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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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ich sie auseinander geschraubt hatte, und ließ sie auf der Decke liegen. Oben im Wohnzimmer betete Lofti noch immer rasend schnell. Hubba-Hubba beugte sich nach vorn, um den Zylinder wieder auszurichten, während ich die restliche Ausrüstung überprüfte.
    »Wehrt es noch immer den bösen Blick ab?« Mein
    Nicken galt dem Amulett, das vor seinem Kinn baumelte: die mit Perlen besetzte kleine Hand mit dem starr blickenden blauen Auge in der Handfläche.
    »Natürlich. Ich hatte es schon als Baby. In Ägypten tragen viele Kinder ein schützendes Amulett an ihrer Kleidung. Weißt du, im Westen denken die Leute sich nichts dabei, in Bezug auf ein Kind zu fragen: ›Ist er schon wieder gewachsen?‹ oder ›Sieht sie nicht
    wunderschön aus?‹ Aber in meiner Heimat sind solche Dinge tabu, weil der böse Blick ein Kind krank werden lassen könnte. Daher machen wir nur Komplimente, die Charaktereigenschaften betreffen – Dinge, die kaum Vergleiche zulassen –, und achten selbst dann darauf, dass sie keine Bosheit, keinen Neid ausdrücken.«
    »Damit der böse Blick nichts mitbekommt, was?«
    »Irgendwas in dieser Art. Zum Beispiel könnte jemand mich beneiden, wenn ich heute Abend an ihm
    vorbeifahre, und wenn er den bösen Blick hätte, könnte er bewirken, dass ich einen Unfall habe, vielleicht sogar dabei umkomme. Aber mein Amulett hier«, er tippte sich auf die Brust, »beschützt mich seit über dreißig Jahren.
    Du solltest auch eines tragen. In unserer Welt sind sie vielleicht nützlicher als das …« Er deutete nach oben, wo Loftis leiernde Gebetsstimme durch den Fußboden drang.
    Ich stand auf. »Bei diesem Job«, sagte ich, während ich mir Staub von den Knien abklopfte, »können wir jegliche Hilfe brauchen, denke ich.«
    Lofti beendete eben seine Zwiesprache mit Allah, als ich meine Reisetasche holte, während Hubba-Hubba an die Haustür trat, um durch den Spion zu sehen. Als ich die Plastikhandschuhe auszog und in meine Reisetasche stopfte, hörte ich, wie die Riegel zurückgezogen wurden.
    »Gut, dann bis später.«
    Hubba-Hubba nickte mir zu, bevor er nochmals durch den Spion sah. Dann reckte er den Daumen hoch, und ich trat in die Dunkelheit hinaus. Auf irgendeinem Balkon hörte ich einen Hund bellen.
    Ich ging auf demselben Weg zurück – mit der
    Reisetasche über meiner linken Schulter und der rechten Hand in der Nähe meiner Browning. Hier gab es keine Straßenbeleuchtung; das einzige Licht fiel aus den Fenstern über mir. Hinter ihnen brüllten Erwachsene und Kinder sich an, Musik plärrte, weitere Hunde kläfften.
    Ich erreichte den Ausgang des letzten Wohnblocks, machte aber keinen Versuch, stehen zu bleiben und hinauszusehen. Ich wollte niemanden auf mich
    aufmerksam machen. Ich ging unbeirrt weiter und hielt den Kopf gesenkt und meinen Blick erhoben, während ich die Fernbedienung des Mégane betätigte und seine Blinker aufleuchten sah. Ich verriegelte die Türen von innen und fuhr sofort davon, wie es in diesem Viertel jeder getan hätte.
    Nachdem ich zweimal rechts abgebogen war, erreichte ich wieder die Hauptstraße. Dass ich beschattet wurde, brauchte ich hier noch nicht zu befürchten, denn in die Wohnsiedlung hinein wäre mir niemand gefolgt. Sie würden sich an den Ausfahrten auf die Lauer legen.
    Auf der Hauptstraße fuhr ich in normalem Tempo in Richtung Stadtmitte – zum Strand und zur Promenade des Anglais. Ich hatte noch viel zu tun. Ich musste etwas essen, erneut Fettkloß aufsuchen, würde mit etwas Glück die Adressen erhalten und dann losfahren, um
    festzustellen, wo sie genau lagen.
    Unterwegs sah ich das gelbe Lichtermeer einer Shell-Tankstelle und fuhr an eine der Zapfsäulen. Wo sich Gelegenheit zum Volltanken bot, musste sie genutzt werden, selbst wenn nur wenige Liter fehlten. Während ich die vorbeifahrenden Wagen beobachtete, tankte ich mit übergestreiften Plastikhandschuhen, um den
    schrecklichen Benzingestank von meiner zarten Haut fern zu halten. Ich fummelte am Tankdeckel herum und
    versuchte dabei, mir Kennzeichen, Marke, Farbe und Besetzung der vorbeifahrenden Wagen einzuprägen – in der stillen Hoffnung, dass ich sie nie wieder sehen würde.
    Französische Autokennzeichen, die aus einer
    Zahlengruppe, zwei oder drei Buchstaben und einer weiteren Zahlengruppe bestanden, konnte man sich am besten merken, wenn man sich nur auf die Buchstaben und die zweite Zahlengruppe konzentrierte.
    Während das bleifreie Benzin in den Tank gluckerte, suchte ich meine

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