Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
lästig, aber falls es Schwierigkeiten mit der französischen Polizei gab, sollten ihr möglichst wenige Teile des Puzzles in die Hände fallen. Besuche im Gefängnis standen auf der Liste von Georges Prioritäten nicht gerade an erster Stelle, das wusste ich.
    Ich fuhr unter dem Viadukt hindurch und an dem
    hohen Betonkamin vorbei, aus dem der Rauch der
    hiesigen Müllverbrennungsanlage quoll. Nun war ich in L’Ariane, nicht mehr weit von dem sicheren Haus
    entfernt.
    Gebiete wie L’Ariane, hatte Hubba-Hubba mir erklärt, hießen Banlieues , Vorstädte. Mit diesem Wort verband ich normalerweise die Vorstellung von hübschen,
    familiengerechten Doppelhäusern, die hinter
    Ligusterhecken und in der Nähe eines Vorortbahnhofs lagen. Hier bezeichnete es jedoch ein Getto mit eng zusammengerückten Wohnmaschinen, in denen les immigrés , hauptsächlich aus Nordafrika, Zuflucht gefunden hatten. L’Ariane genoss den zweifelhaften Ruf, nach den Pariser Banlieues zu den ärmlichsten und gewalttätigsten Vorstädten Frankreichs zu gehören.
    Hubba-Hubba hatte mir alle möglichen
    Horrorgeschichten erzählt, die er von seiner hier lebenden Tante gehört hatte: Der Stadtteil war für Organe der Staatsmacht tabu, sogar für Rettungsdienste und Feuerwehr, die sich dort nicht ohne Polizeischutz hinwagten – und der Anblick eines einzigen
    Polizeibeamten genügte oft schon, damit es zu
    Ausschreitungen kam. Ich konnte mir keinen besseren Ort für ein sicheres Haus vorstellen.
    Ich kam an einem ausgebrannten Autowrack vorbei,
    das vor drei Tagen noch nicht dort gestanden hatte. Sonst sah alles unverändert aus – ein freudlos graues, von Ratten befallenes, zugemülltes Labyrinth aus
    Betonmauern, die unter Graffiti verschwanden, und Satellitenschüsseln.
    Ich bog an der ersten Einfahrt nach links in die
    Siedlung ein und parkte vor dem Kebablokal, das
    zugleich eine Reinigung, eine Patisserie und eine Wäscherei war. Ich stieg sofort aus dem Wagen, damit es so aussah, als hätte ich hier etwas zu tun – das hatte ich auch, aber es war nichts, was andere Leute wissen durften. Ich machte mir etwas Sorgen um den Mégane; hier waren die Straßenränder zugeparkt, aber mein Mietwagen war vier oder fünf Jahre jünger als die anderen Wagen und hatte noch alle vier Radkappen.
    Ich war erst zweimal hier gewesen: als wir uns am 20.

    November getroffen hatten, um die Erkundung
    abzusprechen und die Sektoren zu verteilen, und dann wieder heute Morgen, um die Ausrüstung abzuliefern, die ich vom Übergabepunkt mitgebracht hatte.

    16
    Ich steckte die Pistole wieder vorn in meine Jeans. Dass ich nur ein Magazin mitgenommen hatte, beunruhigte mich, aber wenn ich andererseits mehr als dreizehn Schuss brauchte, um mich zu verteidigen, war mir nicht zu helfen; dann hätte ich wahrscheinlich doch lieber Bier im Yacht Club zapfen sollen.
    Als ich die Autotür schloss, kam eine junge Muslimin vorbei – mit tief in den Schatten ihres Kopftuchs liegenden Augen, ihre Schultern unter der Last zweier Tragetaschen mit Konservenbüchsen und
    Getreideflocken gebeugt. Sie passte jedenfalls viel besser hierher als ich.
    Ich öffnete den Kofferraum, holte meine Reisetasche heraus, sperrte ab und hielt geradewegs auf den Eingang des nächsten Wohnblocks auf meiner Straßenseite zu.
    Das Kachelmosaik um die Haustür herum war längst
    abgefallen. Der darunter zum Vorschein gekommene
    Beton war mit einer Mischung aus französischen und arabischen Graffiti verziert, die ich nicht deuten konnte.
    Das Sicherheitsschloss und die Sprechanlage waren schon vor Jahren demoliert worden. In der Eingangshalle stank es nach Pisse, der Boden war mit Zigarettenkippen übersät. Irgendwo aus dem Stockwerk über mir kamen Stimmen, die sich zu streiten schienen, und dröhnend lauter französischer Rap. Zumindest war ich hier von der Straße aus nicht mehr zu sehen. Hatte jemand mich beim Aussteigen beobachtet, würde er annehmen, ich wollte jemanden in diesem Block besuchen, und da ich ein weißer Unbekannter war, wollte ich wahrscheinlich Drogen kaufen. Da ich allein und ohne bewaffnete
    Verstärkung kam, konnte ich kein Polizeibeamter sein.
    Ich verließ das Gebäude sofort wieder durch den
    Hinterausgang und betrat einen Platz, der von vier identischen Wohnblocks eingerahmt wurde. Er hatte sicher wundervoll ausgesehen, als er im
    Architekturmodell voller Matchbox-Autos gestanden hatte. Ich konnte noch die Umrisse eines Parkplatzes erkennen, der aber jetzt nicht mehr wie

Weitere Kostenlose Bücher