Plastikbeutel.
    Kehrtmachen konnte ich nicht. Ich benahm mich
    einfach so, als gehörte ich hierher, als sei mir scheißegal, was hier ablief, und ging weiter. Sobald sie merkten, dass ich mich nicht für sie interessierte, ging der Deal weiter.
    Ich stieß die Tür des Hinterausgangs auf und trat wieder ins Freie.
    Mein Weg führte durch ein Labyrinth aus kleinen
    Gässchen weiter. An allen Straßenecken lungerten
    hohlwangige Männer in Jogginganzügen herum, rauchten und kickten gelegentlich einen vor ihre Füße rollenden Ball zu ihren Söhnen zurück, die wie verkleinerte Versionen ihrer Väter aussahen. Diese Leute hatten keine Arbeit, keine Perspektive, keine Zukunft. Ihre Hautfarbe spielte keine Rolle; in diesem Stadtteil waren alle ausgebrannt – genau wie die Autos.
    Ich wandte mich dem letzten Wohnblock zu. Beim
    ersten Besuch hatte ich geglaubt, er sei zum Abbruch bestimmt, weil aus allen Fenstern schwarze Brandspuren nach oben leckten. Die Fenster der unteren Stockwerke waren mit Hohlblocksteinen zugemauert. Dies war mein letzter Kontrollpunkt, bevor ich zu dem Treff mit Lofti und Hubba-Hubba weiterging; ich wurde nicht
    beschattet, ich hatte niemanden hinter mir, und alles sah normal aus – oder zumindest so normal, wie hier
    irgendetwas aussehen konnte. Über mir trat eine
    verschleierte Frau auf ihren Balkon und schüttelte eine Steppdecke aus.
    Ich überquerte die mit Abfällen übersäte Straße und ging zu dem sicheren Haus, einem von drei kleinen Bauernhäusern im Schatten der Wohnblöcke. Ich stellte mir vor, wie ihre Besitzer vor fünfzig Jahren hier gelebt, sich um ihren eigenen Kram gekümmert und zugesehen hatten, wie ihre Hühner und Schafe den Fluss als Tränke benutzten. Und dann hatten sie sich eines Tages von einer Wohnsiedlung umgeben wiedergefunden, die einer
    Müllkippe glich, als die Stadt sie verschlang und mit der tapferen neuen Welt des sozialen Wohnungsbaus bekannt machte. Besitzerin des Hauses ganz rechts war jetzt Hubba-Hubbas alte Tante. Er hatte seinem Onkel und ihr eine achtwöchige Nordafrikareise bezahlt, damit sie ihre Verwandtschaft noch einmal sehen konnten, und
    während ihrer Abwesenheit gehörte dieses Haus uns.
    Ich kontrollierte, ob meine Pistole griffbereit war.
    Gern hätte ich auch kontrolliert, ob sie durchgeladen war, aber das konnte ich hier nicht. In dieser Umgebung musste ich damit rechnen, ständig beobachtet zu werden.
    Ich folgte einem Streifen aus getrocknetem Schlamm, der einst eine Rasenfläche gewesen sein mochte. Die ehemaligen Bauernhäuser waren vor vielen Jahren in einem dunklen Beige gestrichen worden. Die verblassten grünen Fensterläden des Häuschens rechts außen waren geschlossen und verdeckten die Fenstergitter dahinter.
    Vom Wind hergewehte Abfälle hatten sich am Fuß des rostigen, durchhängenden Maschendrahtzauns
    angesammelt, der die Häuser umgab. Neben dem Haus von Hubba-Hubbas Tante stand ein verfallener
    Hühnerstall, der in den fünfziger Jahren das letzte Ei gesehen hatte.
    Aus dem Wohnblock hinter mir drang

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