Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
sie überstreifte, und
murmelte halblaut: »Bonjour.« Ich wusste, dass er nur darauf wartete, dass ich zu grinsen anfangen würde.
Ich zog den Reißverschluss der Reisetasche auf, nahm meine Nike-Baseballmütze ab und setzte die am Hafen gekaufte Baseballmütze mit der Hammerhand auf. Dann nahm ich Haltung an und versuchte krampfhaft, nicht zu grinsen, während ich an der Schnur zog.
Lofti beobachtete ausdruckslos, wie der Hammer sich hob und auf den Mützenschirm schlug, und ich hörte Hubba-Hubba an der Haustür stehend ein Kichern
unterdrücken. »Diese Sache ist ernst, Nick.« Lofti wies über meine Schulter. »Bitte versuch, kein Idiot wie er zu sein.«
Ich drehte mich um. Hubba-Hubba trug jetzt eine
Groucho-Marx-Maske mit Brille, großer Nase und
riesigem Schnauzer. Wir prusteten beide wie
Zwölfjährige vor Lachen. Wir konnten einfach nicht anders. Die letzten vier Tage waren wirklich langweilig gewesen, und ich war irgendwie erleichtert, die beiden gesund wiederzusehen.
Hubba-Hubba hob die Hände, damit ich seine
lächerlich geblümten Gartenhandschuhe besser sehen konnte, und das machte alles nur noch schlimmer.
Unter ihren Verkleidungen hatten beide weiter sehr korrekte Frisuren und Schnauzer. Hubba-Hubba litt an irgendeinem Hautausschlag und hatte sich deshalb ein paar Tage lang nicht rasiert. Seine Zähne leuchteten im Halbdunkel, als wir unseren unbeschwert ausgelassenen Augenblick genossen, während Lofti so tat, als verstehe er gar nicht, was daran so lustig war.
Einige Sekunden später beschloss ich, nun müsse
Schluss sein mit den Kindergartenspielen. Wir hatten Wichtigeres zu tun. »Ist der Fluchtweg frei?«
Hubba-Hubba nickte, wobei die Groucho-Marx-Maske
auf seiner Nase nach unten rutschte. Das ließ mich erneut losprusten, und diesmal stimmte sogar Lofti mit ein.
Der Fluchtweg führte aus der Küche in den Keller und von dort aus unterirdisch ins Nachbarhaus hinüber. Die Falltür war mit einem Teppich beklebt, der sie in geschlossenem Zustand tarnte. Dieser Tunnel schien ein Überbleibsel aus der Resistancezeit im Zweiten
Weltkrieg zu sein.
Wir setzten uns um den Couchtisch, wobei die
Plastikbezüge, die Hubba-Hubba in einem DIY-
Supermarkt gekauft hatte, laut knisterten. Wir konnten es uns nicht leisten, etwas wie ein Haar oder Fasern unserer Kleidung zu hinterlassen, das gegen uns verwendet werden könnte. Die Überzüge und unsere sonstigen
Vorsichtsmaßnahmen würden nicht hundertprozentig
wirken, aber wir konnten nur unser Bestes versuchen.
»Ich fürchte, wir stehen vor einem Problem, Nick.«
Lofti nickte ernst zu Hubba-Hubba hinüber. »Er macht mir allmählich Sorgen. Er ist dabei, sich in einen Wirrbart zu verwandeln.«
»In einen was?«
»In einen Wirrbart … du weißt schon, in einen
Taliban.«
Hubba-Hubba nahm seine Maske ab und schüttelte den Kopf, während er Kaffee in drei blau geblümte Tassen einschenkte. »Das müssen wir ihm nachsehen, Nick. Der arme Kerl kommt in letzter Zeit nicht mehr viel unter Leute.« Er blinzelte mir theatralisch zu.
Ich kostete meinen Kaffee. Dies war kein Pulverkaffee aus einem Glas, sondern heißer, starker, arabischer Kaffee. Ich fand immer, er schmecke wie parfümiert, aber er war trotzdem sehr gut. Draußen hörte ich Kinder herumtoben, dann rasten Mopeds vorbei, die wie
Nähmaschinen mit Turbolader klangen.
»Morgen geht’s los«, sagte ich halblaut. »Das Boot wird irgendwann morgen Abend in der Marina von
Beaulieu-sur-Mer geparkt. Ich weiß noch nicht, wo und wann das Geld abgeholt werden soll, aber ab Freitag soll es drei Termine dafür geben – jeweils einen pro Tag. Ich treffe mich heute Abend noch mal mit der Quelle und erfahre dabei hoffentlich die Adressen der Hawalladas.«
Lofti schwieg einen Augenblick, während er diese
Informationen in sich aufnahm. Schließlich sagte er:
»Festgemacht, Nick.« Er lächelte. »Ein Boot wird
festgemacht.«
Ich lächelte ebenfalls.
»Festmachen, okay. Ich werde versuchen, mir das zu merken.«
»Und die Franzosen haben keine Marinas«, fügte
Hubba-Hubba hinzu. »Sie haben Jachthäfen.«
17
Ich sah zu, wie die beiden genug Würfelzucker in ihren Kaffee warfen, um den Löffel stehen zu lassen. Mir selbst genügte ein Stück. Dann holte ich die Kamera, die Ansichtskarten und Stadtpläne, die ich gekauft hatte, und mehrere Verbindungskabel aus meiner Reisetasche. Ich nickte Hubba-Hubba zu. »Okay, Schlaukopf, lass sehen, ob du Tantchens Fernseher in Gang
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